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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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den du da geplant hast!« »Jawohl! Habt ihr schon mal so einen wüsten Haufen gesehen, der sich Männerchor nennt?« »Heh, was redest du? Wart nur ab, nach ein paar Krügen Bier singen wir wie die Täubchen, nicht wahr, Jerg?«
    »Schreit noch lauter herum, und wir wandern in den nächsten Turm statt auf die Kirbe!« versuchte Jerg die aufgeheizte Stimmung zu dämpfen.
    »Schon gut, man wird doch noch einen Spaß machen können! Hätt’ nicht gedacht, daß der Arme Konrad eine so bierernste Sache ist.« Martin, ein etwa dreißigjähriger Bauer ausBissingen, war eingeschnappt. Neben ihm rührte sich nun auch Hannes, der bisher verdächtig ruhig gewesen war. »Da riskieren wir Kopf und Kragen, und du meckerst wie ein alter Bock, weil wir ein wenig lustig sein wollen!« Mürrisch stimmten die anderen zu.
    Jerg blickte sich um und sah in zwanzig feindselige Augenpaare. Verdammt, das fing ja gut an! Jerg hatte das Gefühl, als ob sich die ganze Welt gegen ihn verschworen hatte. Erst die Sache mit Cornelius und jetzt das. Er beeilte sich, die Männer zu besänftigen.
    »So war das nicht gemeint, Männer. Aber wir müssen halt vorsichtig sein. Ein Geheimbund ist nur so lange geheim, wie wir ihn geheimhalten! Wir müssen aufpassen und Augen und Ohren immer offen halten. Oder glaubt ihr, es gäbe für die Obrigkeit eine größere Freude, als ein paar von uns zu schnappen und einzusperren?«
    Wohl oder übel mußten die Bauern ihm zustimmen.
    »Laßt uns doch unseren Mummenschanz weiterspielen und ein Liedchen singen! Dann marschiert sich’s viel besser. Und ich verspreche euch: Auf der Kirbe gibt es sicherlich nicht nur einen Becher Bier für jeden von euch!«
    Damit hatte er seine Männer wieder im Griff, und unter fröhlichem Gesang ging es weiter. Jerg atmete auf. ›Ich muß aufpassen, was ich rede‹, dachte er bei sich. ›Auf der einen Seite soll ich sie sicher und zügig zum Treffpunkt bringen, auf der anderen Seite wird mir gerade das von den Männern übelgenommen. Ich soll mich nicht als Anführer aufspielen, pah! Wenn das so weitergeht, können die mich bald gernhaben! Bei nächster Gelegenheit muß ich den alten Soldaten einmal fragen, wie er mit solchen Jammerlappen umspringt. Bantelhans müßt’ ja genug Erfahrung in solchen Fragen haben, wo er doch bei so vielen Feldzügen mitmarschiert ist.‹
    Ein paar Tage zuvor hatte ein weiteres Treffen zwischen den beiden stattgefunden, bei dem Jerg nähere Einzelheiten über den geplanten Marsch Richtung Stuttgart erfahrenhatte. Zu seiner Enttäuschung war nun doch kein richtiger Aufstand, sondern vorerst nur ein weiteres Treffen der verschiedenen Truppen des Geheimbundes geplant. Dieses Treffen sollte friedlich ablaufen und eine neuerliche Machtdemonstration gegenüber der Obrigkeit sein. Aus diesem Grund, so hatten die Anführer der jeweiligen Fähnlein beratschlagt, sollten sie nur mit einer beschränkten Zahl von Männern in Untertürkheim erscheinen. Schließlich wollte man der Obrigkeit nicht preisgeben, wie viele Mitglieder der Bund in Wahrheit besaß!
    So kam es, daß Jerg mit nur knapp zwanzig Mann unterwegs war. Viel lieber wäre ihm allerdings gewesen, wenn er all seine neu geworbenen Mitglieder von dem Treffen hätte benachrichtigen und mitnehmen können! Deren Zahl schätzte er auf ein paar Dutzend. Aber Bantelhans hatte sich nicht umstimmen lassen und damit argumentiert, daß nun einmal die Mehrheit der Geheimbundführer für ein vorsichtiges Vorgehen war und man sich daran halten mußte. Und so war schließlich vereinbart worden, daß Jerg mit seinen Männern losziehen und sich vor den Toren Untertürkheims mit Bantelhans’ Gruppe treffen sollte, um dann gemeinsam mit dieser auf die Kirbe zu marschieren.
    Nach acht beschwerlichen Stunden war die Gruppe fast am Ziel angelangt. Wie gebannt blieben die Männer auf einer Anhöhe stehen. Obwohl es mitten in der Nacht war, konnte man die Umrisse der Obertürkheimer Stadtmauern gut erkennen. Überall erhellte das Licht brennender Fackeln und offener Feuerstellen die eintönige Dunkelheit der Nacht. Feuerrote Schatten wechselten sich mit rauchgelben Schwaden ab. Es sah aus wie ein Flickenteppich, der an allen möglichen Stellen brannte.
    Selbst von ihrem Standpunkt aus, gute zehn Minuten Fußmarsch von der Stadtmauer entfernt, konnten die Männer die unzähligen Menschen erkennen, die sich an den einzelnen Feuern wärmten. Wollten alle diese Menschen etwa zur Kirbe?Jerg war völlig verwirrt. So viele

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