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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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dünnen Eierschale, die jeden Augenblick zerbrechen konnte. Zu viele Dinge waren zur Sprachegekommen, die ich einfach nicht glauben mochte. Wäre es nicht Asa gewesen, die mir von Jergs Liebelei mit Sureya erzählt hatte, sondern ein anderer, hätte ich es wohl nicht geglaubt. Noch ein Vertrauensbruch? Jerg ein regelmäßiger Besucher der Hure? War ich ihm denn wirklich nicht Weib genug? Wie blind, taub und dumm war ich gewesen!
    Asa und der Pfarrer hatten sich derweil am Tisch niedergelassen. Über dem Feuer brodelte ein Topf mit rotem Wein und allerlei Gewürzen darin und verbreitete einen warmen, süßen Geruch. In den ersten Wochen war ich überrascht gewesen, wie gut sich Asa und der Kirchenmann, der mindestens einmal die Woche vorbeischaute, zu verstehen schienen. Was konnten sich zwei so verschiedene Menschen nur zu sagen haben? Doch sehr schnell erkannte ich, daß Asa und der Pfarrer sich prächtig ergänzten: War sie für das körperliche Heil zuständig, so war es Pfarrer Weilands Aufgabe, für das Seelenheil der Tabener zu sorgen. War es Asas bissiger Spott, der das Kind beim Namen nannte, so waren es bei Weiland Menschenkenntnis und eine gute Beobachtungsgabe. Beide hatten eine Art an sich, über den Dingen zu stehen, wie ich das vorher noch nicht erlebt hatte. Sie sahen die tagtäglichen Vorkommnisse aus einem anderen Blickwinkel und maßen ihnen meistens viel weniger Wichtigkeit bei als die Dorfbewohner. Ein unerwidert gebliebener Gruß, eine falsche Anschuldigung oder eine spöttische Bemerkung konnten schon dazu führen, daß Nachbarn wochenlang kein Wort mehr miteinander redeten oder ihren Streit sogar mit den Fäusten austrugen. Über so etwas konnten Weiland und Asa nur lachen. Und da war noch etwas: Weiland redete mit Asa wie mit einem Mann. Wenn Jerg nur einmal so mit mir gesprochen hätte, wäre uns sicherlich viel erspart geblieben! Doch Jerg war der Ansicht, eine Frau könne nun einmal höchstens halb so gut denken wie ein Mann. Und ich war nicht diejenige, die ihn vom Gegenteil hätte überzeugen können. Was Asa und Weiland anging – ich habe lange darübernachgedacht, was diese beiden Menschen so besonders machte, und kann dennoch keine bessere Bezeichnung dafür finden als Seelenverwandtschaft.
    »Asa, ich flehe dich an: Du mußt zum Müllers Karl und es noch einmal versuchen!« Weilands lautgewordene Stimme riß mich aus meinen Tagträumen.
    »Was verlangt Ihr da von mir, Weiland? Der Karl wird sterben, das ist so sicher wie das Amen in Eurer Kirche! Dafür haben des Herzogs Soldaten gesorgt. Gehe ich nochmals hin und gebe ihm etwas und er stirbt, bin in den Augen der Menschen ich es, die ihm den Tod gebracht hat! Wollt Ihr das?«
    Erstarrt blickte ich von einem zum andern. Wovon sprachen die beiden da? Erst jetzt schien ihnen bewußt zu werden, daß sie eine Zuhörerin hatten. Fragend blickte Weiland Asa an.
    Diese winkte unwirsch ab. »Ist schon gut, Weiland. Marga ist wieder gesund genug, um die Wahrheit zu vertragen. Lange genug haben wir sie geschützt wie ein Kindlein in der Krippe! Sitzt den ganzen Tag hier herum und heult ihrem Jerg nach! Ich frage mich nur – wieso? Er ist doch entkommen! Seine Brüder vom Armen Konrad – die sind es, die ihr Blut für ihre heilige Sache ließen.« Asa spuckte die letzten Sätze regelrecht heraus.
    Erschrocken wich ich zurück. Was war denn in meine Freundin gefahren?
    »Marga kann nichts für die vielen Kranken und Toten, die unser lieber Herzog zurückgelassen hat. Und die sind doch der Grund für deinen Wutanfall, oder?« Besänftigend legte Weiland seine Hand auf Asas Arm, worauf diese zusammensank. Als ich zu ihr hinüber blickte, sah ich Tränen über ihr Gesicht laufen.
    »Wieviel Unheil muß jemand ertragen können? Auch eine Heilerin ist nur ein Mensch! Tag für Tag gehe ich in die Häuser und sehe faulige, blutige Klumpen Fleisch daliegen. Denenkein Mensch mehr helfen kann!« Asas Verzweiflung zerriß mir fast das Herz. Ich stand auf und setzte mich neben sie. Nachdem ich meinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte, ohne daß sie auffuhr, ergriff ich das erste Mal das Wort. Ich wollte endlich wissen, worum es eigentlich ging.
    Auf einen Wink von Asa hin atmete Weiland tief durch. »Vieles ist geschehen, von dem du nichts weißt, Marga. Danke Gott für deine bisherige Unwissenheit, denn was wir dir zu erzählen haben, wird weder dein Ohr noch dein Herz erfreuen …«
    Und so erfuhr ich als allerletzte von den Greueltaten der

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