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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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herzöglichen Soldaten. Von den zerquetschten Händen des Schmiedes, deren einzelne Gliedmaßen so lange durch die Zangen gequält worden waren, bis eine musige Masse daraus wurde. Vom offenen Rücken des Weber Franz, auf dem die Soldaten glühende Kienspäne abgebrannt hatten. Und von Karl, dem Müller, den die herzöglichen Schlächter so lange auf die Leiter aufgezogen hatten, bis sein Rückgrat einen grausamen Knacks machte und zerbrach. Elendig hilflos an seine Schlafstatt gefesselt lag er nun da – der Müller, von dem alle Menschen glaubten, er sei schon mit einem Sack Mehl auf dem Rücken geboren worden.
    Sie erzählten mir von den vielen Opfern, die in Kirchheim und Umgebung den Tod durch die Soldaten gefunden hatten. Die gevierteilt, gerädert oder, waren die Soldaten gerade milde gestimmt, gehängt worden waren im Namen der Gerechtigkeit. Der Arme Konrad , Herzog Ulrichs persönlicher Feind, war Stück für Stück zu Tode gequält worden, während ich nichtsahnend und in Selbstmitleid zerfließend im Bett gelegen hatte. Das konnte doch alles nicht wahr sein, um Gottes willen! Wild schüttelte ich den Kopf wie eine Wahnsinnige, deren Verstand von bösen Geistern aufgefressen worden war.
    Als könne sie Gedanken lesen, antwortete Asa: »Doch, Marga, Gott hat das zugelassen. Aber verlange nicht vonWeiland, daß er dir das erklärt! Und das sind nur die Dinge, die bei uns geschehen sind. Es wird jedoch erzählt, daß der Herzog seine Blutrache im ganzen Land genossen hat.«
    »Aber wieso? Die Menschen haben ihm doch nichts getan. Sie sind für das alte Recht eingetreten, ohne dabei auch nur einer Fliege etwas zuleide zu tun.«
    »Braucht ein Wahnsinniger einen Grund?« spie Asa aus.
    »Ich will dir beileibe nicht bei deiner Behauptung widersprechen, Herzog Ulrich sei ein Wahnsinniger«, entgegnete Weiland. »Aber einen Grund gibt es doch: Gerade für einen so schwachen Menschen wie ihn bedeutet der Widerstand tapferer, mutiger Männer einen Schlag ins Gesicht. Durch diese Zurschaustellung von Mut hat er es am Ende selbst mit der Angst zu tun bekommen und ist aus seinem geliebten Stuttgart nach Tübingen geflohen. Man erzählt sich, dort habe er sich tagelang eingeschlossen und verbarrikadiert. Erst die angeheuerten Soldaten hatten ihm wieder Mut und Stärke verschafft.«
    »Und wo hat er die Soldaten herbekommen, lieber Weiland? Von keinen Geringeren als den Bischöfen von Würzburg und Konstanz, wie Ihr mir selbst erzähltet!«
    Weiland nickte. »Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß hohe Kirchenvertreter den Tübinger Vertrag nicht nur für gut befanden, sondern diesen mit aller Kraft unterstützen. Viel bekomme ich als kleiner Dorfpfarrer ja nicht mit, dafür bin ich für den Klerus ein zu unwichtiges Glied in dessen großer, güldener Kette. Aber solche Dinge sprechen sich nun einmal herum.« Weilands Gesicht zeugte von einer tiefen Hoffnungslosigkeit, als er weitersprach. »Aber wer bin ich, daß ich etwas ändern könnte? Und überhaupt, ganz vorne hätte ich marschieren sollen, an der Spitze des Armen Konrad , dann wäre mir jetzt wohler. Statt dessen habe ich von den Vorgängen nicht einmal etwas geahnt, bis es zu spät war! Soviel Vertrauen haben meine Schäflein zu mir!«
    Eine Weile schwiegen wir.
    »Pfarrer Weiland, Asa!« Ich schaute von einem zum andern. »Wir wußten nichts vom Armen Konrad , bis es zu spät war. Nun sind viele Mitglieder verletzt oder gar tot. Andere konnten fliehen. Soll das alles umsonst gewesen sein?« »Was sollen wir denn deiner Meinung nach tun? Zwei Frauen und ein Pfarrer! Wie willst du uns denn nennen: Sind wir der ›Arme Tropf‹ oder der ›Arme Pfaff’‹ oder was? Laß mich deine Stirn fühlen, Marga. Hat das Fieber etwa schon wieder von dir Besitz ergriffen?« Asa verzog spöttisch ihre Mundwinkel.
    Unsicher, wie ich war, wollte ich mich trotzdem nicht so leicht geschlagen geben. »Wir brauchen keinen Namen, und ich meine auch nicht, wir sollten es tun wie der Arme Konrad! So gut seine Absichten auch sein mochten, viel genützt haben sie wohl nichts, oder? Wir müßten versuchen, auf unsere Art gegen die ganzen Ungerechtigkeiten zu kämpfen.«
    Schweigen. Ratlose Gesichter.
    »Und wie, bitte schön, sollte das aussehen?« Asa hörte sich an, als spräche sie mit einem Kind, das man nicht allzu ernst nehmen muß.
    »Indem wir uns einfach nicht mehr alles gefallen lassen! Wer sagt denn, daß wir Bauern gleich die ganze Welt verändern müssen? Beginnen wir

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