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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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wieder in die dicken Händchen und lachte selig. Später, als sie neben Sara im Bett lag und schlief, spielte immer noch ein Lächeln um ihre Lippen.

    Am nächsten Tag, es war der Vormorgen des Schabbat, stand Sara früh auf. Über Nacht hatte es weitergeschneit, und auf den Gassen und Plätzen lag eine weiße Decke knöchelhoch. Die Männer kehrten und schaufelten die Wege vor ihren Häusern frei, während die Frauen vorbereiteten, was am Schabbat verzehrt werden sollte. Denn an diesem Ruhetag durfte weder gearbeitet werden noch gekocht, nicht einmal Feuer zu machen war erlaubt. Also richtete man Speisen her oder buk Pasteten, die notfalls auch kalt gegessen werden konnten. Manche Juden hatten natürlich christliche Dienerschaft, die am Schabbat arbeiten durfte, aber Saras Familie konnte sich das nicht leisten. Lediglich gegen Mittag kam die alte Margret vorbei, die zum Feueranzünden und Nachschüren überall im Judenviertel herumging und dafür ein paar Pfennige bekam.
    Zu Saras Aufgaben gehörte es, am Tag vor dem Schabbat genug Wasser vom jüdischen Gemeindebrunnen zu holen, dass es für zwei Tage reichte. Das waren mehrere Gänge, für die sie länger als üblich brauchte, weil am Brunnen viel Betrieb war und sie außerdem ihrer besten Freundin Bilhah über den Weg lief. Nach dem Wasserholen half sie ihrer Mutter beim Putzen und Fegen, damit das Haus am Schabbat auch sauber war. Erst am frühen Nachmittag hatte sie nichts mehr zu tun. Ungeduldig sang sie Jochebed in ihren Mittagsschlaf, dann schlich sie sich leise auf die Gasse, um Salo zu besuchen.

    Sie traf ihn im Garten hinter seinem Haus, wo er Holz schlichtete. Ein langer Schlaks war er geworden mit seinen fast sechzehn Jahren, schlank und sehnig, die ersten dunklen Barthaare sprossen flaumig auf seiner Oberlippe. Als er Sara kommen sah, richtete er sich auf und wischte die Hände an seinem Kittel sauber. »Wo bist du die ganze Zeit gewesen?«, fragte er mit einer Stimme, die schon sehr männlich klang.
    »Daheim«, antwortete sie.
    »Warst du krank?« Er wirkte besorgt.
    Sara schüttelte den Kopf. Es war ihr peinlich, darüber zu reden. »Ich … , nein, bloß eigentlich … « Sie druckste ein wenig herum. »Ich hatte meine … unreinen Tage.«
    »Oh«, machte er verlegen und betrachtete angelegentlich seine kurzgeschnittenen Fingernägel. Dabei wusste er vermutlich besser Bescheid über die weibliche Blutung als Sara, schließlich war er mit zwei älteren Schwestern aufgewachsen.
    »Ist schon vorbei«, sagte Sara, »ich meine, ich war schon im Bad.«
    Unschlüssig standen sie vor der Holzschütte und wussten nicht recht, was sie reden sollten. Seit Jahren hatte eine beinahe blinde Vertrautheit zwischen ihnen bestanden, alles war so selbstverständlich gewesen zwischen ihnen, unbeschwert und leicht. Doch jetzt hatte sich etwas verändert. Sie war kein Kind mehr.
    »Hilfst du mir beim Reisigbinden?«, brach er schließlich den Bann. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    »Natürlich.« Sie war froh, etwas zu tun zu bekommen.
    Eine Weile arbeiteten sie schweigend; Salo bündelte die dünnen Äste, und sie schlang die Bastschnur darum. Fleck, der Hofhund, kauerte neben dem Hackstock und beobachtete jede ihrer Bewegungen. Als es immer dichter schneite, kroch er in seiner Hütte unter.
    »Gehn wir in den Stall«, schlug Salo vor.
    Der Stall war schon immer ihr Unterschlupf gewesen, ein Ort, der nur ihnen gehörte und wo niemand sie je störte. Unten standen die beiden Zugpferde ein, daneben gurrten in ihren Verschlägen die Haustauben, eine scheckige Milchkuh und zwei Ziegen hatten auch noch Platz. Oben und nur durch eine schmale Hühnerleiter erreichbar war das Futterlager, immer schön warm und gemütlich. Salo half Sara hinauf, und sie hockten sich ins Heu. Wie oft waren sie schon zusammen hier gewesen, und doch war es heute anders als sonst. Sorgsam zog sie den Rock über ihren Knien zurecht, damit er nicht aufklaffte. Sein kritischer Blick wanderte über ihre schmale Gestalt. »Man sieht gar nichts«, sagte er.
    »Doch«, sagte sie, »es ist dir bloß nie aufgefallen.«
    »Meinst du?« Er sah sie seltsam an.
    Sie ärgerte sich über ihn. Da hatte sich so vieles an ihrem Körper verändert, und er hatte es nicht bemerkt. Dabei war er der Einzige, der es hätte bemerken sollen. In einer plötzlichen, unüberlegten Anwandlung legte sie ihren dicken Umhang ab und zog dabei wie unabsichtlich ihr Leinenhemd glatt. Er erkannte die Umrisse ihrer Brüste unter

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