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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Jahre nach Spanien, wo wir unter den Sephardim Freunde und Verwandte haben. Dort gibt es gute Jeschiwas und hochweise Lehrer.« Er machte eine Pause und nahm den Becher Wein, den Schönla ihm anbot.
    »Wir wünschen Salo viel Glück auf seinem Weg«, sagte sie. »Er ist ein so kluger Junge.«
    »Das ist er«, erwiderte Hirsch Gideon stolz. »Jedenfalls«, fuhr er fort, »um zur Sache zu kommen: Gestern Abend war Salo bei mir und hat mir eröffnet, dass er noch etwas regeln möchte, bevor er in drei Tagen mit einem Handelszug Richtung Cordoba abreist. Er hat mich um Erlaubnis gebeten, Eure Tochter Sara zu heiraten.«
    »Adonai«, murmelte Levi überrascht in seinen Bart. Dann sagte er lauter: »Die beiden sind doch noch viel zu jung!«
    »Dasselbe hab ich auch zu meinem Sohn gesagt«, gab Hirsch Gideon zurück. »Aber er ist dickköpfig geblieben. Er sagt, er liebt Eure Tochter, und er will sicher sein, dass man sie nicht einem anderen anverheiratet, bevor er aus Spanien zurück ist. Sonst, hat er gedroht, reist er gar nicht erst ab.«
    Schönla ergriff das Wort. »Die beiden waren immer ein Herz und eine Seele. Aber ich gestehe, ich habe nie an eine Verbindung gedacht, weil, nun ja … « Sie sah hilfesuchend zu ihrem Mann hinüber.
    »Weil ihr reiche Leute seid und ich nur ein armer Schulklopfer«, beendete Levi den Satz. »Ich kann Sara keine Mitgift geben, die des Wortes wert ist.«
    »Das ist uns bewusst«, entgegnete Hirsch Gideon ruhig. »Und trotzdem sind wir hier. Seht, unser ältester Sohn, Chajim, der hat ein vermögendes Mädchen geheiratet, eine gut ausgestattete Erbin. Er ist ja auch im Zinsgeschäft, und Geld tut in dem Fall gut. Salo dagegen will Rabbi werden, und dafür braucht er keine reiche Frau. Nein, er braucht ein Weib, das ihm eine Stütze ist, ihm guten Rat gibt, seine Schüler und Studenten versorgt und in der Gemeinde hilft. Und da wäre eure Sara schon die Rechte. Sie ist gescheit, er redet viel mit ihr, sie wird ihm eine gute Gefährtin sein.« Er nahm einen großen Schluck Wein. »Ein Mann muss glücklich in seiner Familie sein, nur dann kann er ein gottgefälliges Leben führen. Tja, ich selber, oder Ihr, Levi, wir bräuchten kein Weib, das lesen und schreiben und kluge Dispute führen kann. Aber unser Salo … kurzum, meine Rahel und ich haben beschlossen, dass wir einer Ehe nicht im Weg stehen wollen. Und wenn auch ihr einverstanden seid, dann könnten wir noch vor Salos Abreise einen Ehevertrag abschließen, der alles regelt. Die Hochzeit wäre dann bei seiner Rückkehr.«
    Levi atmete einmal tief durch. Das hätte er sich nie träumen lassen: Seine Sara, verheiratet mit dem Sohn des reichsten Geldjuden Kölns! Verheiratet mit einem zukünftigen Rabbi! Er hob seinen Weinbecher. »Auf das Glück unserer Kinder«, sagte er mit Rührung in der Stimme. »Le-chajim.«
    Von oben, wo Sara die ganze Zeit über auf dem Treppenabsatz gekauert und gelauscht hatte, kam als Antwort ein heller Juchzer.

Rittergut Riedern, Winter 1404
    Ezzo kniete in der kleinen Pfarrkirche von Riedern vor dem Epitaph seines Vaters. Seine Lippen bewegten sich lautlos mit, als er den Grabspruch las. »O Mensch, ker von Sünden und ruf an / Mariam die dir helfen kan / Gieb Got dein Sel, er dir sie gab / so magstu an dem jüngsten Tag / vor Got frölich erstan, / wiltu von Sünden lan.«
    Jeder Tag seit dem Tod seines Vaters war ihm vorgekommen wie hundert Jahre. Hundert Jahre Schmach, hundert Jahre Wut, hundert Jahre Ohnmacht. Jetzt war es genug. Er war nun fünfzehn Jahre alt; alt genug, um zu gehen. Schon viel früher hätte er die Burg verlassen sollen, damals im Sommer, als ihn sein Stiefonkel vor allen anderen geschlagen hatte, weil er seinen Platz am Herrentisch einforderte. Oder als Friedrich von Riedern ihn die Grube unter dem Abtritt hatte reinigen lassen. Oder … es waren so viele Demütigungen gewesen, so viele Ungerechtigkeiten. Wie hätte er sich wehren sollen, er war ja kaum den Kinderschuhen entwachsen. Und seine Mutter hatte immer wieder beschwichtigt. Wo willst du denn hin, hatte sie gesagt, du kannst doch nicht einfach so gehen. Und ich bin ja auch noch da, mich wirst du doch nicht allein lassen wollen? Doch nun war das Maß dessen, was Ezzo ertragen konnte, voll. Es war sein Leben, und er würde es nicht als Knecht verbringen, das war er sich und seinem Vater schuldig. Mit einem Ruck erhob er sich und legte seine rechte Hand auf die aus der Steinplatte herausgemeißelte Figur seines Vaters, dort,

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