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Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
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leisten, den sie nicht mehr würde zurücknehmen können.
    Was sollte sie antworten?
    Dann sprach Rob seinen Schwur und blickte dabei Iantha fest und tief in die Augen. Plötzlich wusste sie, dass sie lieber sterben würde, als ihn zu enttäuschen. Als sie an der Reihe war, antwortete sie klar und entschieden: "Ich will."
     
    Der Abschied von den Gästen und von Ianthas Familie war unvermeidlich gekommen. Jetzt sank der Abend hernieder, und Iantha saß vor dem fröhlich flackernden Feuer in ihrem neuen Salon. Sie fand ihn sehr komfortabel, etwas größer als der der verwitweten Lady Duncan, den sie zuvor benutzt hatte. Die Möbelstücke des alten Salons, die sie besonders gern mochte, waren in den neuen gebracht worden. Von der Ecke aus gesehen, wo die Schlafzimmer von Lord und Lady aneinander grenzten, hatte der Raum an zwei Seiten Fenster, durch die man Berge sah, so weit das Auge blickte. Der Salon besaß nur einen Nachteil.
    Das war die Tür, die in Seiner Lordschafts Schlafzimmer führte.
    Iantha versuchte, sich einzureden, dass sie sich sicherer fühlen würde, wenn sie wusste, dass Rob hinter der nächsten Tür, ganz in ihrer Nähe, schlief. Aber sicherer wovor? Welche Gefahr war größer – die Unbekannten, die vielleicht ihr Leben bedrohten, oder dieser starke, muskulöse Mann, der nebenan schlief und solche widersprüchlichen Gefühle in ihr weckte?
    Heute, in ihrer Hochzeitsnacht, hegte Iantha darüber eigentlich keine Zweifel.
    Rob würde keine Forderungen an sie stellen. Das wusste sie. Aber sie fühlte sich schuldig bei dem Gedanken, dass dieser so männliche, gute Mann nicht freudig zu seiner Braut kommen konnte, wie es ein Bräutigam normalerweise tat. Sie wollte ihm schenken, worauf er ein Recht hatte.
    Und sie konnte es nicht.
    Eine Träne rann leise über ihre Wange. Iantha wischte sie hastig fort und rang um Beherrschung. Sie durfte nicht zulassen, dass ihre Gefühle sie überwältigten.
    Entschlossen schob sie sie beiseite.
    Und, oh Gott, da trat er durch die Tür.
    Iantha nahm all ihre Kraft zusammen und lächelte ihn an. "Guten Abend." Sie widerstand dem Bedürfnis, ihr weißes Neglig enger um sich zu raffen. Es war bereits zugeknöpft bis zum Hals. Aber es war ein Neglig, gemacht für das Brautgemach. Du lieber Himmel, sie fühlte sich so verletzlich.
    Seine Lordschaft erwiderte ihr Lächeln und stellte sich mit dem Rücken zum Kamin, die Hände in den Taschen seines Morgenrocks. "In diesem Salon kann ich dich immerhin vor dem Erfrieren bewahren."
    Sie versuchte zu lachen, aber es klang etwas verkrampft. Rob kam zum Sofa herüber und blickte auf sie herab. "Du siehst verängstigt aus."
    "Ich … Es tut mir Leid. Ich weiß, du möchtest …" Iantha errötete und blickte auf ihre Hände nieder.
    Rob ging zur Karaffe und goss zwei Gläser Brandy ein. Während er sich neben sie setzte, reichte er ihr ein Glas. "Nein. Ich möchte nicht." Er lehnte sich zurück und nahm einen Schluck. "Entspann dich und trinke einen kleinen Brandy."
    "Ich habe bis jetzt noch niemals Brandy getrunken." Iantha betrachtete die dunkle Flüssigkeit. "Er ist so stark, und ich finde, ich muss vorsichtig sein, selbst mit Wein …"
    "Warum?" Er sah sie nachdenklich an. "Was geschieht, wenn du Wein trinkst?"
    "Nun ja, so etwas Ähnliches wie nach der Schneeballschlacht."
    "Du möchtest dann weinen?"
    "Ja. Das und noch anderes, was ich dann fühle …" Sie blickte von ihrem Glas auf und sah ihn an. "Ich habe Gedanken, die mich erschrecken."
    "Denkst du daran, dich selbst zu verletzten?" Er runzelte die Stirn.
    Sie senkte wieder den Blick und biss sich auf die Lippen. Nach einiger Zeit blickte sie auf. "Nein. Nicht mich."
    Robs Gesicht hellte sich auf. "Also jemand anderem etwas anzutun?"
    Iantha nickte. "Aber das ist natürlich Unsinn. Die, die ich verletzen möchte, kenne ich ja noch nicht einmal."
    "Nicht beim Namen." Er nahm einen Schluck. "Aber durch ihre Taten."
    "Ja, natürlich. Doch dann …" Eine unsagbare Verzweiflung überkam sie, und sie schloss die Augen.
    Rob blickte sie ruhig an. "Dann was?"
    "Dann fange ich an, an andere zu denken … Menschen, die ich kenne, und ich habe solche Gedanken …" Sie konnte nicht fortfahren. Es war zu entsetzlich, daran zu denken, geschweige denn darüber zu sprechen. "Ich werde zu einem Monster."
    "Nein, Iantha, das sind nicht die Neigungen eines Monsters." Er stellte sein Glas auf den Tisch und ergriff ihre Hand. "Dein Zorn richtete sich deswegen gegen andere, weil er die wahren

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