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Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
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Vielleicht hatte sie die Beschämung über ihren Tränenausbruch überwunden. Der Ritt war ein guter Einfall von ihm gewesen. Aktivitäten lockten sie aus ihrer selbst gewählten Zurückgezogenheit hervor.
    Als sie in die Eingangshalle kamen, eilte Vijaya sofort die Treppe hinauf. "Verzeihen Sie mir, aber ich bin für dieses Klima nicht geboren. Ich brauche jetzt unbedingt ein wärmendes Feuer."
    Rob lachte in sich hinein und widmete sich dann dem Stapel Post, der auf dem Tisch lag. Jemand war ins Dorf gegangen und hatte sie geholt. Als er die Briefe durchsah, stieß er auf einen, der an Iantha adressiert war. Er wollte ihn ihr gerade geben, als er einen anderen entdeckte, in der gleichen linkischen Schrift geschrieben und an ihn adressiert.
    Er nahm ihr den Brief wieder aus der Hand. "Einen Augenblick."
    Er entfaltete das Blatt und überflog es.
     
    Duncan –   Sie haben sich entschlossen, eine Schlampe zu heiraten, also genießen Sie, was immer eine Schlampe einem Ehemann zu bieten hat. Aber wenn sie auch nur einWort gegen uns sagt, werden Sie diese zweifelhafte Freude nicht mehr sehr lange haben. Wenn sie den Mund aufmacht, stirbt sie – und Sie mit ihr.
    Rob zerknüllte mit einem Fluch das Schreiben. Er hielt die immer noch zusammengefaltete andere Nachricht Iantha hin, aber er gab sie ihr nicht. "Hast du diese Handschrift schon einmal gesehen?"
    Sie erbleichte, antwortete aber mit fester Stimme: "Ich denke ja. Es ist noch so einer, nicht war?"
    Rob riss den Brief auf und warf einen Blick darauf. "Ja." Er machte keine Anstalten, ihn ihr zu geben. "Aber er wurde nicht von der gleichen Person geschrieben wie der, der an Weihnachten unter deiner Tür durchgeschoben wurde."
    Sie schüttelte den Kopf. "Nein, ich denke nicht. Aber ich habe beide Handschriften schon früher einmal gesehen. Dieser hier sieht aus, als habe der Schreiber bewusst seine Schrift verstellt."
    Rob betrachtete prüfend ihr Gesicht. Sie sah völlig gefasst aus. Er selbst zitterte vor Wut. "Wie kannst du nur so ruhig bleiben?" Er wurde sehr laut. Sie zuckte zusammen, und sofort senkte er die Stimme. "Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht anschreien. Aber bist du nicht zornig?"
    Ihre Hände zitterten, doch sie zuckte die Achseln. "Das hilft doch nicht."
    "Aber du solltest es sein. Du solltest wütend sein."
    Sie sah an ihm vorbei in die Ferne. "Ich ziehe es vor, es nicht zu sein."
    "Kein Wunder, wenn sich dein Zorn dann gegen Unschuldige richtet. Richte ihn gegen die, die ihn verdienen." Er schüttelte die Faust, die das zerknüllte Papier hielt. "Richte ihn gegen diese Bastarde."
    Sie wandte sich ihm zu. Ihr Gesicht war ganz ruhig. Auf ihre Antwort wusste er nichts zu sagen.
    "Wie?"
     
    Ja, wie? Noch nie in seinem Leben war Rob so ratlos gewesen. Seine Hände sehnten sich danach, sich um den Hals des Mannes zu legen, der diesen Brief geschrieben hatte. Aber dieser Bursche versteckte sich in der sicheren Anonymität. Am liebsten hätte Rob Iantha geschüttelt, bis sie ihre eisige Ruhe verlor. Doch er hatte noch nie die Hand gegen eine Frau erhoben, und er hatte nicht die Absicht, bei seiner eigenen Frau anzufangen – seiner kleinen, zerbrechlichen, zu Eis erstarrten Frau. Sie anzuschreien war schon schlimm genug gewesen.
    Er wusste nicht, was er tun sollte, und saß so nach dem Abendessen mit ihr in ihrem Salon und nahm Zuflucht zu einer belanglosen Unterhaltung. "Bist du mit der neuen Zofe zufrieden?"
    An diesem Abend hatte Iantha zugestimmt, einen kleinen Sherry zu trinken. Brandy hatte sie aber entschieden abgelehnt. Sie nahm einen winzigen Schluck. "Oh ja. Camille ist Französin, weißt du, und sehr geschickt. Sie kam zwar eigentlich als Zimmermädchen hierher, aber Gailsgill schlug sie vor, weil sie schon früher Erfahrungen als Zofe gesammelt hatte." Iantha lächelte. "Ich fühle mich direkt à la mode mit einer französischen Zofe. Sie hat solch einen reizenden Akzent."
    "Ich freue mich, dass sie dir gefällt." Er dachte nach, was er sonst noch sagen könnte. Zum Henker damit! Er wollte hier keine leere Konversation machen. Er wollte Iantha wieder in den Armen halten. Immer noch ins Feuer starrend, ergriff Rob die zarte Hand, die neben ihm auf dem Sofa ruhte. Iantha erstarrte für einen Moment und entspannte sich dann hörbar mit einem langen Atemzug. Rob nahm noch einen Schluck von seinem Brandy.
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber dann schloss sie ihn wieder, als wüsste sie genauso wenig wie er, was sie sagen sollte.

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