Die silberne Göttin
Frau nur aussehen kann. "Du weißt … Ich meine, ich würde nie …"
Gegen seinen Willen musste Rob doch lächeln. "Stimmt. Du wärst die Letzte, der ich eine heimliche Liebschaft unterstellen würde. Warum also wirst du rot?"
Iantha betrachtete ihre Hände. "Ich würde es lieber nicht sagen."
"Jetzt fange ich aber gleich an, wirklich ärgerlich zu werden." Rob wurde wieder sachlich. "Sicher hat eine Frauenzeitschrift wie La Belle Assemblée nichts mit den anderen Briefen zu tun, die du verborgen hast?"
"Oh nein! Damit hat es überhaupt nichts zu tun."
"Dann möchte ich gerne, dass du mir erzählst, was es mit all dem auf sich hat."
Seine Frau seufzte tief auf. "Nun gut. Ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst."
Iantha studierte wieder ihre Hände.
Rob wartete.
"Ich … Ich habe eine … Verbindung zu La Belle Assemblée." Hätte sie ihm eine schändliche Affäre gestanden, sie hätte nicht schuldbewusster aussehen können.
Verwirrt runzelte Rob die Stirn. "Ich verstehe nicht. Welche Art von Verbindung? Warum machst du solch ein Geheimnis daraus?"
"Nun … Die meisten – zumindest Männer – denken, dass Frauenzeitschriften ziemlich albern sind. Und in gewisser Weise sind sie es ja auch – es geht nur um Kleider und Schönheit. Aber einige der Artikel sind auch sehr hilfreich. La Belle Assemblée ermutigt ihre Leserinnen, sie um Rat zu bitten."
Langsam ging Rob ein Licht auf. Und gegen seinen Willen brach er in ein lautes Gelächter aus. "Dann bist du Lady Weisheit?"
Iantha ging verärgert an ihren Schreibtisch zurück. "Ich wusste ja, dass du lachen würdest."
Jetzt hatte er wirklich etwas falsch gemacht. Rob bemühte sich sofort um Wiedergutmachung. "Es tut mir Leid, Iantha. Ich lache ja nicht über dich. Ich – Ich glaube, ich bin einfach nur erleichtert." Er legte ihr die Hand auf die Schulter und drehte sie zu sich um. Und dabei versuchte er, so ernst zu schauen, wie er nur konnte. "Wirklich, von allen Menschen halte ich dich am allerwenigsten für albern. Du bist schon zu ernst."
Rob sah sie an. Er schien keine großen Fortschritte zu machen bei seinem Versuch, wieder ihr Wohlwollen zu erringen. Vielleicht hätte er den letzten Satz auch nicht sagen sollen. "Jetzt komm schon, Iantha. Ich wollte nicht …"
Die Röte in ihrem Gesicht rührte jetzt nicht mehr von ihrer Verlegenheit her. Sie stand auf und begann, auf und ab zu gehen. "Es ist immer das Gleiche mit den Männern. Immer halten sie Frauen für zu albern oder zu ernst. Ihrer Meinung nach haben sie zu viel Verstand oder gar keinen. Nichts, was wir tun, nehmen sie ernst. Frauen können nicht in Öl malen. Aquarelle sind etwas für Schulmädchen. Gedichte sind zu sentimental. Romane zu blumig."
Sie holte tief Luft, presste die Lippen zusammen und kreuzte die Arme über der Brust. Nun gut, Rob hatte gewollt, dass sie zornig wurde. Aber doch nicht auf ihn. Er entschied sich, diplomatisch vorzugehen. "Ich kann verstehen, dass das alles sehr frustrierend für dich ist. Aber ich versichere dir, ich denke nicht so über Frauen und über das, was sie leisten. Ich möchte gerne etwas lesen, das du geschrieben hast – vielleicht die Antwort auf den Brief da auf deinem Schreibtisch –, wenn du es erlaubst?"
"Du würdest ja doch nur lachen."
"Ist der Brief komisch?"
"Absolut nicht."
"Dann werde ich auch nicht lachen." Rob wartete auf ihre Erlaubnis, den Brief zu nehmen, und einen Moment lang glaubte er, keine zu erhalten.
Endlich nickte Iantha. "Hier ist die Frage. Und das ist meine Antwort."
In der verzweifelten Hoffnung, nichts zu finden, was ihn doch noch zum Lachen bringen würde, begann Rob zu lesen. Die Verfasserin des Briefes fragte, was sie tun solle, wenn ihr Mann bis spät in die Nacht nicht nach Hause käme. Sie befürchtete, dass er seit ihrer letzten Schwangerschaft eine Geliebte hatte. Unter Tränen gezeichnet – B.T."
Dieser Schuft! Rob wandte sich Ianthas Antwort zu.
Liebe B.T.,
ich bin sicher, dass es sehr schwer für Sie ist zu akzeptieren, dass Ihr Gatte sich einer anderen zuwendet. Aber Männer sind nicht wie wir. Sie bemühen sich nicht, ihre Gefühle und Bedürfnisse unter Kontrolle zu haben, wie wir es tun müssen. Sie scheinen die Abwechslung zu brauchen. Trotzdem bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als Ihre Tränen und Ihren Zorn zu unterdrücken. Sie werden Ihnen sonst nur noch mehr Schmerz bringen.
Mit meinen besten Wünschen für Ihr weiteres Glück
Ihre
Lady Weisheit
Rob kämpfte einen
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