Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
Vom Netzwerk:
zu Boden fallen und wandte sich um, um den Gegenstand zu betrachten, den Rob in Händen hielt. Es war ein Stück blutroter Stoff. Rob entfaltete es und enthüllte die für Mund und Augen hineingeschnittenen Löcher. "Was …?"
    Aber Iantha wusste bereits Bescheid.
    Ihr Mann hielt eine der Masken in Händen, die sie seit sechs Jahren in jedem ihrer Alpträume gesehen hatte.
    Als Rob ihr Gesicht sah, stieß er einen Fluch aus.
    Doch plötzlich verging die Benommenheit, und etwas, das Iantha nicht benennen konnte, ergriff Besitz von ihr. Sie sprang auf und entriss ihm das abscheuliche Ding. Ihre Hände schienen sich in Klauen zu verwandeln, als sie die Finger in die Löcher steckte und daran zerrte. Der Stoff gab sofort nach. Keuchend zerriss sie wieder und wieder die Seide. Als nur mehr Fetzen davon übrig waren und es nichts mehr zu zerreißen gab, drehte sie sich um und schleuderte die Reste ins Feuer.
    Schwer atmend ließ sie sich in den Sessel fallen.
    Ihr Mann betrachtete sie, und die Verblüffung war ihm ins Gesicht geschrieben. Nach einiger Zeit kniete er nieder, nahm das Blatt Papier und warf es ebenfalls in die Glut.
    "Gut gemacht!" sagte er.
     
    Iantha fühlte sich eigenartig – eigenartig leicht. Und sehr befreit. Diese schreckliche Maske zu zerstören hatte ihre Angst vertrieben und anderen Gefühlen Platz gemacht. Wie lange war es her, dass sie etwas anderes als Angst gefühlt hatte?
    Sechs lange Jahre.
    Während des Dinners an diesem Abend betrachtete sie ihren Mann, sah, wie bei jeder Bewegung seine Muskeln spielten. Und sie beobachtete sein Gesicht, in dem Heiterkeit und Ernst sich abwechselten und das eine Wärme ausstrahlte, die in ihr die gleiche Wärme erweckte. Sie fing an, die angenehme Seite dieser erregenden Wärme zu entdecken. Robs sanfte Hände, sein starker Körper, seine Zärtlichkeiten ähnelten in keiner Weise dem, was sie von ihren Angreifern erfahren hatte.
    Und er hielt sich ihretwegen zurück. Wenn sie daran dachte, wie viel Trost und Verständnis er ihr entgegenbrachte, dass er ihr ein Heim geschaffen und es ihr ermöglich hatte, Ehe und Begehren kennen zu lernen, dann fühlte Iantha, dass sie ihm eine Menge schuldete. Denn alles, was er als Gegenleistung von ihr zu erwarten schien, war, dass sie ihm erlaubte, sie die Liebe zu lehren.
    Wie konnte sie ihm das verweigern?
    Als sie sich an diesem Abend für die Nacht zurechtmachte, ließ sie Camille ein Neglige bereitlegen, das sie noch nie zuvor getragen hatte. Es war ein Hochzeitsgeschenk ihrer Schwester Andrea. Die rein weiße Seide fiel vom Ausschnitt glatt bis zur Taille und umspielt dann in graziösen Falten Hüften und Beine. Der dazu passende hauchdünne Überwurf wurde über dem Busen von zwei schmalen Schleifen gehalten. Iantha zitterte. Zweifellos würde sie sich in diesem Ensemble zu Tode frieren, doch es war das Wenigste, was sie für den Mann tun konnte, der bereit war, ihr so viel zu geben.
    Ihre Zofe hatte wissend gelächelt, als Iantha nach dem Neglige verlangte. Doch als Camille ihrer Herrin das Haar bürstete, konnte Iantha im Spiegel über dem Frisiertisch sehen, wie das Mädchen eine Grimasse zog. Da sie die junge Frau noch nicht so gut kannte, wusste Iantha nicht, ob sie nach dem Grund fragen oder die Angelegenheit einfach ignorieren sollte.
    Noch bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, lächelte Camille schon wieder und band ihr das Haar hoch. "Jetzt wird Seine Lordschaft das Vergnügen haben, Ihnen das Haar zu lösen, Mylady."
    Iantha errötete und wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte, doch sie lächelte zurück. "Danke, Camille. Das ist alles."
    Die Zofe knickste und verließ den Raum.
    Iantha starrte auf die Tür zum Salon.
    Nach einem kurzen Augenblick des Zögerns holte sie tief Luft und schritt darauf zu.
    Als sie eintrat, saß Rob schon auf dem Sofa, trank seinen abendlichen Brandy und studierte eine seiner alten Handschriften. Immer noch ein wenig unsicher, ging Iantha zum Kamin und wärmte sich, statt sich neben ihren Mann zu setzen.
    Rob blickte auf und erstarrte, das Glas an den Lippen und mit einem fast komischen Ausdruck des Unglaubens auf dem Gesicht. Iantha spürte, dass ihr das Blut in die Wangen schoss. Sehr langsam und vorsichtig, ohne den Blick von ihr zu wenden, setzte er sein Glas ab.
    Es schien eine kleine Ewigkeit zu vergehen, dann grinste er.

13. Kapitel
     
    "Guten Abend, Lady Duncan. Sie sehen bezaubernd aus."
    Iantha erwartete, dass er sie auffordern würde, sich zu

Weitere Kostenlose Bücher