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Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
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verspürte einen leichten Stich von Eifersucht.
    "Ja, sie wurde zu Ehren der Göttin so genannt." Er sah sie freundlich, aber wie ihr schien, ein wenig traurig an.
    "Kannten Sie sie?"
    "Natürlich. Sie war meine Schwester – meine Lieblingsschwester."
    "Oh! Das wusste ich nicht. Ich bedauere Ihren Verlust."
    Er nickte. "Danke."
    Sie war nach einer Göttin benannt worden. Iantha verspürte wieder einen kleinen Stich. Sie wandte sich ab und betrachtete eine Reihe von Figuren auf einem niedrigen Marmortisch. "Stellen die hier Göttinnen dar?"
    "Ja." Er deutete auf eine große, grobe Figur mit starren schwarzen Augen. "Dies hier zeigt Jagannath, den Herrn des Universums. Seine Augen wachen über uns alle."
    "Wie interessant. Das ähnelt sehr dem, was auch uns über Gott gelehrt wird." Sie betrachtete nachdenklich die Figur.
    "Es gibt viele Ähnlichkeiten. Und man muss bedenken, dass Indien ein sehr großes Land ist und eine sehr alte Kultur besitzt. Es hat viele Völkerwanderungen erlebt. Und jedes Zeitalter und jedes Gebiet hatte seine Götter. Deswegen ist der Hindugötterhimmel auch so groß. In dem Gebiet, in dem ich geboren bin und in dem es noch viele primitive Stämme gibt, erkennen wir Jagannath als obersten Gott an. Er hat natürlich eine Gemahlin an seiner Seite."
    "Ach, wirklich?" Iantha war fasziniert von dem Gedanken an weibliche Götter – pralle Göttinnen, die lächelten, während sie sich der Liebe hingaben. "Und ist sie genauso geachtet wie er? Oder –"
    Vijaya nickte heftig. "Sie wird verehrt wie alle unsere Göttinnen. Sie stehen für Weisheit und Fruchtbarkeit, Liebe und Schönheit – und manchmal für Zerstörung."
    "Oh Gott! Sie haben die Kraft zu zerstören?"
    Er nickte feierlich.
    Sie musste über all das nachdenken. Iantha wurde sich dessen bewusst, dass sie sich jetzt schon eine ganze Weile in den privaten Räumen eines Gentlemans aufhielt. Sie musste jetzt wirklich gehen. "Ich danke Ihnen, Hoheit, dass Sie mir all diese Schätze gezeigt haben. Ich würde mich gerne irgendwann noch ausführlicher mit Ihnen über Ihre Religion unterhalten."
    "Es wäre mir eine Ehre." Er verbeugte sich und schloss die Tür hinter ihr.
    Es gab viel, worüber sie nachdenken musste, während sie den Weg zurückging, den sie gekommen war.
    Mächtige weibliche Gottheiten.
    Welche, die lächelten, wenn sie die Liebe genossen.
     
    An diesem Abend trug Iantha ein weiteres neues Nachtkleid. Rosa Seide und silberne Bänder fielen ihr in durchsichtigen Falten von den Schultern bis auf die Füße. Als sie in den Raum schwebte, blickte Rob von seiner Lektüre auf und lächelte. Er legte die Schriftrolle beiseite und streckte die Arme aus. Sie ließ es zu, dass er sie zwischen die Knie zog und einen Kuss auf ihren Busen drückte. Zärtlich streichelten seine Hände ihren Körper.
    Doch Iantha wollte mit ihm über all die Gedanken sprechen, die ihr seit dem Gespräch mit Vijaya durch den Kopf gingen. So gab sie ihm einen Kuss und entzog sich seiner Umarmung.
    Immer noch lächelnd gab er sie frei, und sie setzte sich neben ihn. "Hast du in den Schriften, die du zusammen mit Vijaya studierst, auch etwas über die indischen Göttinnen gelesen?"
    Rob hielt das Pergament, in dem er gerade gelesen hatte, hoch. "Ja. Das meiste hier sind religiöse Texte. Wir studieren die Entwicklung der theologischen Gedanken sowie die alten Sprachen."
    "Dann weißt du ja, dass ihre Göttinnen sehr mächtig sind."
    "Das sind sie. Tatsächlich ist Durga die Göttin der Macht." Er legte das Pergament auf den Tisch. "Sie sind sehr interessant, denn dieselbe Göttin, welche die mütterliche Liebe repräsentiert, stellt auch die Zerstörerin dar. Und es gibt noch alle möglichen anderen Varianten." Er lächelte sie verschmitzt an. "Was die meisten Männer natürlich längst wissen."
    "Ich verstehe nicht, wie du das sagen kannst." Iantha verzog das Gesicht. "In unserem Land besitzen die Frauen doch überhaupt keine Macht."
    "Dem würde ich nicht so einfach zustimmen." Rob zog sie zu sich auf den Schoß. "Selbst hier in England kann eine Frau einen Mann so glücklich machen, dass er sich wie ein Gott vorkommt, oder ihn völlig zerstören."
    "Doch nur, wenn er sie sehr liebt."
    "Stimmt. Deshalb sollte man in der Liebe klug sein." Er knabberte an ihrem Ohr.
    Iantha dachte eine Weile über seine Worte nach. "Ja, das kann ich an den Briefen, die ich erhalte, erkennen. Männer können auch eine Frau zerstören – auf vielerlei Art."
    "Das stimmt wiederum

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