Die silberne Göttin
Angelegenheit gewesen. Glücklicherweise berichtete Feller, dass Lord Sebergham in der Tat nach London gefahren sei, sodass sie nicht auch noch diesen wenig angenehmen Gast ertragen mussten. Rob war ungewöhnlich still, und Iantha kämpfte wieder einmal mit der Angst zu wissen, dass irgendjemand in ihrer Nähe ihr Böses antun wollte. Die ganze Zeit hatte sie sich sicher gefühlt im Schloss, aber nun … Sie stocherte in ihrem Curry, während Rob düster an seinem Wein nippte. Es war der Verrat, dachte sie. Das Wissen, dass einer der Menschen, denen sie hier in ihrem Heim vertrauten, sie enttäuscht hatte. Oh Gott, es konnten ja auch mehr als einer sein!
Und das war noch nicht alles. Jemand anderer hatte diesen Brief geschickt, bevor der letzte Zwischenfall geschehen war – ein Unsichtbarer, den sie nicht kannten, dirigierte das ganze Geschehen von fern. Iantha ließ seufzend die Gabel sinken. Würde dieser Albtraum denn niemals enden?
Wer immer hinter alledem steckte, es waren Leute, die glaubten, dass sie sie identifizieren konnte. Aber war ihnen denn nicht klar, dass sie es schon lange getan hätte, wenn sie sie sich an sie erinnern könnte? Vielleicht war es so, wie Rob gesagt hatte … sie zu erschrecken und sie zu missbrauchen gab ihnen das Gefühl der Macht.
Aber sie würde sie besiegen. Endlich war ihre Furcht dem Zorn gewichen, und das verlieh ihr ein Gefühl der Stärke, das ihr früher gefehlt hatte. Irgendwie würden Rob und sie die Schuldigen entlarven und der Justiz übergeben. Keiner von ihnen beiden würde je Ruhe finden, bevor er das nicht vollbracht hatte.
Als das Abendessen zu Ende war, ließ Iantha die Männer diesmal nicht allein, damit sie ihren Portwein trinken konnten. Rob erlaubte es nicht. Stattdessen versammelten sie sich alle noch einmal im Salon, um dort mit Vijaya Tee zu trinken. Jeder vermied es hartnäckig, über das, was ihr zugestoßen war, zu sprechen. Doch sie wusste, dass Rob und Sam sicher einen Weg finden würden, den Vorfall zu diskutieren, wenn sie außer Hörweite war.
Sie hielten sich nicht lange mit Teetrinken auf, und bald gingen alle zu Bett. Rob begab sich noch nicht einmal in sein Schlafzimmer, um sich dort auszuziehen. Stattdessen saß er bei Iantha und unterhielt sich mit ihr, während Camille ihr das Haar bürstete und ihr Nachtgewand bereitlegte. Als die Zofe ihr hinter dem Wandschirm das Kleid aufgeknöpft hatte, entließ Iantha sie und begann, sich auszuziehen.
Gerade als sie ihr Hemd über den Wandschirm legte, unterbrach sie Robs Stimme. "Warte. Zieh dein Nachtgewand noch nicht an."
Sie lugte hinter dem Wandschirm hervor und sah ihren Gatten völlig nackt auf dem Bett sitzen. Seine Kleider hatte er fein säuberlich zusammengefaltet auf die Kaminbank gelegt. Lächelnd hinkte sie durch das Zimmer und blieb vor ihm stehen. Aber er erwiderte ihr Lächeln nicht.
"Ich möchte dich fühlen – alles an dir fühlen." Er zog sie zu sich auf das breite Bett. Iantha legte sich auf den Rücken, und Rob richtete sich auf. Bevor sie wusste, was er vorhatte, rollte er sich auf sie und hielt ihr die Hände über dem Kopf fest.
Iantha stockte der Atem.
Sie merkte, wie sie entsetzt die Augen aufriss. Einen Herzschlag lang konnte sie an nichts anderes denken als an sein Gewicht, das auf ihr lag, an den festen Griff seiner Hände.
"Verdammt!" Hastig glitt er von ihr herunter und stützte sich auf den Ellbogen auf. "Ich bin ein Idiot. Verzeih mir, Iantha. Ich wollte nur jeden Zoll von dir fühlen und –"
Sie konnte wieder atmen. "Nein … Ich meine, ja, natürlich. Es ist alles in Ordnung. Ich glaube … ich glaube, ich kann es ertragen, wenn du so auf mir liegst. Ich weiß ja, dass jetzt du es bist. Du hast mich damit nur etwas überrascht."
Er schüttelte den Kopf. "Ich möchte nicht diese Erinnerungen wecken, und ich möchte auch nicht, dass du mich erträgst."
Iantha fasste ihn an der Schulter und versuchte, ihn auf sich zu ziehen. "Vielleicht gelingt es mir jetzt besser. Lass es uns versuchen." Sie lächelte ihn an. "Ich werde an meine neu entdeckte Macht denken."
Für einen Moment verschwand Robs ernste Miene, und er grinste. Dann, wieder ernst geworden, bedeckte er sie vorsichtig mit seinem Körper. Er blieb ruhig liegen und schaute sie fragend an.
"Es ist alles gut so. Es gefällt mir zu wissen, dass du es bist."
Sie fühlte seinen erleichterten Seufzer mehr, als dass sie ihn hörte. Er griff wieder nach ihren Händen, verschränkte die Finger mit den
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