Die silberne Göttin
Camille einige in Tücher gewickelte Ziegelsteine in das Bett gelegt hatte, hob Rob seine Frau hoch und legte sie liebevoll zwischen die warmen Ziegel.
Doch irgendwie schien ihm das noch nicht genug der Fürsorge zu sein.
Er entließ die Zofe und begann, sich auszuziehen. Dann platzierte er alle Ziegel in ihrem Rücken, legte sich neben sie und nahm sie in die Arme. Ganz eng zog er sie an sich, damit seine Wärme auf sie übergehen konnte. Als sie sich an ihn kuschelte, breitete sich ein trügerischer Friede aus.
Rob wollte nicht an den Verräter in seinem eigenen Heim denken.
Er wollte nicht darüber nachdenken, was Iantha zugestoßen war.
Oder was ihr hätte zustoßen können!
Gott! Fast hätte er sie verloren.
16. Kapitel
"Glaubst du, ich würde hier sitzen und Wein trinken, wenn ich das wüsste?" knurrte Rob seinen Cousin an. Am Tag nach Ianthas knappem Entkommen saßen die beiden zusammen mit Vijaya und Iantha im Salon. Sie hatte ihren verletzten, bandagierten Fuß graziös auf einen Schemel gelegt und hielt eine Tasse Tee in der Hand. Rob wünschte sich, er wäre so gelassen, wie sie es zu sein schien.
Selbst der sonst so respektlose Sam schaute ernst drein und ertrug gutmütig Robs grobe Antwort. "Aber der Zettel muss von jemandem hier im Haus geschrieben worden sein. Wer sonst hätte gestern mitten während des Schneesturms hier sein können? Ich hatte selbst heute noch Mühe, bis hierher durchzukommen. Wenn du nicht Feller mit einer Nachricht geschickt hättest und außerdem die Sonne nicht herausgekommen wäre, hätte ich es niemals versucht."
Rob fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. "Ich weiß, Sam. Ich bin dir auch dankbar dafür, dass du gekommen bist. Verzeih mir meinen harschen Ton. Ich habe mir solche Sorgen um Iantha gemacht, dass ich noch gar nicht richtig über das Geschehene nachgeforscht habe." Er hatte seine Frau tatsächlich rund um die Uhr nicht aus den Augen gelassen. Dazu war seine Angst um sie viel zu groß. "Doch es ist höchste Zeit, dass ich es jetzt tue. Ich hatte gehofft, du hättest vielleicht irgendeine Idee – und einen klaren Kopf. Ich bin so wütend, dass ich an nichts anderes mehr denken kann als daran, irgendjemanden umzubringen."
Sam blickte nachdenklich vor sich hin. "Vermutlich hast du mit demjenigen gesprochen, der ihr den Zettel gegeben hat?"
"Thursby sagte, dass er ihn vor meiner Tür gefunden hätte." Iantha setzte ihre Tasse ab und legt ihren Fuß etwas bequemer auf den Schemel.
"Und wo waren Sie?" Er wandte sich ihr zu.
"In Vijayas Räumen. Ich malte dort einige seiner … seiner interessanten Möbel."
Sie errötete, und obwohl ihm nicht zum Lachen zu Mute war, fragte Rob sich leicht amüsiert, was das Bild, das jetzt sorgfältig in einer Mappe verborgen war, wohl darstellte. Seine Frau, die früher wie versteinert gewirkt hatte, begann tatsächlich aufzublühen.
Und jetzt hatte jemand versucht, sie für immer erstarren zu lassen.
Seine Wut kehrte zurück, und er ließ krachend die Faust auf die Lehne seines Sessels fallen. Alle zuckten erschrocken zusammen und blickten ihn an. "Zur Hölle damit! Ich werde es nicht zulassen, dass mir noch einmal jemand genommen wird."
Seinem Ausbruch folgte eine respektvolle Stille. Iantha zeigte nur durch eine kleine Bewegung ihre Besorgnis, während sein Vetter und Vijaya ruhig an ihren Gläsern nippten und Rob Zeit gaben, sich wieder zu beruhigen. Endlich zuckte er gereizt die Achseln und rieb sich dann die Schulter.
Sam wandte ihm wieder den Blick zu. "Warum war Thursby auf diesem Korridor? Hatte er dort zu tun?"
"Ich weiß es nicht." Rob blickte finster drein. Verdammt. Er war wirklich keine Hilfe. "Aber ich werde es herausfinden." Er sprang aus seinem Sessel auf und zog heftig an der Klingelschnur.
Nach einer Minute erschien Thursby persönlich. "Ja, Mylord?"
Rob musterte ihn mit stählernem Blick. "Wie kam es eigentlich, dass du auf dem Korridor warst, als du den Zettel vor Lady Duncans Zimmer fandest, Thursby?"
Thursbys Gesicht wurde so rot wie seine Haare. Verlegen starrte er auf seine Schuhe.
"Nun?" Rob kniff misstrauisch die Augen zusammen.
Sein Diener holte tief Luft und schaute ihn dann an. "Ich hoffte, dort Camille anzutreffen."
"Und hast du sie gesehen?"
Thursby errötete wieder. "Ja, Mylord."
Rob überlegte eine Weile. Allem Anschein nach hatte sich die Zofe vom Herrn abgewandt und jetzt ein Auge auf den Diener geworfen. Oder auf die Diener? Wenn dem so war, dann würde diese Frau ganz
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