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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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Model im Sattel. Der Ritt durch die Ebene von Innistìr währte bereits drei Tage, und ein Ende war nicht in Sicht. Sie konnte zwar ausgezeichnet reiten, das war schließlich gut für die Figur, aber tagelang nur im Sattel unterwegs zu sein, war sie nicht gewohnt.
    Dar Anuin, die sagenumwobene Stadt in den Weiten von Innistìr.
    Angelpunkt der Träume aller Elfen, die sie nicht kannten, für ein Mysterium hielten, von dem sie nicht wussten, ob es nur aus Sehnsucht bestand oder ein tatsächliches, stoffliches Paradies war.
    Zoe hätte es ihnen erzählen können, denn sie hatte das vermeintliche Paradies hautnah erlebt. Mit all seiner Düsternis, seinen machtgeilen Priestern, den leeren Blicken unterdrückter Bewohner und dem Staub auf ihren Sklavenwegen, in den sie tagein, tagaus die eigene Hoffnung traten.
    Und sie verfluchte sich nicht zum ersten Mal für die blödsinnige Idee, dem Prinzen zu folgen und ausgerechnet dorthin zurückzukehren, wo sie das größte Leid erfahren hatte.
    Vielleicht tat sie es gerade deswegen, denn sie blieb nichts schuldig.
    Aber nicht nur deshalb.
    Der zweite Grund ritt neben ihr auf seinem prächtigen Hengst, nur eine Zügellänge und zugleich eine ganze Welt von ihr entfernt.
    Prinz Laycham von Dar Anuin.
    Der Mann mit der silbernen Maske.
    Sie hatte ihn dazu überredet, und er hatte ihr zur Flucht verholfen aus den Fängen seines Vaters Maletorrex. Fort aus der Stadt, die ohne ihn zu Zoes Grab geworden wäre. Denn Reinblütige, wie die Menschen »von drüben« hier in Innistìr geringschätzig genannt wurden, überlebten in dem Reich nicht lange. Fünfzehn Wochen, und von dieser erschreckend kurzen Frist waren bereits zwei Drittel abgelaufen.
    Wäre ich doch bloß nicht in die Maschine gestiegen!
    Zoe erinnerte sich sehr genau an ihren fatalen Flug ins Bermudadreieck. Wie lange war er her? Ein paar Wochen? Ein paar Ewigkeiten? Es hatte nur ein kurzer Trip werden sollen, mit Laura, Zoes bester Freundin. Das wurde er dann auch. Aber anders als geplant.
    Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich dankbar sein soll, den Absturz überlebt zu haben, oder ob ich dem Verantwortlichen - Schicksal, Karma, was weiß ich - einen Tritt verpassen möchte, der ihn ans andere Ende des Universums katapultiert.
    Letzteres wurde immer wahrscheinlicher, da sich trotz aller Bemühungen für Zoe einfach keine Möglichkeit eröffnen wollte, diese feindliche fremde Welt, in der sie gestrandet war, wieder zu verlassen.
    Wahrscheinlich ist alles nur Lug und Trug wie alles hier, und es gibt gar kein magisches Tor, das nach Hause führt! Keinen Heimflug an Tinkerbells Elfenhand und schon gar kein Erwachen mit dem angenehmen Wissen, dass alles nur ein Traum war!
    Sie lachte leise. Na gut, ich heiße nicht Alice oder Wendy, und die Elfen von Innistìr sind keine geflügelten Wesen mit Blütenhütchen und süßen Gesichtern.
    Ein Ruf aus der Höhe ließ Zoe aufsehen. Es war später Nachmittag. Hoch über der Einöde kreisten Vögel in losem Verband; dunkle Punkte, die den Steppenwind begleiteten und Laychams Kavallerie. Seit Stunden waren sie bereits dort oben unterwegs. Geier vermutlich.
    Zoe schickte einen zornigen Blick in ihre Richtung. Die Vorstellung, dass ihr makelloser Körper ausgerechnet den Hackschnäbeln der hässlichsten aller Vögel zum Opfer fallen könnte, war schlichtweg inakzeptabel.
    Ich hatte mich für den Laufsteg in Form gebracht und gepflegt, nicht für euch, ihr Leichenfledderer!
    »Hast du etwas gesagt?«
    Zoes Gedankenkarussell kam ruckartig zum Stehen.
    »Wer? Ich? Nein«, stammelte sie verwirrt.
    Laycham hatte ihr sein Gesicht zugewandt, und Zoe glaubte, hinter der silbernen Maske ein Lächeln zu wissen. Es schwang in seiner Stimme mit, dieser sanften und doch so männlichen Stimme, die nicht recht passen wollte zu dem traurigen, einsamen, sterbenden Prinzen.
    Reiß dich zusammen, dummes Ding! Was soll denn diese plötzliche Gefühlsduselei?, schimpfte Zoe mit sich selbst, gefolgt von einer Befürchtung, die sie erröten ließ.
    Nicht auszudenken, wenn er mich hören kann!
    Es gab keine Beweise, dass Laycham in mentale Welten vorzudringen vermochte, keine Aussagen Dritter, keine gesicherten Erfahrungen. Und doch überraschte der Prinz Zoe bisweilen damit, dass er punktgenau auf Unausgesprochenes reagierte. Vielleicht bildete sie sich das nur ein, weil sie es aus ihrem eigentlichen Zuhause, dem Glamourleben der Reichen und Schönen, nicht gewohnt war, dass sich jemand Gedanken um ihre

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