Die silberne Maske
war lang und anstrengend, und ich denke, wir sollten bald eine Pause einlegen.«
»Eine ... Pause ?« Birüc kratzte sich das bärtige Kinn. Sein Blick fiel auf Zoe, der es trotz ihrer Maske gelang, ihm unmissverständlich klarzumachen, dass das Geräusch sie anwiderte. Birüc ließ die Hand sinken. Er wollte die Gesandte nicht verärgern.
»Mit Verlaub, Herr«, sagte er zu Laycham. »Hier gibt es keinen einzigen grünen Halm. Eine Pause wäre sicherlich gut, denn wir sind alle müde, nicht nur die Tiere. Aber an diesem Ort? Sollen wir uns in den Sand setzen und den Pferden erzählen, dass sie von Luft und Hoffnung leben können, bis es wieder was zu fressen gibt?«
Laycham schüttelte den Kopf. »Nein. Wir reiten im Moment auf eine Senke zu, und dort kreuzt der Wildwechsel der Marlinge. Da finden wir Grünfutter und werden eine Pause einlegen.«
Der Prinz hatte laut genug gesprochen, dass die aufrückenden Elfenkrieger ihn hören konnten. Erleichtertes Gemurmel wehte von hinten heran. Pause war ein gutes Wort.
Laychams Hengst hatte inzwischen lange genug zur Seite geschielt. Ein unauffälliges Trippeln nach links, noch einmal zurück, damit sein Reiter keinen Verdacht schöpfte und die Zügel weiterhin hängen ließ, dann konnte er sich für den Biss des Schimmels revanchieren. Blitzschnell verlagerte das Tier sein Gewicht, drehte die Hinterhand - und knallte Birücs Pferd zwei Hufabdrücke aufs Fell.
Der Schimmel quiekte wie ein Ferkel, legte die Ohren an, fletschte die Zähne.
Die Reiter hatten genug und griffen streng durch, bevor der Hengstkampf ausbrach. Zoe wusste, dass dieser Vorfall böse hätte ausgehen können; deshalb war sie mit ihrem Pferd rechtzeitig ausgewichen. Nicht zum ersten Mal stellte sie fest, wie verwachsen Reiter und Pferd waren und wie schnell sich die temperamentvollen Tiere zügeln ließen. Dennoch waren die sonst so gelassenen Tiere außergewöhnlich unruhig und aggressiv.
Laycham wendete seinen Hengst auf der Hinterhand. »Alles in Ordnung?«, fragte er Zoe.
»Selbstverständlich«, antwortete sie ruhig.
Nie zuvor war er einer Frau wie ihr begegnet, und das würde er auch nie wieder, weil das bunte Kaleidoskop ihres Seins so einmalig war. So frisch, voll überschäumender Lebensfreude. Manchmal war sie übermütig wie ein Kind oder launisch wie ein kleines Böckchen, dann wieder ernst und klug. Zoe konnte selbstsüchtig sein und voller Mitleid, angewidert von Birücs abgekauten Fingernägeln und entzückt von einer Trivialität wie den Brillanten im Mauerwerk elfischer Häuser - alles im fliegenden Wechsel und mit der Leichtigkeit des Sommerwindes. Verpackt in den schönsten Körper weit und breit.
Zoe war eine unglaublich begehrenswerte Frau - in Laychams Reichweite und doch nie zu erreichen. Nicht für ihn, den entstellten Prinzen, dem das Leben zwischen den Fingern zerrann.
Er sah sie an, wie sie mit nach vorn gerichtetem Blick neben ihm herritt. Eingehüllt in eine goldene Aura vom Streiflicht der Nachmittagssonne. Zoes blonde Haare glänzten wie Seide.
Und dieses Geschenk, ein solches Geschöpf an meiner Seite zu haben, wenigstens für eine Weile, kann ich nicht einmal auskosten. Dar Anuin steht in Flammen. Meine Leute sterben. Ich muss die Stadt befreien, um jeden Preis.
Laycham spürte, wie die Traurigkeit wieder in ihm hochkam, seine düstere, einzige Begleiterin in all den einsamen Jahren. Die den Lebensmut fraß und der Stille in den Palastgemächern einen Hauch des Todes verlieh. Zoe hatte sie verscheucht. Wenigstens für kurze Zeit.
Jetzt war sie zurück, und Laycham fragte sich bitter: Was habe ich nur getan, dass das Schicksal mir solche Qualen auferlegt?
Endlich waren sie in der Senke angekommen, die sich ihren Blicken bis zum letzten Moment entzogen hatte. Jetzt folgten die Krieger ihrem Verlauf. Gemächlich ritten sie dahin und sahen sich dabei nach einem guten Rastplatz um. Sie hatten freie Wahl, denn der Marlingpfad war an beiden Seiten begrünt, was Naschen für die Pferde bedeutete und ein angenehmes Lager versprach. Hier und da wogte Gesträuch im Steppenwind, und ein Stück weiter vorn stand sogar eine Gruppe kleiner Bäume.
Hauptmann Birüc drehte sich im Sattel um. »Schafft ihr es noch bis zum Gehölz?«, rief er seinen Männern scherzhaft zu.
Gelächter begleitete ihn, als er sich an Laycham wandte.
»Woher wusstest du, dass es hier einen Wildwechsel gibt, Herr? Auf unseren Reisen sind wir nie hierhergekommen.«
Der Prinz hatte damit zu
Weitere Kostenlose Bücher