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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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schwer übernommen. Doch diese Klarstellung war ihm wichtig gewesen, und vielleicht blieb sie in dem einen oder anderen Ohr haften.
    »Oh«, erklang Finns Stimme. »Du hast schon alles allein erledigt.«
    Milt entdeckte ihn bei einer Hütte. Neben ihm stand die von allen Fesseln befreite Sandra.

7
    Konferenz
    des Bösen
     
    V or vierzehn Tagen.
    Die Tage der Einkehr - ein religiöses Fest, das zu den wichtigsten zählte, die in Dar Anuin zelebriert wurden. Eine Woche war vergangen, seit die Bevölkerung zum Kratergrund hinabgestiegen war, um auf dem großen Versammlungsplatz vor der Kartause, dem Ort des Himmlischen Friedens, das prunkvolle Eröffnungszeremoniell zu verfolgen.
    Und noch immer konnte man dort Spuren finden von dem einen Tag, der sich als bedeutungsvoller für das Schicksal der legendenumrankten Elfenstadt erweisen sollte als jeder andere in ihrer langen, langen Geschichte: Rosenblüten, die man der Gesandten zu Ehren verstreut hatte, zerbröckeltes Naschwerk für die Kinder. Eine verlorene Jacke. Sie lag am Aufgang der Straße, die vom Grund des Vulkans spiralförmig nach oben führte.
    Doch die Blüten waren verwelkt. Der Luftzug schneller Bewegungen hatte sie aufgewirbelt und zu Füßen schmutziger, rauer Hindernisse wieder abgelegt. Zusammen mit den Resten zertretenen Gebäcks steckten ein paar Haarschleifen in den Spalten des Pflasters, bis zur Unkenntlichkeit zerknittert und zum Teil um eine ausgerissene Locke ihrer Trägerin geschnürt.
    Die verlorene Jacke würde niemand zurückhaben wollen. Ihr Rückenteil war zerfetzt und von getrocknetem Blut durchtränkt.
    Was als friedliches, buntes Spektakel begonnen hatte, endete in einer Katastrophe: der Angriff wilder Tiere, von Prinz Laycham zu Hilfe gerufen. Die Flucht der Gesandten. Massenpanik. Tote, Verwundete und nicht Wiederauffindbare wie der Prinz selbst, Hauptmann Birüc und weitere Soldaten.
    Anfangs war die Bevölkerung in Schockstarre gewesen; kaum fähig, die Toten zu bergen, und erst recht nicht, klare Gedanken zu fassen. Viele hatten sich in jenen ersten Stunden nach dem Desaster an die Priesterschaft gewandt, ihre einzige Konstante im Chaos. Es gab den Elfen Sicherheit und frischen Mut, dass Maletorrex ihnen versprach, die Ordnung wiederherzustellen. Und welche Erleichterung hatte es ausgelöst, als sie von ihm hörten, die Gesandte sei keineswegs geflohen, sondern noch immer im Palast und würde sich am Folgetag der Menge zeigen.
    Sie konnten nicht wissen, dass der Priester sie zu täuschen versuchte und wie gut seine Chancen dabei standen. Denn das Gelingen des Lügenkonstrukts hing an mehr als einem seidenen Faden: Es war ein solides, seidenes Band. Hätte es gehalten, wäre Maletorrex inzwischen der unumstrittene Herrscher von Dar Anuin.
    Noch in derselben Nacht hatte er unter größter Geheimhaltung eine Kopie der magischen Maske herstellen lassen. Seine zuverlässigste Faitachin sollte sich damit als Gesandte zeigen; öffentlich und nur kurz, um die allgemeine Unruhe zu zerstreuen.
    Doch das Band, an dem die falsche Maske befestigt war, löste sich im entscheidenden Moment. Dann nämlich, als die vermeintliche Gesandte auf den Palastbalkon hinaustrat und der Bevölkerung zuwinkte.
    Der Aufschrei, mit dem die Elfen diesen Betrugsversuch quittierten, war von nie geahnter Stärke.
    Er hatte etwas Magisches, dieser Schrei aus allen Kehlen, denn er scholl in ungebrochener Intensität bis hinauf an den Kraterrand, durchdrang jedes Haus, jeden Raum, jeden Zweifel. Sein Echo, das zwischen den Vulkanwänden pendelte, fing die Emotionen auf, die der Vorfall ausgelöst hatte, und machte aus der einen neuerlichen Demütigung ... eine Demütigung zu viel.
    Das ganze Volk - ob arm oder reich, Sklave oder Herr - wurde eins für jenen einen historischen Moment, dessen es bedurfte, um eine grundlegende, kollektive Erkenntnis zu gewinnen:
    Es hatte genug.
    Während die Faitachin hastig den Balkon verließ und Maletorrex sich ratlos mit ausgebreiteten Händen nach ihr umdrehte, ging ein Ruck durch die Menge. Jahrhunderte der Unterdrückung forderten ihren Tribut. Buhrufe und Pfiffe gellten zum Palast hoch, von vereinzelten Schreien durchmischt.
    »Lügner!«
    »Verschwinde!«
    »Wir wollen raus!«
    Die letzte Forderung traf einen Nerv im Volk. Der Tonfall veränderte sich.
    »Raus!«
    »Ja, raus!«
    Immer mehr erregte Stimmen wiederholten den Ruf, formten ihn um, bis er schließlich zum Sprechchor wurde.
    »Wir-wollen-raus! Wir-wollen-raus!«,

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