Die silberne Maske
ließ. Milt konnte es ihr nicht verdenken, aber diese Art der Verteidigung benötigte eben ein wenig Vorbereitung.
Die Amazone stürmte vor, und er wich gerade rechtzeitig aus. Nachdem er bis jetzt so abwesend gewirkt, vermutlich sogar einen schläfrigen Eindruck auf sie gemacht hatte, hatte er sie mit der schnellen Bewegung überrascht, und sie lief ins Leere.
Übertölpelt blieb Veda stehen und drehte sich zu Milt, der eilig zusah, wieder Distanz zu gewinnen. Ein einziger leichter Schlag von ihr genügte, um ihn zu Boden zu schicken, und statt Geister würde er Sterne sehen, falls er nicht gleich das Bewusstsein verlor.
»Erteil ihm eine Lektion, Veda!«, rief ein Iolair, und andere pflichteten bei.
Milt wandte sich den Zuschauern zu. »Ja, das gefällt euch, nicht wahr?«, schrie er. »Und Alberich wird es genauso wie den Schattenlord freuen, wenn wir nun gegenseitig aufeinander losgehen!«
»Du bist kein Gegner für die beiden«, erwiderte ein weiterer Iolair. »Und für Veda mag es eine kleine Übung sein.«
»Ach ja, doch so viel an Bedeutung? Dann biete ich euch wenigstens etwas.« Milt stürmte jetzt vor, auf Veda zu. Er hielt den Kopf vorgereckt, als wolle er ihn ihr in den Bauch rammen. Die Amazone ging in Abwehrhaltung, spannte die Bauchmuskeln an und hielt die Arme bereit. Sie würde nicht ausweichen, sondern seinen Ansturm einfach an sich abprallen lassen, mit den Händen zupacken und ihn anschließend ... Nun, zu gründlich ausmalen sollte er es sich besser nicht.
Deshalb ließ Milt es auch gar nicht darauf ankommen, sondern schlug urplötzlich einen Haken, noch außer Reichweite ihrer Arme, und während Veda seiner Bewegung folgte und sich drehte, schlug er den nächsten Haken, stieß sich ab und trat ihr mit beiden Füßen in die Seite, sodass seine Stiefel einen Abdruck auf ihrer glänzenden Rüstung hinterließen. Immerhin hatte er so viel Schwung besessen, dass Veda einen Schritt zur Seite stolperte und ihr Gleichgewicht wiederfinden musste.
Milt drehte sich und kam halb auf allen vieren auf, stieß sich gleich wieder ab und rannte dann, so schnell er konnte, ans andere Ende des Kreises, den die Zuschauer um sie beide gebildet hatten. Vedas Wutschrei verfolgte ihn, und er konnte bis auf die Entfernung ihren heißen Atem in seinem Rücken spüren.
Allmählich konnte er verstehen, wieso Finn sich in diese Frau vergafft hatte. Gut, Finn stand allgemein auf ungewöhnliche Frauen, die meistens nicht allzu sehr Milts Geschmack trafen - vor einigen hatte er sogar Angst aber Veda ... das hatte was. Er konnte nichts dagegen tun, dieser Kampf erregte ihn, und er fand immer mehr Gefallen an der Auseinandersetzung mit ihr. Fast sehnte er sich danach, dass sie ihn schlug. Vielleicht brachte das sein aufgewühltes Inneres endlich wieder in Ordnung.
Die Zuschauer buhten ihn aus, johlten und pfiffen, aber Milt lachte nur und drehte sich. Er fühlte sich auf perverse Weise gut. Jetzt musste er nur die nächsten Sekunden überleben.
Ein wenig wunderte er sich, dass weder Finn noch Arun oder Nidi versuchten einzugreifen. Er konnte sie nicht einmal mehr sehen. Hatten sie ihn etwa schon aufgegeben? Na, die würden eine Überraschung erleben.
»Stell dich endlich, Memme!«, donnerte Veda, außer sich vor Zorn. Sie kam sich zu Recht vorgeführt vor; das war alles andere als ein echter Zweikampf. Aber das konnte ja noch werden.
Milt spürte, wie das Adrenalin durch seine Adern schoss und ihn in Euphorie versetzte. Er war nicht mehr zu bremsen. Erneut rannte er vor und wagte zum ersten Mal die Konfrontation. Er prallte mit Veda zusammen, spürte, wie sich augenblicklich ihre Arme um ihn schlossen und stahlharte Muskeln, wie sie nicht einmal der vierschrötige Cedric besaß, ihn zusammenquetschten.
Von Nachteil war, dass Veda ihre Rüstung trug, die ihren Rumpf schützte. Aber ihr Kopf war ungeschützt. Ächzend und keuchend, in ihrer wenig herzlichen Umarmung halb hochgehoben, riss er die zum Glück freien Arme hoch und schlug die Handkanten gleichzeitig gegen ihren Hals, so fest und heftig er konnte. Der plötzliche Druck auf ihren Kehlkopf verursachte kurzzeitig einen heftigen Schmerz, und Veda ließ Milt überrascht los.
Milt ging halb in die Knie, hielt sich allerdings nicht mit Atemnot und schmerzenden Rippen auf, sondern verschränkte die Hände ineinander und donnerte sie seitlich gegen das Knie der Amazone, wo die Verschlüsse der Beinschiene angebracht waren, deren Riemen genug frei liegende Haut
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