Die silberne Maske
sie zusammen. Spyridon kehrte sofort um, als Naburo nach ihm rief.
»Es tut mir leid«, keuchte sie. »Aber ich kann nicht mehr.«
»Kein Wunder«, sagte der General und kniete bei ihr nieder. »Wir haben heute nichts zu uns genommen.«
»Du hast recht.« Spyridon zog sein Messer. »Bleib bei Laura, ich besorge uns etwas zu essen. Mach Feuer, Naburo. Yevgenji fehlt uns jetzt, er würde uns gleich auf die Beine bringen, aber vielleicht kann ich ihn einigermaßen ersetzen.« Leichtfüßig eilte er davon.
»Er sollte ohne mich weitergehen«, murmelte Laura. Sie konnte kaum mehr die Augen offen halten. »Und du kannst ihn begleiten, Naburo.« Ihr war alles egal. Sie wollte nur noch schlafen.
»Rede keinen Unsinn«, sagte der General barsch. »Wir lassen dich keinesfalls allein. Und je länger Spyridon unterwegs ist, umso besser. Vielleicht finden wir eine Lösung, den Dolch wiederzubekommen, oder Alberich verliert die Geduld, was auch immer.«
»Eine Frage habe ich aber«, murmelte sie. »Liegt es an meiner Müdigkeit, oder ist der Himmel irgendwie dunkler geworden? Es ist düsterer im Wald, als es vorher war.«
Naburo stand auf und sah nach oben; die Baumwipfel wiegten sich hin und her und entblößten je nach Neigung mehr oder weniger vom Himmelsdach darüber. »Hm«, machte er. »Ich glaube, du hast recht.«
»Hat das etwas zu bedeuten?«
»Ich hoffe nicht. Ich bin kürzer in diesem Reich als du und kenne mich nicht besonders aus mit den hiesigen Verhältnissen. Ungewöhnlich ist es allerdings schon.« Er winkte ab. »Später. Jetzt kümmern wir uns um dich.«
Laura bekam im Halbdämmer mit, wie Naburo ihr ein einigermaßen bequemes Lager richtete und sie darauf legte. »Ihr seid ... neben Milt und Finn ... die besten Freunde, die ich je hatte«, flüsterte sie. »Und dabei ... seid ihr Elfen ...«
»Höre ich da so etwas wie ein Vorurteil?« Sie konnte es kaum glauben, aber er schmunzelte tatsächlich. »Zugegeben, ich verstehe nicht viel von Menschen, weil ich meine Welt kaum je verlassen habe. Du - bist sehr gut, Laura. Bei dem Kampf gegen die Terrorvögel hast du dich ausgezeichnet gehalten. Und du warst äußerst mutig, mir zu helfen.«
»Ich habe nicht darüber nachgedacht. Eine meine hervorstechendsten Eigenschaften.«
Er blieb ernst. »Du nimmst all das auf dich, um ein Reich der Anderswelt zu retten.«
»Eigentlich will ich mich retten, Naburo. Meine Zeit läuft ab.«
»Solange ich dich kenne, hast du nie an dich gedacht. Und dass du die Festung des Meisters erreicht hast, war genau der Grund. Bei uns allen ging es nur um uns, und so begegnete jeder nur sich selbst. Du aber hast zielstrebig dein Ziel verfolgt, und das nicht aus Eigennutz. Du bist ein Krieger von hoher Ehre.« Er stand auf und vollzog den ehrerbietigen Kriegergruß, wie Laura ihn bereits bei den Assassinen gesehen hatte.
»Naburo ...«, begann sie peinlich berührt.
»Still, Laura!«, befahl er im Generalston. »Dir verdanke ich meine Erlösung. Nicht nur, dass ich auf dem Berg meinen Dämonen begegnete. Und mit der Vergangenheit abschloss. Nein, ich traf dazu Hanin und habe erkannt, dass es selbst für mich jemanden gibt. Jetzt bin ich frei. Was immer aus Hanin und mir wird ... ich bin frei.«
Er ließ sich wieder neben ihr nieder. »Und deshalb werde ich dich mit meinem Leben verteidigen, was auch geschehen mag. Ich stehe in deiner Schuld. Verfüge über mich.«
Laura hätte gern etwas gesagt, aber sie konnte nicht mehr. In der nächsten Sekunde war sie eingeschlafen.
Irgendwann, Laura kam es nicht länger als ein paar Minuten vor, weckte Naburo sie. Das Feuer brannte, ein Braten brutzelte, und Spyridon war dabei, irgendwelches Zeug zu einer Paste zu zerstampfen. Sie konnte den Schlaf nicht abschütteln, und die beiden mussten sie immer wieder wecken und sie zwingen, dass sie aß und trank. Auch von der Paste blieb sie nicht verschont, die sie unter der Zunge bewahren sollte. Am Rande bekam sie mit, dass Naburo sie anschließend hochhob und auf dem weiteren Weg trug, bevor sie wieder einschlief.
Am Nachmittag erwachte Laura in den Armen des Generals, der sie immer noch hielt.
»Wirst du denn nie müde?«, fragte sie erstaunt, nachdem er sie abgesetzt hatte.
»Du wiegst doch fast nichts«, erwiderte er. »Mein Reisegepäck würde mehr Gewicht haben als du.«
Laura fühlte sich ausgeschlafen und energiegeladen. Spyridon gab ihr erneut etwas von der Paste, und sie bemerkte: »Das muss man euch Elfen lassen, in diesen
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