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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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und überreichte mir ein aus Brotteig gebackenes Herz. Als ich ihn fragte, was mir die Ehre seines Besuches verschaffe, begann er hin und her zu hüpfen, bemerkte dann, dass er seinen Hut noch auf dem Kopfe trug. Er riss ihn herunter, brachte dabei sein Haar in Unordnung und wusste offenbar nicht, wohin mit dem Hut. Schließlich knüllte er ihn zusammen und steckte ihn in die Tasche seines Wamses. ‹Gekommen bin ich, Jungfer Eva, um Euch zu fragen, ob Ihr Hüte und Hauben gern mögt.›
    ‹Ja›, erwiderte ich. ‹Welche Frau hat keinen Sinn für diese Dinge?›
    ‹Nun›, sprach er weiter. ‹Ich würde für Euch die schönste Haube der ganzen Stadt fertigen.›
    ‹Und was erwartet Ihr dafür von mir?›
    ‹Mein Weib sollt Ihr werden, Jungfer Eva.›
    ‹Was?›, tat ich empört. ‹Ihr wollt meine Unschuld gegen eine Haube eintauschen?›
    ‹Nein … nein›, stammelte der Mann und strich sich über den Bart. Auf seiner Oberlippe erschienen ein paar Schweißperlen, und seine Wangen färbten sich rot. Er sah sich nach einer Sitzgelegenheit um, doch ich tat, als bemerke ich es nicht. Stattdessen biss ich in das Gebäckstück, das er mir mitgebracht hatte, und fragte ihn.
    ‹Liebt Ihr mich denn?›
    ‹Lieben, nun ja. Ich werde Euch ein guter Gemahl sein und Euch jeden Sonntag zur Kirche begleiten, wenn Ihr dafür sorgt, dass das Haus in Ordnung ist, die Kinder wohl versorgt und Ihr mir gehorcht. Es wird Euch an nichts fehlen, Jungfer Eva.›
    Ich entgegnete: ‹Meister Enke, mir fehlt es auch jetzt an nichts. Und ich muss mich noch nicht einmal um Haus und Kinder sorgen und brauche auch niemandem gehorchen.›
    Und dann widersprach er mir tatsächlich. ‹Frauen müssen immer gehorchen›, wandte er ein. ‹Vor Gericht und vor den Zünften sind Frauen keine eigenen Personen?›
    ‹Pah›, erwiderte ich. ‹Hat meine Mutter nicht das Gegenteil bewiesen?›
    ‹Ähem … nun … ja›, stammelte er. ‹Ihr werdet Zeit brauchen, um eine Entscheidung zu treffen. Ich werde Euch gewiss nicht drängen.›
    Dann verbeugte er sich und wäre beinahe vornüber gefallen, weil er dabei seinen Hut aus der Tasche zog. Er stülpte sich das lädierte Ding auf den Kopf und stolperte aus dem Haus.»
    Die Mutter lachte, als Eva ihre Rede beendet hatte.
    «Ich glaube nicht, dass es in Frankfurt auch nur einen Mann gibt, den ich heiraten möchte. Hier werde ich immer die Tochter der Pelzhändlerin Sibylla sein. Nicht ein einziger wird vergessen, wie reich und mächtig du bist. Im Grunde kommen sie alle wegen dir hierher. Würdest du verkünden, dass du einen neuen Ehemann suchst, so würden sie um deine Hand freien», fuhr Eva fort. «Liebe kann ich in dieser Stadt wohl nicht erwarten. Die Männer hier sehen nicht mich, sie sehen nur die Tochter der Pelzhändlerin.»
    Die Mutter ließ den Papierbogen sinken: «Ja, das ist leicht möglich. Aber irgendwann wirst du dich für einen entscheiden müssen.»
    «Warum? Ich möchte lieber warten, bis die Liebe mich findet. Die Männer, die um meine Hand angehalten haben, wollen ohnehin in erster Linie die reiche Mitgift. Nun, wenn es ihnen schon ums Geld geht, so kann ich doch im Gegenzug Liebe erwarten, oder nicht? Warst du es nicht, die gesagt hat, ein Leben ohne Liebe sei kein Leben?»
    Ein Schatten zog sich über das Gesicht der Mutter. Sie wirkte ernst. «Ja, das habe ich in Florenz wohl gesagt», erwiderte sie nachdenklich.
    Sie nahm einen Bogen Papier, dessen Siegel aufgebrochen war, und wedelte damit herum. «Hier drin könnte deine Zukunft stehen», sagte sie, doch ihre Worte gingen in einem gewaltigen Donnerschlag unter. Sibylla stand auf und stellte sich neben Eva ans Fenster.
    Aus dem Regen war ein Wolkenbruch geworden, der die Gasse in kurzer Zeit in einen Bach verwandelt hatte. Abfälle wurden weggeschwemmt, ein Hund rannte mit eingekniffenem Schwanz und winselnd am gegenüberliegenden Haus vorbei.
    Die Frauen standen so nahe nebeneinander, dass sich ihre Schultern berührten. Plötzlich umfasste Sibylla die Hüfte ihrer Tochter.
    «Du bist mir gleich, Eva. Und weil das so ist, weil ich in dir lesen kann wie in einem Spiegel, werde ich dich nicht zwingen zu heiraten. Man hat in der Nähe von Leipzig Silbervorkommen entdeckt. Du bist Silberschmiedin. Geh dorthin und gründe eine Werkstatt. Andreas Mattstedt, ein einflussreicher Handelsherr, zu dem ich seit Jahren gute Beziehungen habe, wird dir dabei helfen. Er erwartet dich bereits», sagte Sibylla.
    Eva hob den Kopf und

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