Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
Vom Netzwerk:
zurück, wenn Ihr mich dafür von dieser Frau befreien würdet.»
    «Ihr heiratet Susanne, und ich sorge dafür, dass Ihr immer Euer Auskommen habt. So lautete die Vereinbarung, Schulte.»
    «Ich weiß. Doch was wird aus der Werkstatt, wenn eine Hexe darin haust?»
    «Eine Hexe? Schulte, seid Ihr noch bei Trost?»
    Schulte schüttelte den Kopf und beugte sich über den Tisch. Er hob eine Hand und winkte Sibylla mit dem Finger, näher zu kommen: «Sie ist eine Hexe. Ich habe es zuerst nicht glauben wollen, doch die Nachbarn sagen es auch. Jedes Mal, wenn ich ihr zürne, lässt sie die Milch sauer werden. Und vor einer Woche hat sie mir ein Gerstenkorn ans Auge gehext, weil ich mich geweigert habe, ihr Stoff für ein neues Kleid zu geben. Und vorgestern die Auseinandersetzung mit dem Mädchen aus dem Badehaus. Susanne verflucht sie, und zwei Tage später ist sie tot. Ich habe Angst, Sibylla. Angst vor meiner Frau.»
    «Ihr seid ein Dummkopf, Schulte. Lasst die Milch nicht ewig stehen, dann wird sie auch nicht sauer. Und ein Gerstenkorn bekommt jeder hin und wieder. Weiß der Himmel, woher das rührt. Susanne mag anmaßend und aufsässig sein, aber eine Hexe ist sie nicht.»
    «Wisst Ihr das so genau? Ein Buch ist erschienen, in dem steht, woran man die Hexen erkennt. ‹Der Hexenhammer› heißt es. Und zwei Dominikanermönche reisen damit durch das Land auf der Suche nach Hexen. Die Nachbarin war schon bei den Dominikanern im Frankfurter Kloster und hat sich kundig gemacht. Sie hat Susanne angezeigt. Man will nach den Inquisitoren schicken lassen, sagte sie.»
    «Was?»
    Die Mutter sprang auf. «Das ist nicht Eurer Ernst, Schulte! Wollt Ihr helfen, Susanne auf den Scheiterhaufen zu bringen?»
    Schulte zuckte mit den Schultern. «Was soll ich machen? Ich konnte die Nachbarin nicht aufhalten.»
    «Und jetzt kommt Ihr zu mir, damit ich Euch helfe?»
    Schulte sackte zusammen und ließ Kopf und Schultern hängen.
    «Was soll ich denn tun? Was geschieht, wenn sie doch eine Hexe ist? Was wird aus mir, aus den Kindern und aus der Werkstatt? Seit Susanne die Badedirne verflucht hat, bleiben die Kunden weg. Und heute Morgen stand ein Pentagramm aus Kreide auf der Schwelle.»
    «Mutter!», mischte sich Eva jetzt ein, die bis dahin geschwiegen hatte. «Susanne muss da weg. Die Menschen sind dumm genug, sie auf den Scheiterhaufen zu werfen. Sie wäre nicht die Erste. Wir müssen ihr helfen. Schließlich gehört sie zur Familie.»
    Ohne lange nachzudenken, fasste Eva einen Entschluss. «Susanne kann mit mir nach Leipzig kommen, Mutter.»
    Sibylla starrte auf die Tischplatte und überlegte.
    Schließlich blickte sie auf. «Gut», sagte sie mit entschiedener Stimme. «Susanne wird Eva nach Leipzig begleiten und dort ihrem Haushalt vorstehen. Ihr, Schulte, gebt ihr einen Scheidebrief, in dem steht, dass sie sich nichts hat zuschulden kommen lassen und dass Ihr sie aus der Ehe freigebt. Lasst ihn von zwei Zeugen unterschreiben. Wir werden inzwischen eine Wagenkolonne zusammenstellen, die Waren aus unserem Hause und alles, was Eva braucht, nach Leipzig bringt. Gebt uns zwei Wochen.»
    «Und wo soll Susanne die ganze Zeit bleiben? Es ist zu gefährlich für sie, wenn sie weiter bei Schulte wohnt», warf Eva ein.
    Sibylla dachte kurz nach und schlug dann vor: «Adam. Susanne wird zu Ida und Adam gehen. Dort ist sie sicher. Und niemand wird sie da vermuten. Schulte, Ihr haltet den Mund. Kommt nur eine Silbe über Eure Lippen, so gnade Euch Gott.»
    Eva nickte zustimmend. Bei Ida und Adam würde Susanne in Sicherheit sein. Eva mochte die alte Haushälterin ihres Vaters, die nicht sprechen konnte, weil man ihr die Zunge herausgerissen hatte, als sie noch als Nonne in einem Kloster lebte und dort etwas entdeckt hatte, das unausgesprochen bleiben sollte. Und sie mochte, nein, sie liebte Adam Kopper, ihren Halbbruder. Im Stillen wünschte sie sich, er würde sie nach Leipzig begleiten. Doch sie wusste, dass er mitten in seinen Studien steckte. Arzt wollte er werden. Wie sein Vater.
    Sibylla stand auf und sah Schulte auffordernd an. Der Mann verstand, erhob sich, dankte, grüßte erleichtert und verschwand.
    «Schickt Susanne gleich zum Kopperhaus. Hört Ihr? Nicht nachher, nicht morgen, sondern sofort», rief Sibylla ihm nach.
    Kaum war Schulte verschwunden, suchte sie nach ihrem Umhang und rief Eva zu sich. «Wir gehen zu Adam und Ida und nehmen Susanne in Empfang. Ich muss mit eigenen Augen sehen, dass sie gut untergebracht ist.»
    «Ida wird

Weitere Kostenlose Bücher