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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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gut für sie sorgen, Mutter.»
    «Als ob es darum ginge!»
    Hastig verließen sie das Haus und eilten zum Kopperschen Haushalt in der Schäfergasse. Wenige Minuten später traf auch Susanne ein. Schulte hatte Wort gehalten.
    Sibylla unterrichtete Ida und Adam mit wenigen Sätzen über das Vorgefallene. Wie zu erwarten hatten die beiden nichts gegen einen Gast. Dann wandte sich die Mutter an Susanne: «Männer sind unberechenbar. Wer weiß, was Schulte noch alles in den Sinn kommt, Susanne. Ich habe keine Lust, mich wegen dir noch weiter in Unkosten zu stürzen. Dies ist deine letzte Chance, und ich rate dir: Nutze sie!»
    Susanne hatte bei diesen Worten den Mund verzogen, aber nichts erwidert. Sie wusste, dass sie gegen Sibylla nichts ausrichten konnte. Das war schon ihr ganzes Leben lang so gewesen.
    Als sie 16 war, hatte ihre Stiefmutter sie in ihre Gewandschneiderei zur Lehre gegeben. Zur Lehre! Dabei hätte ihr doch eine feine Erziehung in einem Stift oder Kloster zugestanden. Schließlich war sie eine Schierin und keine gemeine Handwerkerstochter. Sie hatte die Arbeit verweigert, und als Sibylla dahinter gekommen war, hatte sie sie zu einem alten Gerber als Magd geschickt. Das waren die schlimmsten Monate ihres Lebens gewesen. Schließlich war der Gerber gestorben, und Sibylla hatte sie dem jüngeren Sohn des Meisters Schulte zur Frau gegeben – nicht dem älteren, der die feine Werkstatt am Liebfrauenberg geerbt hatte. Statt ihrer hatte sie Katharina vorgezogen, eine simple Näherin, ein Nichts von geringer Geburt. Sie bediente jetzt die vornehmsten Kunden, und sie, eine Schieren, musste sich mit den einfachen Leuten aus der Neustadt begnügen. O ja, Susanne wusste, was sie ihrer Stiefmutter verdankte.
    «Hast du mich verstanden?»
    Sibylla stand vor Susanne und sah sie drohend an.
    «Ja, ich habe verstanden. Ich werde Eva den Haushalt führen. Wenn ich mich noch einmal verheiraten möchte, muss ich mich selbst um eine Aussteuer kümmern. Von dir, Stiefmutter, bekomme ich keinen einzigen Gulden, kein Stück Leinwand, kein Geschirr oder gar Möbel.»
    «So ist es», bestätigte Sibylla. «Eva wird dir Lohn zahlen wie einer ganz normalen Haushälterin. Zehn Groschen pro Woche müssen reichen. Damit kannst du dir eine Aussteuer zusammensparen, wenn du dein Geld beieinander behältst. Du bekommst überdies zu Ostern Stoff für ein neues Kleid und zu Weihnachten neue Leibwäsche. Und jetzt hilf Ida beim Abendbrot.»
    Mit diesen Worten schickte sie Susanne fort.
    Adam, der Sohn Isaak Koppers, hatte dem Gespräch ruhig zugehört. Obgleich er gerade mal so alt wie Eva war, war er ausgeglichen und besonnen wie sein Vater. Er hatte es Sibylla niemals übel genommen, dass sie mit seinem Vater nach Italien gegangen war. Während Sibylla, Isaak und Eva in der Toskana waren, hatte er ein Medizinstudium begonnen und das Kopperhaus verwaltet.
    «Es geht mich nichts an, Sibylla», warf er ein. «Trotzdem finde ich, dass du an eine Entwicklung des Menschen glauben solltest. Im selben Maße, wie der Körper altert, sollte der Geist zunehmen. Vielleicht ist Susanne erst jetzt reif für ein Leben in eigener Verantwortung.»
    Sibylla lachte und zerzauste ihm das Haar. «Du bist ein echter Kopper, Adam. Hast zwar gerade erst begonnen, Medizin zu studieren, redest aber schon wie ein alter, erfahrener Medicus.»
    Adam lächelte die Mutter seiner Halbschwester an und griff nach ihrer Hand. «Du tust immer so streng, Sibylla, aber in Wirklichkeit hast du ein weiches Herz.»
    «Rede kein dummes Zeug, Junge, kümmere dich lieber um deine Studien. Gehofft hatte ich, dass du Eva nach Leipzig begleiten kannst, aber ich sehe ein, dass es besser ist, wenn du hier erst einige Erfahrungen sammelst.»
    «Sibylla, ich verspreche dir, dass ich nach Leipzig gehen werde, sobald ich kann. Sollte mich Eva vorher dringend brauchen, so weiß sie, dass ich immer für sie da bin.»
     
    Der Tag des Abschieds rückte näher und näher. Es gab so viel zu tun, dass für Wehmut keine Zeit blieb.
    Mehrere mit Lederhäuten bespannte Planwagen standen vor dem Haus in der Krämergasse, die zu den teuersten Straßen Frankfurts gehörte. Knechte beluden die Wagen mit schweren Kisten und Truhen. Heinrich, der Altgeselle, der statt Adam die beiden jungen Frauen begleiten sollte, stand daneben und überwachte die Arbeiten.
    Gleich morgen früh würden die Wagen sich in einen bewachten Tross einreihen und den langen Weg nach Leipzig antreten.
    In derselben Kolonne

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