Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
Vom Netzwerk:
Zunftlade gezahlt habt.»
    Mattstedt nickte. «Auch Ihr wisst also nichts über die Herkunft?»
    Der Innungsmeister schüttelte den Kopf. Mattstedt trank das Bier in einem Zug aus und stand auf. «Nun, dann werde ich wohl selbst nach Davids Abkunft suchen müssen. Falls Euch etwas zu Ohren kommt, so seid Ihr gut beraten, wenn Ihr es mir berichtet.»
    Der Innungsmeister nickte gleichgültig. «Vielleicht kommt er aus dem Hallischen. Mein Weib, das auch von der Saale stammt, sagte, er hätte, wenn er dem Bier gut zuspricht, einen Hallischen Zungenschlag. Und einmal hat er berichtet, dass er das Leder für die Futterale selbst gegerbt hat.»
    Mattstedt hob dankend die Hand und ging.
     
    Wenige Tage später ging Eva in die Werkstatt, in der festen Absicht, David zur Rede zu stellen. Die Entwürfe mussten jetzt endlich fertig sein. Kunstwerk hin, Kunstwerk her, die Dominikaner waren die Auftraggeber und hatten ein Recht darauf, endlich die Blätter zu sehen. Schließlich war es ihr Geld. David saß bereits am Arbeitstisch, als Eva die Werkstatt betrat. Wenigstens ist er da, dachte sie und reckte kampflustig das Kinn.
    «Die Entwürfe müssen heute fertig sein. Wir können die Dominikaner nicht länger hinhalten. Habt Ihr sie bis heute Abend nicht, nun, so wird jemand anderes diese Arbeit übernehmen.»
    David lächelte, klappte wortlos seine Skizzenmappe auf und breitete einige Blätter auf dem Tisch aus.
    Eva betrachtete jedes einzelne Blatt – und war sprachlos!
    Schließlich fasste sie sich: «Der Christus am Kreuz ist vortrefflich. Er zeigt den Sohn Gottes, der sich dagegen wehrt, ans Kreuz geschlagen zu werden. Ein Mann in endloser Qual. Ein Mann, der nicht unter der Marter bricht, sondern am Unverstand und Verrat seiner Umgebung.»
    Ein Strahlen ging über ihr Gesicht: «Der Entwurf des Kreuzes ist wunderbar, David. Besser, als ich je gedacht hätte.»
    Doch dann verdüsterte sich ihr Blick. Sie tippte mit dem Finger auf den Entwurf der Monstranz.
    «Adam und Eva? David, wisst Ihr nicht, dass eine Monstranz ein liturgisches Gefäß ist, welches den Leib Christi in Form einer Hostie in sich trägt?»
    «Natürlich weiß ich das.»
    Eva runzelte die Stirn. «Dann müsstet Ihr eigentlich auch wissen, dass zwei nackte Menschen nichts auf einer Monstranz verloren haben.»
    «Und wenn Ihr so klug seid, wie Ihr vorgebt, dann müsste ich Euch nicht sagen, dass Gott in Jesu zum Menschen geworden ist. Indem wir die ersten beiden Menschen der Schöpfungsgeschichte abbilden, ehren wir auch Gott und vor allem seinen Sohn.»
    Heinrich trat hinzu und sah lange auf die Blätter, während David und Eva sich anfunkelten.
    Schließlich räusperte Heinrich sich und fragte mit dem harmlosesten Gesicht der Welt: «Kann es nicht auch sein, Geselle, dass du dich selbst auf der Monstranz feierst? Du, der du ja verkündet hast, Gott nahe kommen zu wollen. David und Eva als Hüter der Hostie? Ihr könnt sagen, was Ihr wollt: Für mich ist diese Monstranz Blasphemie.»
    Und auf einmal sah es auch Eva: Adam trug Davids Gesichtszüge und Eva ihre.

TEIL ZWEI

Kapitel 9
    Davids Monstranz hatte Eva verwirrt. Bei einem ihrer Besuche vertraute sie sich ihrer Freundin Ute an, die David von den Abenden in der Fraternität kannte, zu denen Eva ihn gegen Andreas Mattstedts Widerstand mitgenommen hatte. «Der Geselle ist seltsam, irgendwie anders als die anderen Männer. Findest du nicht auch?», fragte sie die Freundin.
    Die Lechnerin lächelte: «Wie meinst du das?»
    Eva zuckte mit den Achseln. «Ich weiß es nicht genau. Er erinnert mich ein wenig an die Gold- und Silberschmiede in Italien. So belesen wie er ist sonst kein Handwerker hier. Und er schert sich wenig um Sitten und Bräuche.»
    «Außerdem sieht er sehr gut aus», ergänzte Ute und zwinkerte Eva zu.
    «Ja», gestand Eva. «Ja, da hast du Recht.»
    «Mir gefällt dieser Mann. Immer, wenn ich ihn sehe, bereue ich, dass ich schon verheiratet bin. Obwohl ich es wahrlich hätte schlechter treffen können als mit Lechner.»
    «Du magst ihn?», fragte Eva verblüfft.
    «Warum nicht?», wunderte sich Ute. «Der Mann ist eine Bereicherung für die Fraternität.»
    Sie lächelte und beugte sich ein wenig zu Eva vor. «Er ist wirklich ein Mann, der die Neue Zeit verstanden hat. Die unsrigen reden zwar davon, doch sie mögen sich nicht vom Alten trennen.»
    Eva kicherte. «Du meinst Mattstedt, nicht wahr?»
    «Mattstedt und Kunz Kachelofen, den Schreiber und sogar den Medicus. Nicht zu vergessen

Weitere Kostenlose Bücher