Die Silberschmiedin (2. Teil)
langsam schlaff wurde, und der Bauch ekelten sie an.
Susanne aber fand sich schön, und das verstörte Eva noch mehr. Widerwillig, aber unfähig, den Blick zu lösen, sah sie zu, wie Susanne ihre Brüste wusch und sie dabei herumschwenkte wie lederne Wassereimer. Wie sie sich die Schenkel einseifte, mit der Hand dazwischenfasste und so heftig die Finger bewegte, als schrubbte sie ein Wäschestück.
Und sie ertrug auch Susannes Blicke nicht, die über ihren schmalen Leib huschten, die apfelgroßen Brüste mit verächtlichen Blicken streiften und jede Bewegung verfolgten, wenn Eva sich zwischen den Schenkeln wusch.
Sie hätte liebend gern allein gebadet. Wenn es sein musste, auch als Letzte. Dann, wenn alle schon den Schmutz ihrer Körper im Wasser gelassen hatten. Doch das war leider nicht möglich.
Als wenige Tage später Susanne zu Eva in den Zuber stieg, stockte dieser der Atem. Susannes Leib war mit denselben roten Stellen übersät wie auch Davids Körper. Wie gebannt starrte Eva auf die kreisrunden eitrigen Geschwüre, die Susannes Scham zierten.
Ein Lachen stieg in ihr auf. Eva prustete und kicherte, dabei liefen ihr die Tränen über die Wangen.
Susanne sah sie an, die Augen weit aufgerissen, und bedeckte schließlich die Scham mit den Händen.
Doch Eva konnte sich nicht beruhigen. Erst als Susanne zu weinen begann, hörte sie auf.
«War es das, was du immer gewollt hast?», fragte sie die Stiefschwester.
Susanne senkte den Blick und schwieg.
Eva schüttelte den Kopf, stand auf, trocknete sich ab und ging ohne ein weiteres Wort hinauf in ihre Kammer.
Sie verspürte Erleichterung, doch eher der Art, wie sie ein zum Tode Verurteilter empfinden musste, der sehr lange auf die Vollstreckung des Urteils gewartet hatte und sich nun endlich seinem Henker gegenüber sah.
Eva hatte, dessen wurde sie sich erst jetzt bewusst, schon lange darauf gewartet, dass sie auch noch das Letzte verlor, was sie hatte: Davids alleinige Liebe.
Nun, da ihr dieses Letzte auch genommen war, konnte nichts Schlimmes mehr kommen. Jetzt war sie frei von der Angst, etwas festhalten zu müssen, das sich ihr entzog. Sie hatte nichts mehr.
Eva tupfte sich mit einem Handtuch den weichen Flaum trocken, der ihren Kopf bedeckte, und fuhr mit der Hand darüber.
Sie hatte alles verloren, was sie je besessen hatte: ihre Herkunft, ihre Vergangenheit, die Freunde, die Eltern, ihr Hab und Gut, ihren Körper, ihre Seele. Und zum Schluss auch die Liebe.
Es gab nichts, das sie noch schrecken konnte. Jetzt war sie unverwundbar.
Trotzdem war sie noch nicht restlos frei. Eines musste sie noch wissen, mit eigenen Augen sehen. Sie wollte miterleben, wie Susanne unter Davids Händen zum Tier wurde.
Eva hüllte sich in ein dunkles Gewand und ging lautlos die Treppen hinunter und über den Hof zur Werkstatt. Susannes und Davids Liebesnest war bestimmt im Lager mit den Tuchballen.
Eva kannte die Gewohnheiten ihres Mannes. Das heiße Wasser des Bades hatte ihn immer lüstern werden lassen. Auch heute würde es so sein, da war sie sich sicher. Vorsichtig öffnete sie die Tür zum Lager und versteckte sich zwischen den Tuchballen.
Der Abend dämmerte und brachte die Umrisse zum Verschwinden. Die Glocken läuteten zum Gebet, als Susanne den Lagerraum betrat. Ihr Gesicht wirkte angespannt. Sie schnürte ihr Mieder auf, zog sich die Kleider vom Leib, doch der Übermut war verschwunden. In ihren Bewegungen war keine Vorfreude, keine Lust.
Sie war noch nicht ganz fertig, da kam David. Auch er entledigte sich seiner Kleidung, als handele es sich um eine ungeliebte Pflicht.
Er packte Susanne bei den Hüften, drehte sie so, dass sie wie eine Hündin vor ihm kniete. Kein Kosewort fiel, kein Flüstern der Liebe war zu hören, keine Zärtlichkeiten zu sehen. David rückte Susanne zurecht, als wäre sie ein Gegenstand. Er spreizte ihre Beine im richtigen Winkel, stieß sogar mit der Fußspitze gegen ihren Knöchel, dann kniete er sich hinter sie und packte ihre Hüften.
Grob drang er in sie ein, seine Hände kratzten über ihre Lenden, bis rote Striemen entstanden. Susanne keuchte. Ihre Züge waren verzerrt, die Lippen gaben die Zähne frei, wie bei einer Hündin.
Eva musste an ihre allererste Begegnung denken, damals in der Herberge auf dem Weg von Frankfurt nach Leipzig. Wie lange war das schon her? Mehr als ein Menschenleben schien inzwischen vergangen, doch ein paar Sätze konnte Eva noch gut erinnern.
«Würdet Ihr mich auch zeichnen?», hatte Susanne
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