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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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gefragt. Und David, der Fremde, hatte geantwortet: «Merkt ihn Euch gut, diesen Wunsch. Ich bin sicher, eines Tages werdet Ihr für die Ewigkeit gezeichnet werden.»
    Nun, jetzt war es wohl geschehen; David hatte Susanne gezeichnet. Doch so ein Bildnis hatte sich Susanne bestimmt nicht vorgestellt.
    David fasste von hinten nach ihren hängenden Brüsten und knetete sie so, dass es wehtun musste.
    Seine Fingernägel gruben sich wie Dornen in Susannes Fleisch, als er sich in sie ergoss.
    Dann verließ er ihren Leib und wischte mit einem Stück Stoff vom Ballen sein Glied sauber.
    Susanne lag auf dem befleckten Stofflager und streichelte mit den Händen über die roten Striemen, die ihre Brüste bedeckten.
    «Sorge dafür, dass sie endlich verschwindet», forderte sie. «Ich bitte dich, David. Sie soll gehen.»
    David achtete nicht auf ihre Worte. Er richtete sich auf und zog sich an. Dabei sah Eva, dass die roten Flecken nicht mehr nur seinen Schoß bedeckten, sondern sich bis hinab zu den Schenkeln und hinauf bis zum Nabel verteilt hatten.
    Sie sind einander verfallen, dachte Eva ohne Genugtuung. Sie sind nicht von den Blumen der Liebe gezeichnet, sondern von der Krankheit, die mit der Neuen Zeit gekommen ist.

Kapitel 18
    Eva hatte nicht nur begriffen, dass sie alles verloren hatte. Nein, mehr noch. Sie hatte erkannt, dass sie nirgendwo anders hingehen konnte. Was sie verloren hatte, musste sie sich wiederholen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
    Die Liebe sollte der Mittelpunkt ihres Lebens sein, um den herum sich alles andere gruppierte. Nun, sie hatte Hingabe geübt, doch daraus war unversehens Selbstaufgabe geworden.
    Die Liebe, die sie groß, stark und mit Sinn erfüllen sollte, war klein, blass und sinnlos geworden. Nein, das, was David und sie füreinander empfanden, war nicht die Liebe, von der sie immer geträumt hatte, war nicht die Liebe, die ihre Mutter mit Isaak nur viel zu kurz gelebt hatte.
    Am liebsten würde ich weit weggehen von hier. Weit weg, dorthin, wo mich niemand kennt, und noch einmal ganz von vorn anfangen, überlegte sie. Doch es ging nicht. Sie konnte es sich noch so sehr wünschen, sie wusste genau, dass sie bleiben musste.
    Bleiben, um sich das zurückzuholen, was sie verloren hatte: ihre Würde, ihre Selbstachtung und den Glauben an die Liebe und die Neue Zeit.
    Nirgendwo sonst auf der Welt konnte sie diese Werte zurückerlangen. Finden musste sie sie dort, wo sie sie verloren hatte: hier in Leipzig, hier in der Hainstraße.
     
    Nach der Auseinandersetzung mit Andreas Mattstedt hatte David den sonntäglichen Kirchengang aufgegeben. Eva durfte nur in Begleitung Susannes die Messe besuchen.
    Schweigend gingen die beiden Frauen durch die morgendlichen Gassen der Stadt, mischten sich unter die anderen Kirchgänger, froh, im Gedränge nicht miteinander reden zu müssen.
    Seit dem Zwischenfall im Zuber hatten sie sich nichts mehr zu sagen. Ihr Verhältnis hatte sich verändert.
    Letzte Woche noch war eine ängstliche Eva neben einer stolzen Susanne gegangen. Heute jedoch trug Eva ihr Haupt genauso hoch wie Susanne.
    Vor der Kirche trafen sie Andreas Mattstedt. Der Kaufmann nutzte die Abwesenheit Davids und näherte sich Eva. Ihm war aufgefallen, wie dünn sie in der letzten Zeit geworden war.
    «Kann ich dir helfen, Eva?», fragte Mattstedt besorgt und fasste nach ihrer Hand.
    «Danke, Andreas», erwiderte Eva und lächelte ihn an. «Es geht mir gut. Du kannst mir nicht helfen.»
    Mattstedt nickte, doch Eva sah, dass er ihr nicht glaubte.
    Susanne wandte sich ab. Regina, die bei ihnen war, hatte ihr etwas gezeigt.
    «Ich habe Nachricht von deinem Bruder, Eva», raunte Mattstedt.
    Eva sah erfreut auf. «Geht es ihm gut?»
    «Ja. Er wird noch nicht gleich zurückkommen. Doch wenn er kommt, wird alles besser werden.»
    «Ich kann mir nur selber helfen, Andreas. Aber es tut gut, zu wissen, dass du da bist und dass ich mich nicht um Adam sorgen muss.»
    Als sie nach der Messe Johann von Schleußig begegnete, legte sie ihm eine Hand auf den Arm.
    «Ich würde gern zur Beichte kommen», sagte sie. «Am liebsten an einem Tag, an dem Ihr viel Zeit habt.»
    «Kommt morgen nach der Vesper, wenn Ihr wollt. Dann habe ich so viel Zeit, wie Ihr braucht.»
     
    «Vater, ich habe gesündigt.»
    «Sprich, meine Tochter.»
    «Als aber die Pharisäer hörten», zitierte Eva eine Stelle aus einem Flugblatt, das sie kürzlich auf dem Markt in die Hand gedrückt bekommen hatte, «dass er den Sadduzäern das

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