Die sinnliche Rache des Milliardärs (German Edition)
meine Verwandtschaft durch einen Vaterschaftstest und meine harte Arbeit bewiesen hatte, waren die Straßen von Athen eine gute Schule, um mich abzuhärten.“ Das Schulterzucken, das sein Geständnis begleitete, traf sie mitten ins Herz. „Ich hätte mich bei ihm bedanken sollen, als noch Gelegenheit dazu war.“
„Das klingt sehr unsympathisch“, bemerkte Tristanne ganz ruhig.
„Er war schließlich Demetrios Katrakis“, fuhr Nikos fort. „Seine Gefühle, wenn man sie denn so nennen darf, hat er für seine spätere Ehefrau und die gemeinsame Tochter aufgehoben. Und nicht für seinen unehelichen Sohn aus der Gosse.“ Der Ausdruck in seinem Gesicht hatte etwas Wildes. Tristanne war sicher, dass er es ihr nie verziehen hätte, wenn sie Mitleid gezeigt hätte.
Also lehnte sie sich stattdessen in ihrem Stuhl zurück und trank einen Schluck Wein. Aber in ihrem Herzen fühlte sie einen Stich, als sie an den einsamen kleinen Jungen dachte.
Danach kam Nikos nie wieder auf das Thema zurück. Stattdessen liebte er sie mit einer Leidenschaft, die sie eines Tages beide in den Abgrund ziehen würde, wie Tristanne nachts häufig dachte. Wie oft konnten sie sich in dieses Feuer stürzen, ohne eines Tages ganz zu verbrennen?
Aber statt ihre Gedanken und Gefühle auszusprechen, fing sie an, Nikos zu zeichnen. Sie redete sich ein, dass seine männliche Schönheit sie vor allem als Künstlerin interessierte. Sie musste ihn in hundert verschiedenen Posen auf dem Papier festhalten, um sich als Künstlerin zu beweisen.
Das allein war der Grund, warum sie immer wieder die Linie seiner Nase, seiner hohen Wangenknochen, seines scharf geschnittenen Kinns nachfuhr. Nur darum bewunderte sie den sinnlichen Schwung seiner Lippen. Deshalb verbrachte sie ganze Nachmittage damit, seinen herrlichen Oberkörper und die Kraft seiner Hände zu studieren. Ich will mein handwerkliches Können verbessern, sagte sie sich, und eine bessere Künstlerin werden.
„Du hast allmählich genug Zeichnungen von mir angefertigt“, sagte Nikos jetzt zu ihr. Er stand hinter ihrem Stuhl und strich ihr wie abwesend durchs Haar. „Warum zeichnest du nicht einmal die Felsen? Die Hügel? Die Zypressen?
Sie saß auf einem der Liegestühle, von denen man einen herrlichen Blick auf die atemberaubende Bucht und das Meer hatte. Aber auf dem Zeichenblock auf ihren Knien prangte ein weiteres Porträt von Nikos. Dieses Mal hatte sie ihn im Profil gezeichnet, seine Brauen waren gedankenvoll hochgezogen, seine Mundwinkel zeigten leicht nach unten. Das war der Nikos, den sie nur zu gut kannte: Entschlossen. Gebieterisch. Mächtig.
„Ich zeichne lieber Menschen – das ist die größere Herausforderung. Und du bist momentan der einzige Mensch, den ich sehe“, erwiderte sie. „Ich könnte natürlich einen Touristen im Dorf fragen, ob er für mich posiert. Aber ich nehme an, dass du etwas dagegen hättest.“
„Das hätte ich in der Tat.“ Seine Stimme klang leicht amüsiert. Wenn sie ihn jetzt ansah, würde sie wieder dieses spöttische Lächeln auf seinem Gesicht erblicken.
„Also muss ich eben dich zeichnen“, schloss sie, legte ihren Zeichenstift beiseite und sah zu ihm hoch. Wie immer verschlug sein Anblick ihr fast den Atem.
„Ich muss heute Nachmittag nach Athen“, sagte er zu ihr. Seine Hand wanderte von ihrem Haar zum Hals und zog die Linie ihres Kinns nach.
„Komme ich mit?“, fragte sie. Sie konnte nicht länger so tun, als wäre sie nicht seine Geliebte. Und sie wusste genau, was eine Geliebte fragen durfte. Sie hatte verfügbar zu sein, ohne große Hoffnung und ohne Widerrede. Sie redete sich ein, dass sie es nur tat, um Peter bei Laune zu halten.
Schon bald wäre der Monat um, den ihr Bruder in Florenz eingefordert hatte. Peter hatte ihr tatsächlich ein Schreiben geschickt, dass sie ihren Treuhandfonds bekommen sollte, wenn sie sich noch einen Monat an die Vereinbarung hielt.
Ich tue das alles nicht etwa, weil es mir Spaß macht, ermahnte sie sich. Es verlief alles nach Plan. Zwar hatte sie nicht vorgehabt, mit Nikos zu schlafen oder mehr als ein paar Tage mit ihm zu verbringen. Aber nur weil das anders gekommen war, hatte sich an ihren übrigen Plänen nichts geändert. Sie war nicht wie ihre Mutter, die ihrem Vater lediglich als Spielzeug gedient hatte. Das war sie ganz bestimmt nicht. Jeden Tag sagte sie sich das aufs Neue.
„Ich bin nur für ein paar Stunden weg“, erklärte er. Das hieß, er würde den Hubschrauber nehmen, um nach
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