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Die Sirenen von Kalypso

Die Sirenen von Kalypso

Titel: Die Sirenen von Kalypso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Werning
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Abwehrreaktion deiner Mentalabhängigkeit. Siehst du den dunklen Punkt vor dir?«
    Ja.
    »Es ist der Zellkern mit dem genetischen Programm.«
    Er schwebte näher heran, und der Kern löste sich in lange Schlangen aus einer Vielzahl von Einzelgliedern auf.
    »Die Doppelhelix. Und nun … ja, dieses Kettenglied dort. Versuche, es aus dem molekularen Verbund zu lösen. Es ist das Informationsbit der Abhängigkeit. Löse es auf.«
    Es war leicht, es aus dem Verband zu lösen. Aber kaum war die Verbindung zur DNS-Reihe unterbrochen, als erneut der Schmerz in Tajima aufflammte. Er schrie. Und er riß die Augen auf.
    Er sah Rovaria Louca an. Er war wieder er selbst.
    Sie lächelte.
    »Na?«
    »Was … ist geschehen?«
    »Du bist ein zweitesmal gestorben, Tajima. Und in einer deiner Zellen ist das Mentalabhängigkeitsprogramm nicht mehr vorhanden.«
    Er spannte Muskeln. Alles war in Ordnung. Er fühlte sich frisch und so ausgeruht wie nach einer langen Nacht voller erquickendem Schlaf.
    »Leider haben wir nicht mehr Zeit, Soldat. Du mußt dich sputen, willst du deinen Transport nicht verpassen.« Sie sah ihn ernst an. »Du hast eine Menge gelernt in den vergangenen Stunden. Aber längst noch nicht genug. Dein Körper besteht aus Millionen und Abermillionen von Einzelzellen. Und in jeder einzelnen muß das Abhängigkeitsprogramm getilgt werden.«
    »Ich verstehe …«
    »Ich hoffe es, Tajima. Es ist eine fast nicht zu bewältigende Aufgabe, und selbst eine ausgebildete Regeneriererin hätte Schwierigkeiten. Willst du es trotzdem wagen?«
    Er nickte, ohne zu zögern.
    »Ja.«
    »Warum, Soldat? Warum willst du das Risiko des Endgültigen Todes eingehen? Ich habe die Unruhe in deinem Innern gespürt. Sie ist … sonderbar. Was treibt dich an?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und warum willst du der Kontrolle durch deine Dienstfamilie entgehen? Wie glaubst du, auf Leseitis überleben zu können? Jedermann wird auf den ersten Blick erkennen, daß du ein Soldat bist.«
    »Ich werde Antworten auf diese Fragen finden. Ich werde Leseitis verlassen.«
    Sie beugte sich abrupt vor.
    »Wie? Willst du nach Sudmar und an Bord eines Sternenschiffs gehen? Wenn das dein Plan ist, so muß ich dir sagen, daß du besser hierbleibst. Es ist unmöglich. Du mußt für eine Passage zu den Außenwelten bezahlen. Du hast kein Geld. Und das Leben in Sudmar … du würdest nicht einmal bis zum Raumhafen kommen.«
    »Nein«, sagte Tajima Nimrod. »Nicht mit einem Sternenschiff.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, Leseitis zu verlassen.«
    »Nein. Es gibt eine weitere.«
    Ihre Augen waren nun groß. Die grünen Pupillen schienen zu leuchten, und die roten Sterne, die sie umgaben, hatten sich erweitert.
    »Welche? Tajima, bitte sag es mir.«
    Er blickte sie lange an. Zweifelnd erst, dann mit einer Spur Mitleid. Und er fragte:
    »Du hast deine Schuld bei Lystra bezahlt, indem du mir geholfen hast. Du bist auf der Flucht. Was wirst du jetzt tun?«
    Sie wich seinem Blick aus. »Ich weiß es nicht.« Leise. Wie ein Flüstern. Niedergeschlagen. »Ich werde versuchen, meinen Verfolgern zu entkommen.« Sie sah wieder auf. Eine unausgesprochene Bitte schimmerte in ihren Augen.
    »Ja«, sagte er langsam, »es gibt eine andere Möglichkeit, Leseitis zu verlassen. Hast du von den Mreyd gehört, Außenweltlerin?«
    »Wer hätte das nicht?«
    »Es gibt ein Mreydtor auf Leseitis. Ich weiß, wo es sich befindet.«
    Sie schluckte ein weiteres Mal. »Tajima?«
    »Ja?«
    »Kannst du … mich mitnehmen? Bitte. Ich …« Ihre Stimme brach ab. Tajima betrachtete sie. Wärme war nahe seinem Herzen.
    »Wie ist das möglich? Das Streitland ist viele hundert Normkilometer entfernt. Und ich reise mit einem Truppentransport dorthin. Ich werde den Tod finden in der nächsten Schlacht. Und auf die mentalfreie Wiedergeburt hoffen.«
    »Bitte, nimm mich mit. Es ist meine … einzige Chance. Ich werde dort sein. Ich werde ebenfalls zum Streitland aufbrechen. Ich werde dort sein, wenn du wiedergeboren wirst.« Ein harter Zug entstand in ihrem Gesicht. »Ich kann dir helfen, Soldat. Ich verfüge noch über einige andere wertvolle Gaben …«
    Tajima erhob sich und nahm Rovaria in die Arme. Ein seltsames Glücksgefühl entstand in ihm.
    »Es ist deine Entscheidung, Außenweltlerin. Gut, du kannst mich begleiten. Aber wenn ich wiedergeboren bin, kann ich nicht auf dich warten. Du mußt dort sein.«
    »Ich werde dort sein.«
    Er drehte sich um und verließ die Katakomben.
     
    Stumm ragten die

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