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Die Sirenen von Kalypso

Die Sirenen von Kalypso

Titel: Die Sirenen von Kalypso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Werning
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Bannschwelle verborgen war, schwebte die Erste Inkarnation des Finstermanns: ein gewaltiger, dunkler Schemen, von zwei Dutzend starken Magischen Schwellen in einen unsichtbaren Kerker gehüllt. Manchmal war die Stimme des Finstermanns zu vernehmen: ein düsteres Grollen, das von wachsender Macht kündete. Der Ganzasket schritt an den Bodenschwellen entlang und hütete sich davor, sie zu berühren oder gar zu überschreiten. Der Finstermann war inzwischen stark genug, ihn in einem Sekundenbruchteil zu töten, wenn er sich in seinen Einflußbereich begab. Die kontrollierte Anzapfung seiner Macht … das war eine völlig andere Sache. In Nährsesseln hockten die Spezialhybriden, Starkmagier, nur dafür geschaffen, die Lange Beschwörung fortzusetzen, die den Finstermann aus der Anderen Welt rief, ihn aber gleichzeitig abschirmte und kontrollierbar machte. Einige Mönche waren damit beschäftigt, die Leichen von sechs Starkmagiern aus den entsprechenden Nährsesseln zu lösen und in die Brutgewölbe zu schaffen, in denen ihr organisches Material einem Wiederverwertungsprozeß zugeführt wurde. Der Ganzasket starrte zu der düsteren, nebligen Gestalt des Finstermanns empor. Schon einmal war die Kirche mit der Langen Beschwörung in dieses Stadium getreten, damals, vor dreißig Jahren. Sie hatten Fehler gemacht, die zu einem Rückschlag geführt hatten. Diese Fehler durften nicht wiederholt werden.
    Ein anderer Ganzasket näherte sich ihm und neigte den Kopf. »Ich freue mich über deinen Besuch.«
    »Ich danke dir.« Er neigte ebenfalls den Kopf. »Es ist zu einem Zwischenfall gekommen?«
    »Bedauerlicherweise. Sechs Starkmagier. Können sie ersetzt werden?«
    »Ich habe bereits eine entsprechende Anweisung gegeben.«
    »Ich danke dir auch dafür.« Der Asket wandte sich um und deutete auf den Finstermann. »Wir sind einen Schritt weitergekommen, wie du siehst. Die Aufgabe ist zu sechzig Prozent erfüllt. Doch die restlichen vierzig Prozent werden schwierig und zunehmend gefährlicher. Wir brauchen besonders widerstandsfähige Starkpropheten mit einer gesteigerten Lebensdauer.«
    »Ich verstehe.« Der Besucher überlegte. »Es ist teuer. Und die beiden kriegführenden Parteien haben ihr Verbrauchsverhalten geändert.«
    »Vielleicht ist eine Schürung des Konflikts notwendig. Die Entsendung von Erntesaboteuren etwa.«
    »Möglicherweise hast du recht. Ich werde die entsprechenden Faktoren einer Extrapolation unterziehen, Asket. Ich gebe dir Bescheid.«
    »Auch das würde mich freuen.«
    Das Grollen des Finstermanns verstärkte sich. Einige der Starkmagier in den Nährsesseln krümmten sich zusammen und stöhnten.
    »Er versucht es immer wieder. Doch die Magischen Schwellen sind ausreichend dicht und stark. Er kann nicht zu uns hindurchgelangen und zu einem endgültigen Bestandteil dieser Welt werden.«
    »Jedes Risiko muß ausgeschaltet werden.« Eiseskälte kroch durch den Körper des Besuchers, als er sich vorstellte, was geschehen mochte, wenn der Finstermann tatsächlich in diese Welt gelangte, und sei es auch nur für wenige Augenblicke.
    »Es besteht keine Gefahr. Wir erreichen bald eine höhere Phase in der Langen Beschwörung. Dann können wir über ein weit größeres Maß seines Wissens und seiner Kraft verfügen.«
    »Erinnere dich immer an die Niederlage vor dreißig Jahren.«
    »Diesmal sind wir vorsichtiger. Wir werden so lange warten, bis die Kraft ausreicht. Erst dann werden wir Leseitis endgültig missionieren und danach die Weise Botschaft auch zu den Außenwelten bringen. Sudmar ist das Tor zum Draußen, Asket. Wir werden es aufstoßen. Mit der Kraft des Finstermanns. Er wird uns die Endgültige Erkenntnis bringen, und damit auch ultimate Macht. Diesmal werden uns die Außenwelten nicht zurückwerfen. Tausende und Abertausende haben die Prophetenschule besucht und sind ins Draußen zurückgekehrt. Sie werden unserem Ruf folgen, wenn er ertönt. Sie sind unsere unbewußten Missionare. Sie werden uns helfen, wenn die Zeit gekommen ist.«
    »Gut so.«
    Ein Novize eilte herbei. An seiner Robe klebte noch der Magmastaub aus dem Innern des Vulkankegels.
    »Hoher Herr?«
    »Ja?«
    »Ich bin zurückgekehrt aus der Zentralfeste der Ohtanis.« Der Novize neigte das Haupt. »Ich konnte die mir gestellte Außenaufgabe nicht erfüllen.«
    »Warum nicht?«
    »Die Bannschwellen im Innern der Feste waren zu stark. Das Ich des Patriarchen wird von einem persönlichen Gebundenen Propheten abgeschirmt. Und die

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