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Die sizilianische Oper

Die sizilianische Oper

Titel: Die sizilianische Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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und umarmten sich erneut.
      »Don Lillo, ich komme höchstpersönlich, um Ihnen eine gute Neuigkeit zu überbringen.«
      »Ich will diese Nachricht gar nicht hören, wenn Sie mir nicht die Ehre erweisen und in mein Haus treten, sich ausruhen und ein Glas Wein trinken.«
      »Don Lillo, es ist mir immer eine Ehre, eine sehr große sogar«, fuhr Don Memè fort, ohne vom Zeremoniell abzuweichen. »Aber ich muß auf der Stelle wieder weg. Es war mir nur ein Vergnügen, Ihnen diese gute Nachricht persönlich zu überbringen.«
      »Dann hören wir also«, gab sich Don Lillo, die Arme ausbreitend, geschlagen.
    »Es wird sich bestimmt eine andere Gelegenheit ergeben«, vertröstete ihn Don Memè. »Die gute Notiz ist die, daß ich heute morgen rein zufällig mit dem Präfekten Ihren Gunsten wenden.«
      Lillo Lumìa machte buchstäblich einen Freudensprung, rieb sich die Hände und gestand: »Ich hatte schon alle Hoffnung verloren.«
      »Nie verzagen, wenn einer wie ich die Finger im Spiel hat!« rügte Don Memè ihn sanft, mahnend den Zeigefinger erhoben. Wieder fielen sie einander in die Arme. Dann folgte Don Lillo erneut dem strengen Ritual.
      »Ich möchte Sie um nichts auf der Welt beleidigen, Don Memè. Aber gibt es etwas, was ich mit meinen bescheidenen Mitteln für Sie oder einen Ihrer Freunde tun könnte?«
      »Soll das ein Scherz sein, Don Lillo? Ich brauche nichts. Beehren Sie mich weiterhin mit Ihrer Freundschaft. Das ist mir Lohn genug.«
      Er hatte das Wort Lohn verwendet. Und das bedeutete, daß Don Lillo nicht locker lassen durfte.
      »Meine Freundschaft wird Ihnen ewig sicher sein, dazu bedarf es keiner Worte. Aber was kann ich hic et nunc für Sie tun?«
      Das Lächeln Don Memès verbreiterte sich zu einem herzhaften Lachen.
    »Sie haben mich auf einen Gedanken gebracht. Wenn Sie darauf bestehen, könnten Sie mir bei einer Kleinigkeit behilflich sein. Es geht darum, einem Freund einen dummen Streich zu spielen.«
    Werkstatt auf, als ein Diener des Hauses Lumìa bei ihm aufkreuzte. Don Lillo, der sich in seiner Villa gern mit schönen Möbelstücken umgab, war immer schon ein guter Kunde von ihm gewesen.
    »Kann ich etwas tun?« fragte er den Diener.
      »Jawohl. Don Lillo will, daß der Herr kommt und eine Teeschere abholt.«
    »Eine Etagere«, verbesserte der Schreiner ihn.
      »Wie das auch immer heißen mag. Er will, daß der Herr auf der Stelle und ohne Zeit zu verlieren zu ihm nach Hause kommt.«
    »Wie bitte? Bin ich vielleicht ein Arzt?«
      Zwei Stunden später lud Don Ciccio mit Hilfe der Dienerschaft von Lumìa und mit großer Umsicht das Möbel auf seinen Handkarren und brachte es in seine Werkstatt. Er hatte Don Lillo erklärt, daß er für die Arbeit mindestens zwei Wochen brauchte, und dieser war einverstanden.
    Am nächsten Morgen um sieben Uhr hatte Don Ciccio
    gerade seine Werkstatt aufgeschlossen, als der Oberleutnant der Reitermiliz Pillitteri zusammen mit zweien seiner Männer eintrat. Wortlos drängten die Soldaten den Schreiner gegen die Wand, während Pillitteri entschlossen auf die Etagere zusteuerte. Er öffnete sie, nahm einen viereckigen Keil heraus, der einen Hohlraum verbarg, steckte tastend die Hand hinein und zog zwei Brillantringe und eine Halskette hervor. Das war der den Erdboden versinken.

    Der Wind erhob sich von Westen aus der Gegend von Montelusa. Es war ein wütender Wind, der zürnte, weil er es nie und nimmer schaffen würde, die schweren, düsteren Wolken über Vigàta wegzufegen. Ein besonders heftiger Windstoß riß das schwere Holzbrett, das der unbekannte Tote als Steg zwischen dem Salzberg und dem Dachsims hingelegt hatte, um die Wohnung von Concetta Lo Russo zu erreichen, ein paar Millimeter in die Höhe, dann ließ er es dumpf auf die Regenrinne knallen. Am Fenster stehend löste der Kommissar Puglisi langsam seinen Blick von dem Holzstück und ließ ihn durchs Innere des Schlafzimmers schweifen. Was er da sah, setzte ihm schwer zu. Der Wind hatte den Ruß von den Wänden, dem Fußboden und allen anderen Stellen des Zimmers geblasen und schwebte jetzt als graue Staubwolke in der Luft. Dabei entstand der Eindruck, als wären die zwei Toten auf dem Bett wieder lebendig geworden und hätten erneut begonnen, mit sanften Bewegungen Liebe zu machen. Der Kommissar schloß die Flügel des großen Fensters, ließ aber die Fensterläden offen, um besser sehen zu können. Genau in diesem Augenblick gab sich der Wind geschlagen und

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