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Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Holzfäller aber sagte:
    „Für einen Brief brauchen wir ein weiches zähes Blatt von einem Baum, das wir um dein Bein wickeln könnten, und außerdem eine Nadel."
    „Eine Nadel kann ich mir aus dem Kopf herausziehen", sagte der Scheuch. „Ich hab dort genug davon."
    Die Krähe flog fort und kehrte bald mit einem großen glatten Blatt zurück. Der Scheuch nahm es in die Hand, zupfte sich eine Nadel aus dem Kopf und reichte beides dem Eisernen Holzfäller:
    „Da, schreib!"
    „Nein, du sollst den Brief schreiben. Es war ja deine Idee!" sagte der Holzfäller. „Aber ich dachte, du wirst es tun. Ich hab ja das Schreiben noch gar nicht erlernt." „Und ich hab wegen der Staatsgeschäfte keine Zeit dazu gehabt", gestand der Holzfäller. „Was fangen wir jetzt an?"
    „Wir müssen den Brief nicht unbedingt schreiben, wir können ihn ja zeichnen!" erwiderte der Scheuch.
    „Ich versteh nicht, wie man einen Brief zeichnen kann", sagte der Holzfäller.
    „Nun, wir zeichnen uns beide hinter einem Gitter. Elli ein kluges Mädchen ist, wird sogleich erraten, daß wir in Not sind und ihre Hilfe erbitten."
    „Richtig!" freute sich der Holzfäller. „Also, fang an!"
    Doch vergeblich bemühte sich der Scheuch. Die Nadel entglitt seinen weichen Fingern, und er konnte nicht einmal eine einfache Linie zeichnen. Da versuchte es der Eiserne Holzfäller, und siehe, es gelang! Er hatte gar nicht erwartet, daß er's so gut machen würde. Offenbar hatte er ein Talent zum Zeichnen.
    Der Scheuch zog einen langen Faden aus seinem Rockschoß heraus, wickelte das Blatt mit der Zeichnung um das Bein der Krähe und befestigte es mit dem Faden. Kaggi-Karr nahm Abschied von ihren Freunden, schlüpfte durch das Gitter hinaus, lüftete die Flügel und verschwand in blauer Ferne.

DER NEUE HERRSCHER DES SMARAGDENLANDES
    Nachdem Urfin die Smaragdenstadt erobert hatte, sann er lange nach, welchen Titel er sich zulegen solle. Er entschloß sich für folgenden: Urfin der Erste, mächtiger König der Smaragdenstadt und der anstoßenden Länder, Herr der Stiefel, die das Weltall treten. Als erste vernahmen Meister Petz und Guamoko den neuen Titel. Der einfältige Bär brach in Begeisterung aus, während die Eule ihre gelben Augen zukniff und nur kurz bemerkte: „Laß uns vorerst hören, wie die Hofleute den Titel aussprechen."
    Urfin folgte dem Rat. Er rief Ruf Bilan und andere Höflinge des höchsten Ranges in den Thronsaal und sagte voller Stolz den Titel auf. Dann befahl er Bilan:
    „Wiederholt jetzt, Herr Oberster Zeremonienmeister, meine Worte!"
    Der Dickwanst bekam unter dem strengen Blick seines Herrschers einen roten Kopf und murmelte:
    „Urfin der Erste, mächtiger König der Smaragdenstadt und der angestoßenen Länder, Herr der Stiefel, die ins Weltall treten . . ."
    „Schlecht, sehr schlecht!" sagte Urfin streng und wandte sich an den nächsten. „Sagen Sie's, Herr Aufseher der Läden, der städtischen Händler und der Bauchläden der Marktweiber!"
    Stotternd sprach der Höfling:
    „Ihr Name ist Urfin der Erste, Herrschaftskönig der Smaragdenstadt und der umgestoßenen Länder, Herr der Stiefel, die aus dem Weltall treten . . ."
    Da hörte man ein ersticktes Husten der Eule, die vor verhaltenem Lachen zu bersten drohte.
    Zornrot jagte Urfin die Höflinge aus dem Saal.
    Wieder sann er mehrere Stunden und entschied sich schließlich für folgenden Titel: „Urfin der Erste, der mächtige König der Smaragdenstadt und des ganzen Wunderlandes." Er ließ die Hofleute rufen, die die Prüfung diesmal gut bestanden. Der neue Titel wurde dem Volk verkündet mit der Warnung, jede Entstellung werde als Landesverrat angesehen und streng geahndet.
    Aus Anlaß der Titelverleihung sollte ein grandioses Volksfest stattfinden. Ruf Bilan und General Lan Pirot wußten, daß kein Einwohner der Stadt und Umgebung freiwillig zu diesem Fest kommen würde, und trafen daher Maßnahmen. Nachts vor dem Fest, als alle Bürger noch schliefen, gingen die Holzköpfe in die Häuser, rissen die Leute aus dem Schlaf und schleppten sie auf den Schloßplatz. Dort konnten sie ganz nach Belieben weiterschlafen oder wach bleiben, aber den Platz durfte niemand verlassen.
    Als Urfin in prächtiger Königstracht auf dem Balkon des, Schlosses erschien, stand eine Menge Volk auf dem Platz. Man hörte aber nur ein schwaches „Hurra", das Urfins Kumpane und seine Holzsoldaten anstimmten.
    In diesem Augenblick setzte das Orchester ein. Es war aber nicht das Orchester, dessen

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