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Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Kerzenlicht schlecht sah, fiel auf den Schwindel herein und nickte beifällig. Auch auf die Hofleute und Räte verfehlte das Schauspiel seine Wirkung nicht.
    Nach dem Schmaus erzählten sie zu Hause ihren Angehörigen, was sie gesehen und gehört hatten, und dabei fehlte es, natürlich nicht an Übertreibungen.
    Bald verbreitete sich das Gerücht im Lande, der Zauberer Urfin habe beim Festmahl lebende Eidechsen und Schlangen gegessen, und das erfüllte die Bürger mit Abscheu und Entsetzen.
    Drei Tage nach dem Schmaus legte der Hofchronist eine große Abhandlung vor, in der er unumstößlich bewies, daß Urfin ein direkter Nachfahre der alten Könige sei, die einst über das ganze Wunderland geherrscht hatten.
    Daraus zog der Chronist zwei wichtige Schlüsse. Erstens, daß Urfin nach verbrieftem Recht das Erbe der alten Herrscher angetreten habe, und zweitens, daß die Zauberinnen Stella und Willina rechtswidrig Urfins Erblande an sich gerissen hätten, aus welchem Grunde die dreisten Landräuberinnen mit Krieg überzogen und vertrieben werden müßten. Als Lohn für sein Werk erhielt der Chronist einen silbernen Becher, der einem Kaufmann weggenommen und noch nicht an die Schatzkammer des Schlosses abgeliefert worden war.
    Urfin beschloß, eine Polizeitruppe aufzustellen, die die Leute bespitzeln und die Unzufriedenen festnehmen sollte. Die Soldaten waren ihm für dieses Amt zu ungeschickt. Er fertigte den ersten Polizisten an und beauftragte seine Gehilfen, ihn bei der weiteren Arbeit als Modell zu benutzen. Binnen kurzer Zeit überschwemmte die Polizei Stadt und Land.
    Die Polizisten waren dünner und schwächer als die Soldaten, hatten aber lange, flinke Beine und riesige Ohren zum Horchen. Ihre Arme bestanden aus Baumwurzeln, deren Endverästelungen die Finger bildeten. Manche Polizisten hatten ihrer sieben bis zehn an jeder Hand, was Urfin für einen großen Vorteil hielt, da sie so ihre Opfer besser packen konnten. Er bewaffnete die Polizisten mit Schleudern, in deren Handhabung sie es bald zu großer Fertigkeit brachten.

    Der Polizeichef hatte längere Beine und Arme und mehr Finger an den Händen als seine Untergebenen und durfte, wie der Oberste Zeremonienmeister, jederzeit bei Urfin zur Berichterstattung erscheinen.
    Im Keller des Schlosses arbeiteten Tag und Nacht zwei ehemalige Soldaten, ein grüner und ein blauer, die zu Gefreiten befördert worden waren. Die Tischlerarbeit ging ihnen flott von der Hand, und bald hatten sie in einer Ecke der Werkstatt ganze Stapel hölzerner Soldatenrümpfe aufgeschichtet. Daneben lagen Haufen von Holzkugeln für die Köpfe. Für jeden Zug wurde ein Unteroffizier aus Mahagoniholz angefertigt.
    Abends schloß sich Urfin in einem besonderen Zimmer ein, wo er die Gesichter in die Kugeln schnitt und ihnen Augen aus grünen, roten und lila Glasknöpfen einsetzte. Er befestigte die Köpfe auf den Rümpfen und bestreute die Soldaten mit dem Zauberpulver. Dann wurden die neuen Mannschaften bemalt und nach dem Trocknen der Farben auf den Hof gebracht, wo die Unteroffiziere und der Palisandergeneral (dessen Kopf Urfin inzwischen repariert und blankpoliert hatte) sie zu drillen begannen.
    Zug auf Zug marschierten die Soldaten unter Anführung der Unteroffiziere im Paradeschritt zum Tor hinaus . . .
    Urfins Armee war jetzt fast 120 Mann stark. Soldatenpatrouillierten ständig in der Stadt und ihrer Umgebung. Mehrere Züge wurden in das Blaue Land der Käuer und das Violette Land der Zwinkerer ausgesandt, damit die Statthalter das Volk in Zucht und Ordnung halten konnten.

Zweiter Teil
Den Freunden zu Hilfe

EIN SELTSAMER BRIEF
    Es war fast ein Jahr vergangen, seit Elli das Wunderland verlassen hatte, das durch eine Kette riesiger Berge und eine große Wüste von der übrigen Welt geschieden war. Sie lebte jetzt wieder bei ihren Ettern in Kansas, das sich nicht verändert hatte: Steppe ringsum, Weizenfelder und staubige Wege. Nur der Wohnwagen, mit dem Elli und Totoschka durch den Sturm in das Wunderland verschlagen worden waren, stand nicht mehr da. An seiner Stelle hatte der Farmer John ein Häuschen gebaut, in dem er jetzt mit seiner Frau Anna und seinem Töchterehen Elli wohnte.
    An einem Sommerabend näherte sich ein müder Wanderer der Farm. Der Mann war in mittleren Jahren, breitschultrig, kräftig gebaut und trug einen Rucksack. Ein Holzbein, an das linke Knie geschnallt, hinterließ runde Spuren im Straßenstaub.
    Der Mann hatte den wiegenden Gang eines Matrosen, der über

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