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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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herabzubeschwören – was mit Sicherheit geschehen wird, wenn dich einer lange genug zu Gesicht bekommt, um sich in dich zu verlieben.«
    »Ich nehme an, Frauen ist der Zutritt zu dieser Insel grundsätzlich nicht gestattet«, brummte sie verdrossen.
    »Während der letzten drei Jahre haben nur wir acht Brüder hier gelebt. Und jetzt bist du hier. Eine Frau, acht Männer. Ich schätze, deine Welt unterscheidet sich nicht so grundlegend von unserer, dass du dir nicht vorstellen kannst, was für Probleme sich ergeben würden, wenn du unbeaufsichtigt hier herumlaufen dürftest. Also bleibst du hier, so bist du niemandem im Weg und führst auch niemanden in Versuchung.« Er erhob sich. »Ich bringe dir gleich etwas zu essen. Es kann einen oder zwei Tage dauern, bis mein jüngster Bruder so weit ist, dich dorthin zurückzuschicken, wo er dich gefunden hat. Bis dahin wirst du diesen Raum nicht verlassen.«
    Kelly salutierte sarkastisch. »Zu Befehl, Sir! Wie Sie wünschen, Sir! Roger-Wilco, Sir! Sie können mich mal kreuzweise, Sir!«
    Seine Augen wurden schmal, und sie begriff mit einiger Verspätung, dass er nach Einnahme dieses scheußlichen weißen Tranks wahrscheinlich durchaus imstande war, ihre Unverschämtheiten zu verstehen. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Hoffentlich fiel ihr Erröten im goldenen Licht der Sonne, das durch das gen Westen gelegene Fenster fiel, nicht auf.
    Er musterte sie einen Moment lang, dann seufzte er und schüttelte den Kopf – Gott sei Dank ohne etwas zu erwidern -, wandte sich ab und verließ den Raum.
    Sowie sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, kroch sie aus dem Bett und ging zu der sogenannten Abtrittkammer hinüber. Ihre Beine zitterten vor Erschöpfung und das leichte Schwindelgefühl in ihrem Kopf verriet ihr, dass ihr Kalorienvorrat verbraucht war. Kartoffeln, Erdnussbutter, eine Woche altes Brot aus dem Discounter, Müsli und Thunfisch waren nicht allzu nahrhaft oder gesund, dafür aber billig, und sie hatte während der letzten Monate kaum einen nennenswerten Umsatz mehr gemacht.
    Zum Glück habe ich die Multivitamintabletten gekauft, auch wenn sie unverschämt teuer sind … In diesem seltsamen Reich waren sie natürlich auch kein Garant für gute Gesundheit, und außerdem war von ihren Tabletten jetzt vermutlich nur noch ein von geschmolzenem Plastik umschlossener verklebter Klumpen übrig geblieben. Unnütz und unerreichbar für sie, selbst wenn sie Zeit und Raum überwinden könnte.
    Kelly erreichte die Tür, auf die Saber gezeigt hatte, und zog sie vorsichtig auf. Drinnen war alles staubig und mit Spinnweben verhangen. Ein paar Insekten huschten eilig davon. Naserümpfend schob sie die Spinnweben beiseite und begann den winzigen Raum zu erkunden. Das Fenster war klein, aber verglast, also stieß sie es auf, um frische Luft in das muffige Innere zu lassen, und blickte sich in der »Abtrittkammer« um, soweit es im Licht der sinkenden Sonne möglich war.
    Erstaunlicherweise gab es sogar fließendes Wasser. Die hiesige Version einer Toilette bestand zu ihrer Überraschung nicht in einer Senkgrube neben der Burg, sondern aus einer hellblau glasierten Porzellanschüssel. Etwas, das wie ein altmodischer Wassertank mit Kettenspülung aussah, hing darüber an der Wand. Statt eines ovalen, fabrikmäßig vorgeformten Plastiksitzes, wie sie es aus ihrer Welt gewöhnt war, lag ein breites, glatt poliertes Stück Holz mit einem abgerundeten, aber fast rechteckigen Loch
in der Mitte auf der Schüssel. Es war mit Scharnieren versehen, damit man es zum Säubern hochklappen konnte. Ein seltsam vertrauter Anblick in dieser bizarren Umgebung.
    Kelly hieb zweimal mit der Faust auf den Sitz, um etwaiges darunter lauerndes Ungeziefer zu vertreiben, dann wandte sie sich dem Waschbecken zu, um den Viechern Zeit zum Davonkrabbeln zu geben. Von einem kleinen steinernen Sims in der Wand ergoss sich Wasser wie ein künstlicher Wasserfall in das Becken. Darüber prangte ein vom Alter fleckig gewordener Spiegel. Er war mit einer so dicken Staubschicht überzogen, dass sie ihre Umrisse kaum darin erkennen konnte.
    Der Griff neben dem Miniaturwasserfall entpuppte sich als Hebel, mit dem man das Wasser kälter oder wärmer stellen, den Wasserfluss aber nicht abstellen konnte. Das Wasser wurde allerdings nur lauwarm, was vermuten ließ, dass das hiesige Äquivalent eines Heißwassertanks zu lange in Betrieb gewesen und der Warmwasservorrat verbraucht war.
    Oder wenn es sich

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