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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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westlichen oder den östlichen Fenstern des achteckigen Raumes sah, immer weitgehend derselbe Blick bot. Das Land fiel sowohl gen Osten als auch gen Westen über eine große Entfernung hinweg von dem Gipfel ab, um den die mit Türmen besetzte Außenmauer verlief, in deren Mitte das Burggebäude thronte. Dahinter erstreckte sich Wasser, soweit das Auge reichte. Einen besseren Verbannungsort hätten die Feinde der acht Brüder gar nicht wählen können.
    Im Norden und Süden erhoben sich hohe, schroffe Berge. Soweit sie es beurteilen konnte, handelte es sich bei Nightfall um eine ziemlich große Insel; sicherlich groß genug, um eine mittelgroße Stadt zu beherbergen, selbst wenn sie hierbei moderne Maßstäbe zugrunde legte. Wenn man den Urwald rodete, ließ sich darüber hinaus auch reichlich Platz für Felder und Weiden gewinnen. Außer der Burg selbst hatte Kelly bislang allerdings keinerlei Anzeichen für Zivilisation entdeckt.
    Eines stand jedenfalls fest: Sie befand sich in der südlichen Hemisphäre dieser Welt. Von ihrer Perspektive aus schien die Sonne von Osten nach Westen über den nördlichen Teil des Himmels zu wandern, und das ließ auf ein südlich des hiesigen Äquators gelegenes Land schließen. Immerhin ermöglichte es ihr dieser Zauber oder was immer es auch war, die hier gebräuchlichen Worte so zu verstehen wie in ihrer Heimat: Osten war Osten, Westen Westen und so weiter.
    Ich komme mir vor wie in einer magischen Miniaturausgabe von Neuseeland, nur dass die Jungs hier nicht den richtigen Akzent haben.
    Nachdem er die letzte Leuchtkugel zum Glühen gebracht hatte, hängte Saber den Stab wieder an seinen Haken an der Wand, hob seine Tunika und seine Stiefel auf und deutete dann auf die Flaschen, die er auf dem Wannenrand
aufgereiht hatte. »Da ist Seife, und ich habe auch ein paar duftende Öle mitgebracht. Aber ich kann nicht dafür garantieren, dass sie nicht eingetrocknet sind oder ihr Aroma verloren haben.«
    »Danke, Saber«, murmelte sie, was ihn wie erstarrt an der Tür innehalten ließ. Kelly hatte an diesem Nachmittag über einiges nachgedacht. »Ich weiß deine Aufmerksamkeit wirklich zu schätzen …, und ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich so unausstehlich war. Meine einzige Rechtfertigung besteht darin, dass meine Nerven nach allem, was ich durchmachen musste, ziemlich blank gelegen haben.«
    Eine Hand auf die Türklinke gestützt blieb er stehen, bis ihre Worte ganz in sein Bewusstsein eingedrungen waren. Endlich fand er seine Sprache wieder. »Trevan führt seine seltenen, aber heftigen Temperamentsausbrüche auf seine rötliche Haarfarbe zurück. Und Koranen bezeichnet sich aus demselben Grund als so heiß wie eine Flamme. Ich … es tut mir manchmal wirklich leid, dass ich mit ihnen verwandt bin.«
    Kelly biss sich auf die Lippe, um angesichts dieser Generalentschuldigung nicht laut zu kichern, nickte und hielt den Blick sorgsam auf ihre Näherei gerichtet. »Ich verstehe.«
    »Kelly of Doyle …«
    Als sie zu ihm aufblickte, verflog ihre Erheiterung angesichts des Ernstes in seinen grauen Augen augenblicklich.
    »Verliebe dich nicht in mich. Und versuch nicht, mich dazu zu bringen, mich in dich zu verlieben. Hast du mich verstanden?«
    Sie dachte einen Moment lang über diese wie eine Warnung klingende Forderung nach. »Verstanden. Keine zarten Liebesbande anspinnen«, bestätigte sie, dabei starrte sie aus den Fenstern hinter dem Fuß des Bettes. »Ich habe kein Problem damit.« Dann sah sie ihn an – er hatte inzwischen
seine Stiefel angezogen, nicht aber sein Hemd – und platzte mit dem Erstbesten heraus, das ihr in den Sinn kam. »Wie wäre es denn stattdessen mit heißem Sex?«
    Sein linkes Auge begann zu zucken, dann seine Halsseite und seine Brustmuskeln, dann zuckte seine gesamte linke Körperhälfte. Irgendwie gelang es ihm, den Raum zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen, diesmal ganz behutsam. Und dann brüllte er etwas Unverständliches, auf dessen Übersetzung sie auch nicht den geringsten Wert legte, ehe sie ihn die Stufen hinunterstampfen hörte.
     
    Morganen lächelte leise, als er das Geröhre wahrnahm. Evanor legte den hellblonden Kopf schief, hob eine goldene Braue und musterte den jetzt über das ganze Gesicht strahlenden jüngsten Spross der Familie forschend. Morganen schüttelte den Kopf und wandte sich an seine in seinem Arbeitsraum versammelten Brüder. Der Älteste war anderweitig beschäftigt und würde sie nicht stören.
    Alle

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