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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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und alles mitnahm, um sicherzugehen, dass sie während seiner Abwesenheit nichts damit anstellen konnte. Leise kichernd wandte sie das Gesicht ab, als er den Raum verließ und die Tür hinter sich zuknallte. Sie sollte ihn wirklich nicht auslachen, aber es war einfach zu komisch. Kelly bezwang sich, bis er außer Hörweite war, dann brach sie in schallendes Gelächter aus, bis ihr die Tränen in die Augen traten.
    Doch als er zurückkehrte, Stiefel und Tunika abstreifte und in die Wanne stieg, um sie auszuscheuern, verflog ihre Belustigung und machte zahlreichen anderen widersprüchlichen Gefühlen Platz. Sie betrachtete das Spiel seiner Muskeln unter seiner sonnengebräunten, auf der Brust
mit goldenen Haaren bedeckten Haut. Eine verblasste weiße Narbe verlief zickzackförmig über ein Schulterblatt; sie sah aus, als sei er dort von einem Blitz getroffen worden. Aber vermutlich rührte sie eher von der Spitze eines Schwertes oder eines Dolches her, wenn man berücksichtigte, in was für einer Welt er lebte. Sein Rücken spannte sich an, als er sich vorbeugte, und einige unverständliche Worte drangen über seine Lippen.
    Zu Kellys heimlichem Bedauern schien er einen Putzzauber gemurmelt zu haben, denn schon nach zwei Minuten glänzte die Steinwanne wie neu. In Anbetracht der angesammelten Schmutzmenge hätte sie selbst wohl gut und gerne eine Stunde gebraucht, um dasselbe Ergebnis zu erzielen. Saber wischte mit dem Tuch ein letztes Mal über den Rand, warf es dann zu Seife und Bürste in den jetzt leeren Eimer und steuerte auf die Tür zu.
    »Lass die Seife bitte hier, ich brauche sie, um mich zu waschen«, bat Kelly rasch. »Und für einen Lappen und ein paar saubere Handtücher zum Abtrocknen wäre ich auch dankbar. Und wenn du deinen Säuberungszauber vielleicht auf diese Kleider hier ausweiten könntest …«
    Angesichts des finsteren Blickes, mit dem er sie maß, blieben ihr die Worte in der Kehle stecken.
    Sie schluckte hart. »Schon gut. Ich möchte keine Umstände machen.«
    Er knurrte die katanische Version von »zu spät« und stapfte zur Tür hinaus. Sein Hemd und seine Stiefel hatte er vergessen, seine dunkelgoldene Mähne fiel ihm über den muskulösen Rücken.
    Sowie er fort war, ließ sie sich grinsend gegen die Kissen sinken und strich mit der Hand über ihren Oberschenkel und über ihre Brust. Ihre Näharbeit lag vergessen auf ihrem Schoß. Jetzt, wo sie weder eingeschüchtert noch verwirrt noch erschöpft war, empfand sie ihre Wortgefechte als seltsam erregend, genau wie es sie erregte, sich im selben
Raum wie er aufzuhalten, wenn er so unvollständig bekleidet war. Sie wünschte sich plötzlich, dass man in seiner Welt nicht so felsenfest an Flüche glauben würde, denn dann hätte es seine Hand sein können, die ihre Brust umschloss. Wenn es diese lächerliche Prophezeiung und die allgemeine Furcht davor nicht gäbe, könnte sie sich sehr wohl vorstellen, die Jungfrau zu sein, die das Schwert begehrte. Fest stand, dass er seit langer Zeit der erste Mann war, der sie ernsthaft in Versuchung führte.
    Nun ja, träumen durfte man ja …
     
    Als er kurze Zeit später noch einmal zurückkam, saß Kelly aufrecht auf dem Bett, stichelte an einem Kleid herum und lächelte noch immer voll stiller Belustigung in sich hinein. Der Zauberer Saber – auch wenn er auf sie mehr wie ein Krieger wirkte – stellte ein halbes Dutzend Fläschchen auf den Wannenrand und legte einen Stapel Tücher, die er sich unter den Arm geklemmt hatte, daneben. Leider handelte es sich dabei nicht um die Frotteetücher, an die sie gewöhnt war, sondern um schlichte glatte Leinenstücke. Dann verschwand er in dem winzigen Bad, nahm einen großen, ovalen Korkstopfen aus einem Beutel an seinem Gürtel und stellte damit den stetigen Wasserfluss ab. Danach kam er zurück und begann, mit dem spiralförmig geschnitzten Stab, der neben der Tür an einem Haken hing, gegen sämtliche Leuchtkugeln im Raum zu klopfen.
    Erst jetzt fiel Kelly auf, wie dämmrig es in der Kammer geworden war. Die beiden Monde schienen nicht hell genug, und die einzelne Kugel, die sie neben dem Bett zum Glühen gebracht hatte, spendete auch kein ausreichendes Licht.
    Sie hatte früher an diesem Tag eine Weile aus dem Fenster geschaut und die Landschaft betrachtet; den halbtropischen Wald, der die Burg umgab, das umliegende Gelände und das dahinter in der Ferne schimmernde Wasser.
Sie hatte bereits bemerkt, dass sich ihr unabhängig davon, ob sie aus den

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