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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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und begann mit der nächsten Naht. Sowie sie sich ein paar Kleider geändert hatte und nicht mehr nur mit Rock und Hemd herumlaufen musste, würde sie sich eine Pluderhose schneidern – weit genug, um optisch als Rock durchzugehen, aber wesentlich bequemer. Und vernünftige Unterwäsche. Die beiden Nightfall-Brüder hatten ihr bei ihrem überraschenden Besuch genug Stoff und Garn für eine anständige Garderobe mitgebracht, auch wenn die Tuche vor Alter ausgebleicht und teilweise etwas brüchig waren. »Ich kann nichts dafür, dass in meiner Welt größerer Wert auf Hygiene und Sauberkeit gelegt wird als in deiner.«
    Er schnarrte etwas, was wie ein an diesen »Jinga«gerichteter Fluch klang, dessen Namen sie nun schon öfter im Zusammenhang mit Verwünschungen gehört hatte, und verschwand im Bad. Als er mit dem Eimer in der Hand, in dem die Bürste klapperte, wieder zum Vorschein kam, sprach sie weiter.
    »Irgendwann müsste ich auch einmal ein Bad nehmen. Diese ›Abtrittkammer‹, wie du sie nennst, entspricht nicht unbedingt dem, woran ich gewöhnt bin. Gibt es hier irgendetwas, was entfernt an eine Badewanne erinnert?«
    Zähneknirschend – sein Körper reagierte schon, wenn er sich nur im selben Raum wie sie aufhielt; ein Beweis dafür, dass es ein Fehler gewesen war, seinen lange unterdrückten Bedürfnissen vor einigen Stunden freien Lauf zu lassen – ging Saber zu einem der Fenster hinüber und zog
eine große, geschnitzte Holzplatte von einem Steinwürfel weg, den sie für einen merkwürdig geformten Tisch gehalten hatte, obwohl an einer Seite kleine Stufen zu der Platte hochführten.
    Kelly erhob sich von dem Bett, auf dem sie gegen ein paar Kissen im Rücken gelehnt gesessen hatte, und tappte neugierig zu ihm hinüber. Er fegte gerade Spinnweben aus einer großen, steinernen Wanne, zog einen an einer Kette befestigten Korken aus einem ähnlichen Wasserspender wie dem im Bad und spülte die restlichen Staubflocken fort, sobald das Wasser zu sprudeln begann.
    Dann beugte er sich über den Rand und entfernte einen weiteren Korken aus dem Abfluss des Beckens. »Es hat keinen Sinn, die Wanne zu füllen, bevor sie nicht wenigstens gründlich ausgespült worden ist«, sagte er. »Um das Wasser abzustellen steckst du einfach den Korken wieder hier hinein. Wärmer oder kälter stellt man es damit.« Er betätigte einen Hebel, hielt eine Hand unter den Wasserstrahl, um die Temperatur zu überprüfen, und runzelte die Stirn. »Auch das noch. Der Zauber hat seine Wirkung verloren.«
    »Das gilt auch für das Wasser im Bad – äh, der Abtrittkammer«, verbesserte sie sich, da der erste Begriff für die Leute hier scheinbar eine andere Bedeutung hatte. Kelly hatte einen ähnlichen Hebel unter dem Waschbecken gesehen, sich aber nicht weiter damit beschäftigt, nachdem sie festgestellt hatte, dass sich die Temperatur damit nicht regulieren ließ. Sie spähte in die Wanne und griff naserümpfend in den Eimer. Spinnweben, Staub und vermutlich der angetrocknete Seifenschaum mehrerer Generationen beleidigten ihr Auge. »Ich brauche diese Bürste noch mal für ein paar Minuten.«
    »Bei Jinga!«, explodierte Saber und entriss ihr die Bürste prompt wieder. Vor Anstrengung, sein Temperament zu zügeln, lief sein Gesicht rot an, und er mahlte mit den
Zähnen. Nachdem er den Eimer mit einem Tritt außerhalb ihrer Reichweite befördert hatte, deutete er auf das Bett. »Du – setzt – dich – dahin. Ich werde die verdammte Wanne ausscheuern!«
    »Tu dir keinen Zwang an. Die Seife liegt neben dem Waschbecken.« Kelly drängte sich an ihm vorbei, stolzierte zum Bett zurück, kroch darauf, ließ sich gegen die Kissen sinken und funkelte ihn an, als er sie anstarrte. »Worauf wartest du noch? Wenn du es nicht tust, mache ich es, das ist dir ja wohl klar.«
    Er warf ihr einen bösen Blick zu, ließ die Bürste in den Eimer fallen und trug ihn hinaus. Kelly biss sich auf die Unterlippe, um ihr Lächeln zu verbergen, und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Näharbeit. Einen Teil ihrer Aufmerksamkeit zumindest. Der Rest galt Saber, der kurz darauf zurückkam, etwas Längeres, kompliziert Klingendes murmelte, woraufhin das Wasser zu dampfen begann, und dann den Wasserfall wieder verkorkte. »Ich hole dir auch noch einen neuen Korken für das Becken in der Abtrittkammer.«
    Kelly musste sich erneut ein Lächeln verbeißen, als er sich drei Schritte von der Wanne entfernte, dann herumfuhr, Eimer, Bürste und Seife packte

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