Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)
dieser rotgoldenen Löckchen vordringen, wieder und immer wieder …
Aufseufzend legte Saber einen Arm über die Augen und versuchte ohne Erfolg, die Bilder zu verdrängen, die ihm seine Fantasie vorgaukelte. Seine andere Hand, die auf seinem Bauch ruhte, wanderte zu seinen pochenden Lenden hinunter, dann ballte er sie zur Faust. Es war besser, wenn er diesem Drang nicht nachgab. Er hatte sich ein paarmal auf diese Weise Erleichterung verschafft, aber das war kurz
nach ihrer Ankunft auf der Insel gewesen, als sich sein Körper noch nicht an die unfreiwillige Enthaltsamkeit gewöhnt hatte.
Und nun führte ihn eine Frau aus Fleisch und Blut in Versuchung …
Erinnerungen begannen ihn heimzusuchen; an ihre Brüste, die sich gegen seinen Körper gedrückt hatten, als er sie vor der Makkadadak-Attacke gerettet und die Treppe hinuntergetragen hatte; an die Art, wie sich ihre Beine um seine Hüften geschlungen und sie sich an ihn geklammert hatte; wie sie sich bei ihrer ersten Begegnung in seinem Griff gewunden hatte; an ihre wohlgerundete Kehrseite, die er in Gedanken von den störenden Kleidern befreite … die weiche, weiße, gesprenkelte Haut … die Locken zwischen ihren...
Saber konnte nicht länger an sich halten. Fluchend ließ er den Arm sinken, schob seine Tunika beiseite und schnürte seine Hose auf, dann bedeckte er sein Gesicht wieder mit dem linken Arm und blendete das Tageslicht aus. Rücklings auf dem Bett liegend malte er sich aus, wie sie mit ihren kleinen, zarten Händen und Fingern das mit ihm anstellte, wofür seine eigene Hand nur einen jämmerlichen Ersatz bot. Es kostete ihn keine große Mühe, sich bildlich vorzustellen, wie er sie nahm, sie sich voller Ekstase unter ihm wand, wie er den Fluch und seine ominöse Prophezeiung mit einem Hohnlachen abtat und sein Schwert in die rotblonde Jungfrau bohrte, immer wieder und wieder, bis …
Es war ein hohles Vergnügen, als er endlich Erfüllung fand. Er konnte und durfte die Dinge, nach denen er sich sehnte, nicht tun und hätte noch nicht einmal das tun sollen, wozu er sich gerade hatte hinreißen lassen. Sein brennendstes Verlangen war zwar gestillt, dafür waren zahlreiche andere verhängnisvolle Wünsche in ihm erwacht, von denen nicht alle rein körperlicher Natur waren. Lust
mochte ja nur bloße Lust sein, aber manchmal führte sie auch zu den Gefahren der Liebe.
Es war schon Abend, als er erneut in ihre Kammer trat; beide Monde waren aufgegangen und warfen seltsame silberne Doppelschatten durch die Fenster. Er stellte ein neues Tablett auf den Tisch, vergewisserte sich, dass die Essensreste auf den beiden anderen verschwunden waren, und nahm sie mit hinaus, ohne ein Wort zu sagen. Kelly sah kurz von ihrer Näharbeit auf und beobachtete, wie er durch den Raum stapfte, dabei kurz in ihre Richtung schielte – wahrscheinlich, um sich davon zu überzeugen, dass sie mit nichts Anstrengenderem beschäftigt war als damit, eine Nadel durch den Stoff gleiten zu lassen – und dann die Tür hinter sich zuzog.
Fünf Sekunden später flog die Tür wieder auf, er stürmte in die Kammer zurück und funkelte den Boden unter seinen Füßen so anklagend an, als habe sie sich des schwersten Verbrechens in seinem Land schuldig gemacht. »Du hast ihn fertig geputzt!«
»Ich erledige eine Arbeit entweder ganz oder gar nicht«, erwiderte sie spitz, bemüht, seinem Zorn kühle Gelassenheit entgegenzusetzen. »Ich habe den Rest des Bodens gescheuert und dann gegessen – mehr auf einmal als seit Monaten, falls dich das interessiert – und seither sitze ich hier und nähe. Schließlich muss ich mir ja ein paar Kleider umändern, wenn ich etwas zum Anziehen haben will.«
Er stemmte die Hände in die Hüften. Seine grauen Augen wurden schmal. »Wo sind sie?«
Sie griff nach der kleinen Stickschere, die sie in dem bemerkenswert gut ausgestatteten Nähkasten gefunden hatte, den er ihr gebracht hatte, und schnitt einen Faden ab. Nähen und Sticken beruhigten sie immer, und es waren vertraute Tätigkeiten in dieser neuen, fremden Umgebung,
auch wenn ihr keine elektrische Nähmaschine zur Verfügung stand. »Wo ist was?«
»Wo hast du den Eimer und die Bürste hingetan? Wenn ich dir das Putzzeug wegnehme, kannst du keinen Unfug mehr damit machen!«
»Du findest beides unter dem Waschbecken. Aber schrei mich nicht gleich an, nur weil deine Fähigkeiten als Hausmann einiges zu wünschen übrig lassen«, fügte sie bissig hinzu, fädelte einen neuen Faden ein
Weitere Kostenlose Bücher