Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)
und dazu noch ein passendes knappes Bikinihöschen. Sie lächelte, als sie die Haken vorne an dem Büstenhalter schloss. Saber hatte sie für sie aus feinem Stahldraht angefertigt, ohne eine Ahnung zu haben, wozu sie diese winzigen, merkwürdig geformten Dinger benutzen wollte.
Es wird ihm Spaß machen, damit zu spielen, wenn er erst einmal sieht, welchem Zweck sie dienen!
Sie bedauerte ein wenig, dass sie keine Singleabschiedsparty hatte feiern können, und es tat ihr leid, dass ihre Freundin Hope nicht hier war, um ihr zu helfen, sich zurechtzumachen, aber sie hatte zufrieden registriert, dass die restlichen sieben Brüder auch für den Bräutigam keine Junggesellenabschiedsparty veranstaltet hatten. Zwar hätte sie sich wegen Stripteasetänzerinnen oder Schlimmerem keine Sorgen machen müssen, aber …
Blauweißen Wolken nachempfundene Schatten glitten über die ehemals weiß getünchten Wände ihrer Kammer – das Ergebnis von Morganens Bemühungen, die Burg vor dem Ausspionieren durch Feinde zu schützen. Kelly zupfte ihre Unterwäsche zurecht und griff nach dem ersten Teil ihrer neu geschneiderten Kombination aus der aquamarinfarbenen Seide, während die Sonne draußen unterging und die frisch bemalten Wände wie eine Parodie des Tageslichts wirken ließ, obwohl die Farbe kaum schimmerte.
Rydan zuliebe hatten sie die Zeremonie auf den frühen Abend statt auf den helllichten Tag verlegt. Die anderen Brüder waren damit beschäftigt, die Kapelle und die pferdelose Kutsche herzurichten, die sie über die lange, gewundene Straße zur Kapelle bringen würde, wo sie nach katanischer Sitte getraut werden sollte.
Es gefiel ihr zwar, sich im Stil des Mittelalters zu kleiden, doch der Bewegungsfreiheit wegen zog sie Hosen den schweren Röcken zumeist vor. Obwohl ihr Assistent Evanor anfangs Bedenken wegen des für Katan ausgesprochen
unüblichen Designs gehegt hatte, hatte sie ihren Entwurf auf ein vergilbtes Blatt Papier gezeichnet und ihm dann gezeigt, wie er die Seide zuschneiden und dann zu einem mehrteiligen Kleidungsstück verarbeiten sollte.
Zuerst streifte sie die Hose über, die sich glatt über ihre Hüften schmiegte und unten leicht eng zulief, um ihre Beine zu betonen, die jetzt eine wesentlich attraktivere Form aufwiesen als noch vor wenigen Wochen. Die Hose wurde vorne geschnürt wie die der Brüder, da Evanor damit am besten vertraut war. Danach schlüpfte sie in eine lose fallende Bluse und zog den Ausschnitt zurecht, der ihre Schultern freiließ.
Über die Hose kam ein ungleichmäßig gezipfelter Rock, dessen Saum fast bis zum Boden reichte, über die Bluse eine miederähnliche Weste, die die Träger ihres BHs verdeckte. Sowohl der hinten geraffte Rock als auch die Bluse waren an Saum, Ausschnitt und Ärmelaufschlägen mit Spitzen verziert; das Schneeweiß hob sich auffallend vom kräftigen Blaugrün der Seide ab. Und Wolfer, der von den acht Brüdern am besten mit Leder umgehen konnte, hatte ihr ein Paar neue, knöchelhohe Stiefel angefertigt. Irgendwie war es ihm gelungen, sie im selben Farbton wie die Seide einzufärben, und er hatte ihr auch neue Slipper versprochen, die die alten, abgetragenen ersetzen sollten, mit denen sie sich bislang behelfen musste.
Nachdem sie entsprechend lange, in ihrer Freizeit aus feinem Garn gestrickte Socken – momentan ihr einziges Paar – übergestreift hatte, schlüpfte sie in die Stiefel und stampfte ein paarmal mit den Füßen auf, um sicherzugehen, dass sie richtig saßen. Wolfer hatte gute Arbeit geleistet, sie passten perfekt, viel besser als die aus Massenproduktionen stammenden Schuhe ihres alten Lebens. Aber schließlich verfügt er über seine ganz eigene Magie, um einen perfekt sitzenden Schuh herzustellen, gestand sie sich mit einem kleinen Lächeln ein. Er benötigt noch
nicht einmal die Hilfe der Heinzelmännchen dabei. Der Gedanke erheiterte sie.
Als sie fertig angekleidet war, verschwand Kelly in der Abtrittkammer, musterte sich im Spiegel und überlegte, was sie mit ihrem Haar anstellen konnte. Im Gegensatz zu den meisten Rotschöpfen war ihres völlig glatt und blieb auch so, egal was sie dagegen zu unternehmen versuchte. Dauerwellenexperimente ihrer Teenagerzeit hatten noch nicht einmal einen Monat gehalten, mit Lockenwicklern konnte sie erst recht nichts ausrichten, und auch Schaumfestiger, Gels und Haarspray versagten in ihrem Fall den Dienst, selbst wenn sie sie exzessiv verwendete. Zum Glück schien sich Saber an ihrem glatten Haar
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