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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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was die meisten Einwohner einer gewissen Stadt im Mittleren Westen eindeutig nicht getan hatten. In dieser fremden, seltsamen Welt fühlte sie sich mittlerweile mehr zu Hause als in ihrer alten.
    Sie empfand viel für Saber und mochte seine Brüder. Ihr gefiel das Leben hier, wo sie nichts zu tun hatte als Nähen, Sticken und Klöppeln, sich mit den Männern zu unterhalten und mit ihnen zu scherzen – bemerkenswert, wie gut sie mit ihren gelegentlichen Temperamentsausbrüchen umgehen konnten. Ihr blieb sogar noch genug Zeit, um in ihren Geschichtsbüchern zu schmökern, wenn sie sie fand, und vielleicht auch noch die Grundbegriffe der Magie dieser wundervollen, ihr zunehmend weniger bizarr erscheinenden Welt zu erlernen.
    Kelly hatte eine Entscheidung getroffen: Sie meinte, Saber zu lieben – obwohl sie nicht sicher war, da sie sich nie zuvor in ihrem Leben ernsthaft verliebt hatte – und sie würde ihn heiraten. Ihn heiraten, ihn vor dem unbekannten Unheil bewahren, das er und seine ansonsten so
starken, unerschütterlichen Brüder so fürchteten, und danach ihr Bestes tun, um bis zum Ende ihrer Tage glücklich mit ihm zu leben. Eine Doyle wusste eben, worauf es ankam.

13
     
     
    W ir können heute nicht heiraten.
    Sabers Worte bewirkten, dass Kelly mit einem Schlag hellwach war. Sie trat von der Tür zurück, die sie auf sein Klopfen hin geöffnet hatte, und ließ ihn in den Raum treten, ohne sich des unwiderstehlichen Reizes bewusst zu sein, den sie in dem ärmellosen Hemd, das ihr als Nachtgewand diente, auf ihn ausübte. »Was soll das heißen, wir können heute nicht heiraten?«
    »Die Händler sind hier – einen Tag zu früh. Sie lagern für gewöhnlich im Tempel, einem der wenigen Gebäude, die von der alten Stadt, die einst dort stand, noch übrig sind, also können wir uns dort nicht trauen lassen.« Er zog sie an sich und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange. »Sie dürfen dich nicht sehen, sonst würden sie versuchen, dich von der Insel zu entfernen. So oder so.«
    »Ich kann es gar nicht erwarten, bis dieses verdammte Unheil endlich eintritt und wir es hinter uns haben«, murmelte sie an seiner Brust. »Dann können wir allen mitteilen, dass es keinen Grund zur Angst mehr gibt und man uns in Ruhe lassen soll.«
    Er küsste sie auf das rotgoldene Haar, das sie kürzer trug als er das seine. Die meisten Frauen, an die er sich erinnerte, hatten ihr Haar so lang wachsen lassen wie möglich, anders als Kelly. Erneut drohte ihn das Verlangen nach ihr zu überwältigen, und er musste all seine Willenskraft aufbieten, um nicht mit den Zähnen zu knirschen.
    Ihre Sicherheit hatte absoluten Vorrang. Dieses Gefühl wich weit von denen ab, die er ihr kurz nach ihrer Ankunft entgegengebracht hatte – damals hatte er sie nur so
schnell wie möglich wieder loswerden wollen, egal auf welche Weise. Aber damals war ich ein Narr. Ein störrischer, unsensibler Narr . »Wir warten besser, bis sie wieder abreisen, und heiraten übermorgen. Sie legen morgen Abend ab, wenn die Ebbe einsetzt, aber wir sollten trotzdem ganz sichergehen.«
    Die Verzögerung gefiel Kelly nicht besonders, aber sie unterdrückte einen irrationalen Anflug von Zorn, seufzte, nickte und schmiegte sich enger an ihn … und dann spürte sie es. Eine erste scharfe Schmerzwelle, die sich in ihrem Unterleib ausbreitete und von der sie jetzt einen knappen Monat verschont geblieben war. »Äh … Saber?«
    »Hmm?« Er sog ihren Duft mit einer Wonne ein, die ihm jetzt weitere zwei Tage versagt bleiben würde.
    »Ich fürchte, wir werden eher fünf Tage warten müssen.«
    Er erstarrte. »Wie bitte?« »Ich … äh … ich kann nicht … du weißt schon«, stammelte sie. »Nicht in den nächsten vier oder fünf Tagen. Und bitte Evanor, mir einen Becher von diesem krampflösenden Tee aufzubrühen, den er und Morganen mir zusammengestellt haben. Ich werde ihn heute brauchen. Und morgen. Und übermorgen vielleicht auch noch.«
    »Oh.«
    Die hörbare Enttäuschung in seiner Stimme, als er begriff, was sie meinte und leicht errötete, entlockte ihr ein Lächeln, und sie drückte ihn mitfühlend an sich. »Armes Baby.«
    »Kelly, ich bin kein Baby!«
     
    Kelly bereitete sich auf ihre Hochzeit vor. Nachdem sie gebadet und sich mit Sabers liebstem Duftöl eingerieben hatte, schlüpfte sie in ihre neue Unterwäsche. Aus einem Streifen zarter Spitze hatte sie sich einen BH gefertigt, auf den jede Frau in ihrer Hochzeitsnacht stolz gewesen
wäre,

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