Die Söhne der Sieben
zwischen uns, ich wollte das letzte bisschen überwinden, genauso wie auch meinen Stolz. Nur um endlich mit ihm zusammen sein zu können.
„Jetzt weißt du es. Und du weißt auch, dass ich nichts dafür kann.“ erinnerte ich ihn „Du hast also keinen Grund mehr mich zurückzuweisen.“
„Nein, habe ich nicht?“ erkundigte sich Beleth und blickte mir plötzlich fragend in die Augen „Und was ist mit all den Dingen, die wir uns ein halbes Jahrtausend gegenseitig angetan haben. Kannst du das so einfach vergessen? Nur weil wir plötzlich zufälligerweise Halbbrüder sind, und das auf so zweifelhafte Weise.“
„Ja.“ sagte ich fest und erwiderte seinen Blick „Das waren doch nur Kindereien.“
„Es sind keine Kindereien gewesen. Vielleicht am Anfang, aber danach sicher nicht mehr.“ entgegnete Beleth ungewöhnlich erwachsen in seiner Bestimmtheit. Ich fand ihn so noch anziehender. Mühsam blieb ich bei der Sache: „Was war denn das Schlimmste, was ich dir angetan habe?“
„Ich weiß nicht, vielleicht die unzähligen Demütigungen vor den Anderen.“ schlug Beleth vor. Seine Stimme bebte wieder von dem unterdrückten Groll. Ich wusste, was er meinte. Gerade ich wusste, wie schlimm es war, wenn der Stolz verletzt wurde. Trotzdem reckte ich jetzt mein Kinn: „Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen, bis mein Vater sich dazu entschieden hat, dass es besser wäre mich in der Hölle auszubilden. Ich habe dich damals bei der Versammlung das erste Mal gesehen, und wusste gar nichts von dir, wer du warst, wer dein Vater war, dass unsere Väter angeblich Feinde waren… Du hast mich erst ignoriert.“ erinnerte ich mich noch genau, Beleth sah mich in einer Mischung aus Verblüffung und Ungeduld aufmerksam an „Ich dachte es läge vielleicht daran, dass ich neu war, oder meine Mutter nur ein Vampir. Jedenfalls habe ich dich nicht ignoriert. Ich wollte dich kennen lernen. Als ich dich ansprach, schlugst du mich mit voller Kraft zu Boden. Als ich wieder an etwas anderes denken konnte, als daran zu atmen, hörte ich, wie du mich vor den Anderen verhöhntest: Nanntest mich den Sohn eines Pavians und einer Fledermaus.“ ich wich seinem Blick nicht aus „Tatsächlich bin ich Luzifers Sohn. Was erwartest du, wenn du meinen Stolz derart verletzt? Das ich es mir gefallen lasse? Ich habe mich auf dein kindisches Spiel eingelassen. Aber es war niemals mein Spiel. Der Zwist zwischen unseren Vätern war mir schon immer völlig gleichgültig. Und es waren nur Kindereien und du musst zugeben, dass sie dir zum Teil großen Spaß gemacht haben, zumindest wenn du gewonnen hast. Aber allmählich werden wir zu alt dafür.“
„Hm.“ machte Beleth unschlüssig „Was willst du jetzt von mir?“
„Du bist ein Esel.“ fand ich ärgerlich und ließ dann alle Hüllen fallen „Ich will nichts von dir. Ich will dich!“
„Wieso?“ machte Beleth ein wirklich dummes Gesicht. Ich lachte gequält: „Das weiß ich manchmal selbst nicht…“
„Ich… ich meine…“ stotterte Beleth unbehaglich und stand mit einem Satz auf beiden Füßen, um von einer größeren Distanz auf mich herabzusehen „Das… Wieso…“ er holte tief Luft „Seit wann, denkst du so? Seit wir bei Belphegor waren?“
„Pfff…“ machte ich spöttisch, soweit ich das noch vermochte „Nein. Bei Belphegor habe ich nur die Gelegenheit genutzt.“
„Also ist es dir erst jetzt aufgefallen?“ wollte Beleth wissen. Ich schnaufte leise: „Hast du mir eben nicht zu gehört. Ich mochte dich von Anfang an! Du hast mich nur nie gemocht!“
„Ich wollte dich nie mögen.“ entgegnete Beleth schlicht „Denn es gibt niemanden, der mich so verletzen kann wie du. Und das hasse ich.“
„Was willst du damit sagen?“ jetzt kam ich mir mit einem Mal vor, wie der Dümmere von uns beiden.
„Ich war ein dummer Junge, als ich dir damals in den Bauch schlug.“ gab Beleth leise zu „Alles was ich tat, um dich von mir fernzuhalten, tat ich auch, um mich von dir fernzuhalten.“
Ich blinzelte ungläubig. Beleth machte ein grimmiges Gesicht und blickte stur vor sich auf den Boden. Ich stand nun auch vorsichtig auf und wagte einen Schuss ins Blaue: „Ähm, willst du damit sagen, dass du mich doch magst?“
„Ich würde es nicht unbedingt mögen nennen.“ brummte Beleth „Es ist so, dass mich deine Anwesenheit immer vollkommen verwirrt. Immer schon. Und ich hasse es verwirrt zu sein. Aber bei dir ist es… anders.“
„Du liebst mich.“ lächelte ich
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