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Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.C. Lelis
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einfach nicht unterdrücken. Dennoch, ich würde mich nicht noch einmal erniedrigen. Er war am Zug.
    „Weshalb, Bruderherz?“ stieß ich hervor, um mich selbst mit einem Schlag in die Realität zurückzuholen. Ratlosigkeit breitete sich auf Beleth Gesichtszügen aus. Etwas dämlich klingend fragte er: „Ist das eine neue Art der Beleidigung? Bruderherz? Was soll das? Bist du verrückt geworden? Warum benimmst du dich heute so komisch?“
    Ich wollte ihn anfassen, die Augen auskratzen, ihn lieben… Mühsam schloss ich meine Augen und trat ein Schritt zurück, wandte ihm sogar den Rücken zu, um mein Verlangen zu bezwingen. Nach Außen lachte ich leise vor mich hin. Und tarnte mein Abwenden als ein Ansatz zum Spazierengehen durch den dichten Wald. Beleth, neugierig geworden, folgte mir im sicheren Abstand, nur gerade nahe genug, damit wir reden konnten.
    „Ich weiß, wer deine Eltern sind.“ sagte ich einleitend noch einmal „Und ich weiß, dass Satan dich doch in gewisser Weise geschaffen hat, denn du hast keine Mutter.“
    „Was soll dieser Blödsinn?“ erkundigte sich Beleth verwirrt und schenkte mir einen Blick, der nur zu deutlich erkennen ließ, dass er an meiner Zurechnungsfähigkeit zweifelte. Es reizte mich etwas: „Es ist kein Blödsinn. Du hast zwei Väter aus deren Samen du entstammst, aber keine Mutter. Keine Ahnung, wie Satan das angestellt hat, jedenfalls… Tja, dein anderer Vater ist jedenfalls mein Vater, Luzifer.“
    Beleth Gesicht wirkte wie eine hohle Maske. Ungläubig starrte er mich an. Wir waren stehen geblieben. Er brauchte eine gewisse Weile: „Willst du damit sagen, dass ich der Sohn von zwei Männern bin?“
    „Ja, Satan und Luzifer, die wie du weißt eine Beziehung haben.“
    „Woher hast du diesen Blödsinn?“ schnaubte Beleth ungläubig.
    „Von der Person, die auch wusste, dass ich dich hier finde.“ gab ich meine Quelle nicht preis „Und es stimmt. Es passt alles zusammen. Unsere Väter sind ein Paar, Satan schuf sogar einen Sohn für sie beide, dich, dann hat mein Vater ihn betrogen, so entstand ich, und das hat den Streit ausgelöst. Satan hat dich daraufhin allein aufgezogen. Akzeptiere die Tatsachen, Bruder.“
    „Nenn mich nicht Bruder!“ schnauzte mich Beleth zornig und verwirrt an „Wie zum Teufel, soll das denn überhaupt gehen?“
    „Ich hab keine Ahnung. Aber dein Vater wird es wissen: er war bei der Schöpfung dabei.“ erinnerte ich ihn eindringlich. Beleth schüttelte fahrig seinen Kopf. Er lehnte sich vorsichtig an einen dicken Baumstamm und schloss die Augen. Ich musterte ihn eindringlich. So hatte ich es ihm nicht sagen wollen. Irgendwie hätte ich es bestimmt noch geschickter für meine Zwecke einsetzen können. Aber seine Gegenwart verwirrte mich so, dass auch ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    Beleth schien ähnliche Schwierigkeiten zu haben, nur dass es leider nichts mit mir zu tun hatte, zumindest nur am Rande. Ich seufzte unterdrückt und ließ mich auf den weichen Waldboden nieder. Es war Sommer auf diesem Teil der Erde und der Boden an dieser Stelle trocken. Geduldig wartete ich darauf, dass Beleth sich wieder fasste und sann darüber nach, was ich eigentlich wollte. Ich war hierher gekommen, um Beleth davon zu erzählen, natürlich, doch warum? Ich hatte ihn sehen wollen, das hatte ich nun getan. Aber dennoch war ich ganz und gar unzufrieden mit mir. Ich hatte ihn in eine tiefe, beinahe existentielle Verwirrung gestürzt. Ihm gesagt, dass der Mann, den er, außer vielleicht mir, am meisten hasste, sein Vater war und ich demnach sein Bruder. Dämonen gaben nicht viel auf Familie, dennoch war es eine prekäre Situation.
    „Warum hast du es mir gesagt?“ fragte auch Beleth plötzlich erschöpft „Willst du dich an meinem Wirrsal ergötzen?“
    „Nein.“ gab ich ehrlich zu „Ich dachte, es interessiert dich vielleicht.“
    „Ich hätte gut ohne diese Information leben können.“ fand Beleth verstört, ließ sich ebenfalls auf dem Boden nieder und lehnte seine Stirn an die angezogenen Knie. Ich beobachtete ihn immer noch aufmerksam. Es war mir bewusst geworden, warum ich es ihm hatte erzählen wollen. Ich wollte, dass er mir nicht mehr ausweichen konnte. Ihm jede Möglichkeit nehmen mir zu entkommen. Er sollte mir ganz und gar ausgeliefert sein. Vielleicht hatte ich mich auch tatsächlich ein wenig an seiner Qual weiden wollen, doch das war nun eher zweitrangig. Es brachte mir keinen Genuss. Ich wollte nicht noch mehr Distanz

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