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Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.C. Lelis
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im Griff zu haben. Ich ließ meine Schultern sinken, um sie gleich darauf wieder zu straffen. „Habt Ihr dann eine andere Aufgabe für mich oder kann ich gehen?“
    Seine schwarzen Augen musterten mich zögernd. Immer noch pochte die Ader an seinem Hals zornig. In mir kroch eine unwürdige Neugier empor. Doch immer noch wagte ich es nicht, ihr nachzugehen, aus Angst noch einmal den Zorn meines sonst so beherrschten Vaters zu wecken. Ich schuldete ihm Respekt, doch den aufzubringen, war mir nicht möglich, wenn er sich so aufführte.
    „In der Tat könntest du etwas für mich tun.“ Seine heisere Stimme brodelte trotz der Kälte ihrer Tonlage. „Geh zu Belphegor und sag ihm, dass ich ihn in einer wichtigen Angelegenheit sprechen muss.“
    „Belphegor?“, wiederholte ich überrascht. Der träge Richter der Hölle wurde nur in sehr seltenen und ernsten Fällen belästigt.
    „Erfahre ich auch den Grund?“, fragte ich und hoffte endlich auf ein wenig Klarheit.
    Die Züge Mammons verfinsterten sich abermals. „Wenn er danach fragt, sag ihm, dass Beelzebub gegen eine wichtige Abmachung verstoßen hat und ich Wiedergutmachung fordere.“
    „Was soll ich ihm außerdem ausrichten?“, hakte ich nach.
    „Handle mit ihm einen Termin aus. Ich werde ihn dann aufsuchen. Er soll auch nach Beelzebub schicken. Sag ihm, wenn er nicht erscheint, wird in der Hölle ein weiterer Krieg ausbrechen wird, der sich mit den Zwistigkeiten zwischen Luzifer und Satan messen kann und mehr als das. Ich fordere Wiedergutmachung für eine große Schmach, die ich wegen diesem Herrn der Fliegen erdulden musste!“
    Er hatte sich mehr und mehr wieder in Zorn geredet. Ich runzelte kritisch die Stirn und zögerte noch. Ganz offensichtlich war der alte Mann nicht ganz bei Sinnen. Natürlich bestand diese Fehde zwischen Beelzebub und Mammon schon länger. Aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit hatten sie sich nie ausstehen können. Ihre Sünden widersprachen einander einfach.
    Außerdem agierten die beiden ständig auf der Erde. So kam es zwangsläufig immer wieder zu Interessenkonflikten. Während mein Vater die Menschen ausbluten ließ und sie mit Armut regierte, verteilte Beelzebub milde Gaben, mit denen er sie in den Abgrund riss. Deshalb hatten sie die Erde ja auch aufgeteilt. Anscheinend hatte Beelzebub eine Grenze überschritten, aber das war doch noch lange kein Grund Belphegor einzuschalten. Zumal jener immer etwas ungehalten reagierte, wenn man ihn aufgrund von Nichtigkeiten aus seiner Trägheit riss.
    „Solltet Ihr diese Angelegenheit nicht zuerst mit Fürst Beelzebub persönlich zu regeln versuchen?“, schlug ich sachlich vor. Das kalte Blitzen aus den Augen meines Vaters ließ mich zurückweichen.
    „Du bist ja so klug, mein Sohn“, knurrte er zynisch. „Fort! Gehorche meinem Befehl!“
    Ich schnaufte leise und wandte mich dann tatsächlich unvermittelt um. Doch es ärgerte mich, dass er mich immer noch wie ein Kind behandelte. Diesem Alter war ich schon längst entwachsen. Schon seit einigen Jahrhunderten war ich mündig. Allerdings eignete ich mich nicht für einen Posten in den höllischen Heeren. Darum hatte ich immer noch keine wirkliche Selbstständigkeit oder Ruhm erlangt. Ich war ein heller Kopf, aber ich war kein Kämpfer. Darum lehnte ich mich auch nicht gegen meinen Vater auf, obwohl ich schon längst die Mittel dazu gehabt hätte.
    Nur wenig später erreichte ich Belphegors Hallen. Die Lavafelder davor hüllten alles in einen roten Schein. Es war heiß in diesem Teil der Hölle, anders als die Dimension meines Erzeugers, in der eisige Kälte regierte. Noch einmal tief durchatmend betrat ich die Festung, deren Tore sich vor mir auftaten. Nach kurzer Orientierung bestieg ich eine der Treppen, die mich zum Eingang führte, wo ein Wächter auf mich wartete. Ihm trug ich mein Begehr vor. Mit lustlosem Gesichtsausdruck führte er mich in das Gemach des Herrschers. Dessen fahle Augen blickten träge von dem breiten Bett auf, wo der feiste Dämonenfürst lag. Ich deutete eine knappe Verbeugung an.
    „… hm …“ machte Belphegor langsam in seiner Überlegung, woher er mich kannte.
    Ich half ihm: „Rahovart, Mammons Sohn.“
    „Ah …“ brummte Belphegor. Er schien sich tatsächlich zu erinnern. „Ja. Es ist lange her. Was führt dich zu mir?“
    „Mein Vater“, antwortete ich knapp. „Er tobt. Er möchte Euch als Richter über eine Angelegenheit zwischen ihm und Beelzebub.“
    Vom Bett ertönte ein entnervtes Stöhnen.

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