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Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.C. Lelis
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Gemächlich rückte Belphegor das Kissen in seinem Rücken zurecht, ehe er sich wieder mir mit resigniertem Gesichtsausdruck zuwandte. Er schüttelte den Kopf: „Diese Hölle birgt nichts Neues. Immer wieder die alten Geschichten. Was ist denn dieses Mal vorgefallen?“
    „Ich weiß es nicht“, gestand ich und versuchte mir meinen Missmut darüber nicht anmerken zu lassen. „Mammon will es anscheinend persönlich vortragen. Er verlangt einen Termin und Beelzebubs Anwesenheit.“
    „Hm“, brummte Belphegor. „Was für ein Theater. Dann geh zu Beelzebub und frag, wann es ihm genehm ist. Ich möchte diese Angelegenheit schnellstmöglich hinter mir wissen. Die Termine deines Vaters kennst du wohl am besten.“
    Ich machte ein verdrießliches Gesicht. „Könnt Ihr nicht einen anderen Boten zu Beelzebub entsenden? Es ist kaum passend, wenn ich diese Aufgabe übernehme. Ferner habe ich auch noch andere Pflichten.“
    „Welche? Gold zählen?“, hinterfragte Belphegor kritisch. „Abwechslung wird dir gut tun. Außerdem ist es schließlich dein Vater, der diesen Aufruhr angezettelt hat. Also ist es sehr passend.“
    Beleidigt aber ohne Widerspruch wandte ich mich ab. Ich besaß wirklich viel Gold. Tatsächlich hätte ich einige Wochen damit zubringen können es zu zählen. Dennoch war es ein dummes Vorurteil, denn ich wusste besseres mit meinem Reichtum anzufangen, als ihn zu zählen.
    Auch unter den hochrangigen Dämonen hatte ich Schuldner, die mir hörig waren. Ich war mächtig. Eine unsichtbare Macht, die im Dunklen operierte – operieren musste, damit es nicht offenkundig wurde. Damit zum einen mein Vater nichts von meiner Selbstständigkeit erfuhr, denn er war in allem geizig auch mit dem Handlungsspielraum seines eigenen und einzigen Sohnes. Und zum anderen sollten auch die anderen Fürsten nicht unbedingt etwas davon erfahren, denn das hätte nur Misstrauen gesät und ich war eben kein Kämpfer. Ich war Diplomat.
    Also fügte ich mich Belphegors Befehl, obwohl ich tatsächlich besseres zu tun gehabt hätte. Alles nur, um kein Misstrauen zu erregen und dem Wunsch meines Vaters zu erfüllen; jenes engstirnigen Mannes, von dem ich lediglich die schwarzen Augen und die Begabung für Zahlen geerbt hatte. Ich war nicht geizig. Ich war gerissen.
    Es war nicht ungefährlich in Beelzebubs Reich als Sohn seines ärgsten Widersachers einzudringen. Noch unwohler wurde mir bei dem Gedanken, dass Beelzebub im Gegensatz zu mir sehr wahrscheinlich wusste, womit er meinen Vater erzürnt hatte und wie ernst die Angelegenheit war. Ich hielt es daher für sicherer, nicht unbedingt erkannt zu werden. Angewidert näherte ich mich dem Schloss des Fürsten. Auch in der Architektur spiegelte sich die Verschwendungssucht des Regenten wider. Es waren zu viele Türme, zu viele Fenster, zu viele Schnörkel. Auch wenn ich mich von der Sünde meines Vaters freigesprochen hatte, so lag mir Maßlosigkeit noch um einiges ferner.
    „Lass mich zu deinem Fürsten vor“, befahl ich der Wache am prunkvollen Eisentor. „Ich bin ein Bote Belphegors und bringe wichtige Nachricht.“
    „Euer Name“, knurrte der Wachposten zurück. „Dann werden wir sehen, ob ich Euch vorlassen darf.“
    „Der tut nichts zur Sache“, log ich ohne zu zögern. „Haltet mich nicht unnötig auf.“
    „Sagt mir Euren Namen und wir werden uns schnell einig“, brummte der Wächter.
    Plötzlich erklang hinter ihm eine tiefe gemäßigte Stimme: „Sein Name ist Rahovart.“
    Meine Augen erdolchten den Sprecher mit eisigem Zorn. Es war ein großer, schwarzhäutiger Dämon mit drei Hörnern. Zeichen seiner bereits errungenen Würde. Leonard, oberster Orgienmeister und Beelzebubs Sohn. Einer der unzähligen.
    Ich kannte ihn von einem unglücklichen Zusammentreffen unserer Väter vor einigen Jahrzehnten, oder waren daraus bereits Jahrhunderte geworden? Jedenfalls war ich überrascht, dass er sich an mich erinnern konnte. Im Gegensatz zu ihm hatte ich mich beharrlich im Hintergrund gehalten.
    „Rahovart, Mammons Sohn“, offenbarte mich Leonard verhalten. „Was willst du hier? Dich hier einschleichen und für deinen Vater spionieren?“
    „Ich mag bezüglich meines Namens geschwiegen haben, aber nur um unnötiger Unruhe vorzubeugen. Der Grund war allerdings nicht gelogen. Belphegor schickt mich“, erklärte ich kühl. „Er will Euren Vater sprechen.“
    „Seit wann machen die Häuser des Geiz und der Trägheit gemeinsame Sache?“, wunderte sich Leonard kritisch.

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