Die Söhne der Sieben
zuletzt in etwas dergleichen gelegen hatte. In einem so weichen Bett hatte ich gewiss noch nie gelegen. Bezirzt krabbelte ich hinein und schmiegte mich unter die warme Decke. Kaum hatte ich die Augen geschlossen, fiel ich in einen tiefen Schlaf. Ich verschwendete keinen Gedanken an die überstürzten Ereignisse der letzten Stunden. Dafür würde ich später genug Zeit haben.
Oder auch nicht. Ich wurde etwas unsanft aus meinen Träumen gerissen, als jemand ungehalten die Tür aufriss. Er war nicht unbedingt so groß gewachsen, wie Halphas oder gar Belphegor, dennoch schien seine Gestalt den ganzen Eingang einzunehmen. Seine schwarzen Augen wanderten abfällig und deutlich verstimmt über den Inhalt des Raumes, einschließlich mir und der beiden nackten Figuren, die sich neben mir auf dem Bett ausgebreitet hatten, noch halb ineinander verschlungen.
Der Neuankömmling schnaufte leise und schritt ganz in das Zimmer. Er hatte schwarzes widerspenstiges Haar, das er mühsam in einem strengen Zopf zu bändigen versucht hatte. Auch seine Kleidung war schwarz und irgendwie erinnerte er mich an jemanden. Nun waren auch Halphas und Beleth wach geworden. Während Beleth sich unwillig brummend von dem Eindringling abwandte, reckte Halphas neugierig den Hals und zeigte seine scharfen Zähne bei einem raubtierhaften Grinsen.
„Rahovart“, stellte er mit einer durch den Schlaf, vielleicht auch durch sein vorheriges Stöhnen, noch heiseren Stimme fest. „Was führt dich denn hier her? Wir haben Leonard bei der Zeremonie vermisst… Du hast nicht zufällig eine Ahnung, wo er gewesen sein könnte?“
„Spar dir deinen Spott, Halphas“, knirschte der Fremde böse. „Was ich mit dem Orgienmeister zu schaffen hab, sollte dich ebenso wenig interessieren, wie mich, was ihr drei hier in eurem Bett getrieben habt. Ich nehme an, dass ist der verlorene Sohn von wem auch immer?“
„Hm, ich hätte nicht vermutet, dass du so neugierig bist“, höhnte Halphas, nickte aber zustimmend. „Also, was willst du?“
„Mir wurde die zweifelhafte Ehre zuteil ihn in die Geschäfte der Hölle einzuweisen“, brummte Rahovart, der eine noch heiserere Stimme als Halphas besaß. Sie war nicht mehr als ein tonloses unheimliches Zischen. Nun wusste ich auch an wen er mich erinnerte: An jenen Mann, den sie Mammon genannt hatten. Anscheinend war dies sein Sohn. Und er sollte mich einweisen.
„Vernünftig“, kam es von Beleth verschlafen. „Dann nimm ihn mit und verschwindet. Ich will meine Ruhe.“
„Ich auch“, knurrte Rahovart. „Wieso, zur Hölle, wurde ich beauftragt?“
„Nun, offensichtlich weil du zu wenig zu tun hast“, grinste Halphas. „Mit Leonard Fesselspielchen spielen, zählen wir mal nicht als ernsthafte Aufgabe.“
Der Blick, der ihn von der Tür aus traf, war tödlich. Rahovarts Mundwinkel zuckten missfällig: „Nun, vielleicht aber auch, weil ich der einzige der Höllenprinzen bin, der nicht nur mit seinem Schwanz denkt. Stolas, so heißt du doch, zieh dir gefälligst etwas an und komm nach unten in die Halle. Ich werde dort auf dich warten.“
Damit war er auch schon aus der Tür verschwunden. Halphas ließ sich wieder aufs Bett zurück gleiten.
„Selbstgefälliger kleiner Stinkstiefel“, brummte er dabei abfällig. „Denkt nur ans Geld und wie er seine Macht vergrößern kann. Leonard kann einem leid tun.“
„Er hat ihn sich ausgesucht“, brummte Beleth und zog Halphas an seine Brust. „Und wenn man den Gerüchten glauben darf, haben sie eine Menge Spaß zusammen. Aber das braucht dich doch gar nicht zu interessieren.“
„Nein“, stimmte Halphas zu und schnurrte behaglich in Beleth’ Armen. Ein kurzer Seitenblick fiel aus seinen grünen Katzenaugen auf mich: „Lass dir von ihm kein Gold andrehen, Kleiner, wenn er dich einmal in der Hand hat, lässt er dich nicht mehr entkommen, dieser Wucherer. Wie können unsere Väter nur so blind sein und ihn das machen lassen?“
„Allerdings kann er wohl wirklich von niemandem besser lernen als von ihm, nach welchen Mustern hier die Fäden gesponnen werden“, wandte Beleth brummig ein. „Also, pass gut auf, Stolas. Die Diener haben deine Kleidung übrigens verbrannt. Dort liegt neue für dich.“
„Du solltest Rahovart nicht zu lange warten lassen“, ermahnte mich Halphas noch, als ich schon aufstand, um mir die neue Kleidung zu besehen. „Auch wenn Rahovart ein schwaches Wüstchen ist… Seine Macht ist sein Verstand. Er verwickelt andere gerne in seinen
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