Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
vorgeschrieben waren. Jeder Umschlag trug den rechteckigen Stempel der Poststelle des Erdterminals auf der Rückseite. Cletus legte die Umschläge lose zusammen und steckte sie in ein Fach seines Nachtschränkchens. Arvid schaute ihm zu.
„Haben Sie in dem Almanach gefunden, was Sie suchten, Sir?“ fragte er.
„Ja“, erwiderte Cletus. Und auf Arvids fragenden Blick hin, der immer noch auf ihm ruhte, setzte er hinzu: „Heute ist Neumond.“
„Oh“, erwiderte Arvid.
„Ja. Wenn der General hier ist, Arv“, sagte Cletus, „beziehen Sie auf dem Flur Posten und halten die Augen offen. Ich möchte nicht, daß wir diesen Arzt verpassen, nur weil der General zu Besuch kommt, und man mich deswegen einen weiteren Tag schmoren läßt. Für wann ist der Termin mit dem Offizier vom Sicherheitsdienst angesetzt?“
„Elf Uhr genau, Sir“, erwiderte Arvid.
„Jetzt ist es bereits halb zehn“, sagte Cletus, indem er auf seine Uhr schaute. „Arv, wenn Sie ins Badezimmer nebenan gehen, können Sie die Auffahrt sehen, die zum Krankenhaus führt. Wenn der General mit einem gewöhnlichen Wagen ankommt, können Sie ihn sehen. Würden Sie das für mich tun?“
Arv verschwand in der kleinen Duschzelle neben Cletus’ Badezimmer.
„Nichts zu sehen, Sir“, meldete er.
„Bleiben Sie auf dem Posten“, sagte Cletus.
Cletus lehnte sich mit halbgeschlossenen Augen auf seinem Bett zurück. Natürlich hatte er den Besuch des Generals erwartet.
Fledermaus war der letzte auf einer langen Besucherliste nach Mondar, Eachan Khan, Melissa, Wefer Linet – und sogar Jarnki. Der junge Mann war gekommen, um Cletus stolz seine neuen Streifen zu präsentieren und ihm Bericht zu erstatten.
„Oberleutnant Athyer hat in seinem Bericht versucht, alle Lorbeeren für sich einzuheimsen“, erzählte Jarnki. „Wir haben es vom Kompanieschreiber erfahren. Doch die anderen und ich – wir haben die wahre Geschichte unter die Leute gebracht. Vielleicht ist die Sache bereits bis zum Offiziersklub durchgedrungen – bis zu denen, die in der Etappe sitzen und keine Ahnung vom Tuten und Blasen haben.“
„Danke“, sagte Cletus.
„Zum Teufel auch …“ sagte Jarnki, dann legte er eine Pause ein, weil er offensichtlich nicht wußte, wie er seine Gefühle ausdrücken sollte. Dann wechselte er das Thema. „Haben Sie keine Möglichkeit, Oberst, mich in Ihrer Nähe zu verwenden? Ich habe zwar eine Grundausbildung hinter mir, aber – vielleicht könnten sie einen Fahrer oder so was brauchen?“
Cletus lächelte. „Ich möchte Sie gern haben, Ed“, meinte er, „aber ich glaube kaum, daß ich Sie loseisen kann. Sie sind schließlich einer Kampftruppe zugeteilt.“
„Dann also nicht“, versetzte Jarnki enttäuscht. Dann ging er, nicht ohne Cletus vorher das Versprechen abgerungen zu haben, daß er ihn holen würde, sobald er verfügbar sei.
Jarnki hatte sich aber insofern geirrt, als er annahm, daß Athyers Bericht kommentarlos akzeptiert würde. Natürlich war der Leutnant bei seinen Kameraden als ein tüchtiger Feldoffizier bekannt – und es lag ebenso auf der Hand, daß Fledermaus nicht von ungefähr einen Offizier seiner Qualifikation gewählt hatte, um Cletus’ Voraussagen über das Eindringen der Guerillas zu prüfen. Wie Arvid nach jener Party bei Mondar berichtet hatte, ging das Gerücht, daß Fledermaus Traynor darauf aus war, Cletus für sich zu gewinnen. Ursprünglich sollte diese Information den Zweck haben, anderen anzudeuten, daß Cletus eine Person sei, der man besser aus dem Weg gehe. Doch jetzt, nachdem er am Blauen Fluß die Kastanien aus dem Feuer geholt hatte, ohne sich dabei die Finger zu verbrennen, wandten sich ihm alle
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