Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
mitfühlendes Herz und einen untrüglichen Instinkt, wie einst ihre Mutter. Und sie ist jung. Sie spürt, wenn einer nicht mit sich zurechtkommt und wundert sich darüber, daß die Leute nicht so handeln, wie sie nach ihrer Vorstellung handeln sollten. Aber sie wird es noch lernen.“
Cletus schüttelte erneut den Kopf. „Und ich?“ fragte er. „Was glauben Sie, was ich lernen muß?“
„Versuchen Sie es. Finden Sie es raus“, gab Eachan zurück.
„Und wenn es schiefgeht, was dann?“ Cletus hob den Blick und schaute ihn grimmig an.
„Dann haben Sie sie zumindest vor deCastries gerettet“, sagte Eachan dumpf. „Sie bearbeitet ihn, damit er auf mich einwirkt, ihr zu folgen – zurück zur Erde. Und ich will versuchen, zumindest die Scherben einzusammeln. Denn was sie hinterläßt, sind nichts als Scherben. Bei einer anderen Frau würde es wenig oder gar nichts ausmachen, aber ich kenne meine Melly. Wollen Sie, daß deCastries sie in die Finger kriegt?“
„Nein“, sagte Cletus plötzlich ganz ruhig. „Und ich glaube nicht, daß sie es will. Das zumindest kann ich Ihnen versprechen.“
„Vielleicht haben Sie recht“, sagte Eachan, indem er sich erhob. Dann machte er auf dem Absatz kehrt. „Ich schicke sie jetzt rein“, sagte er und verließ das Zimmer.
Ein paar Minuten später erschien Melissa unter der Tür. Sie lächelte Cletus von ganzem Herzen an und setzte sich in den gleichen Sessel, aus dem sich Eachan soeben erhoben hatte.
„Ich habe gehört, daß man Ihr Knie in Ordnung bringen will“, sagte sie. „Ich freue mich darüber.“
Er beobachtete ihr Lächeln, und für einen Augenblick war da eine Art physischer Empfindung in seiner Brust, als hätte ihr Anblick tatsächlich sein Herz bewegt. Für einen Moment erklangen Eachans Worte in seinem Ohr, und der Abstand, den ihn das Leben und die Menschen zu halten gelehrt hatten, schien für eine kurze Zeit von ihm zu weichen.
„Ich auch“, hörte er sich sagen.
„Ich habe heute mit Arvid gesprochen …“ Ihre Stimme erstarb. Der Blick ihrer blauen Augen hing wie hypnotisiert an ihm, und er merkte, daß es sein Blick war, der den ihren festhielt.
„Melissa“, sagte er langsam, „was würden Sie sagen, wenn ich Sie fragen würde, ob Sie mich heiraten wollen?“
„Bitte …“ Es war nur ein Flüstern. Er löste seinen Blick von dem ihren, und sie wandte sich ab.
„Sie wissen, daß ich Vater gebeten habe, sich alles reiflich zu überlegen, Cletus“, sagte sie still.
„Ja“, meinte er, „natürlich.“
Sie wandte sich ihm wieder zu, lächelte ihn an und legte ihre Hand auf die seine, die auf der Bettdecke lag.
„Aber ich wollte eine ganze Menge anderer Dinge mit Ihnen besprechen“, sagte sie. „Wissen Sie, daß Sie ein bemerkenswerter Mann sind?“
„Bin ich das wirklich?“ fragte er mit dem Anflug eines Lächelns.
„Sie wissen es genau“, meinte sie. „Sie haben alles durchgeführt und wahr gemacht, so wie Sie es versprochen haben. Sie haben den Krieg für Bakhalla gewonnen, und das innerhalb weniger Wochen, nur mit Hilfe der Dorsai-Truppen. Und jetzt wollen Sie selbst ein Dorsai werden, und niemand kann Sie davon abhalten, Ihre Bücher zu schreiben. Es ist alles vorbei.“
In seinem Inneren stieg ein Schmerz auf – und der Abstand, den er stets zu halten pflegte, umgab ihn plötzlich wie eine Mauer. Wieder einmal war er allein unter Menschen, die ihn nicht begriffen.
„Ich fürchte, nein“, sagte er. „Es ist noch lange nicht vorbei. Dies ist nur der Schluß des ersten Aktes. Jetzt geht es erst richtig los.“
Sie starrte ihn ungläubig an. „Jetzt soll es erst richtig losgehen?“ wiederholte sie. „Aber Dow kehrt heute Abend zur Erde zurück und wird nicht mehr wiederkommen.“
„Ich fürchte, er wird es tun“, versetzte Cletus.
„Warum sollte er?“
„Weil er ein Mann mit
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