Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
nächsten Nachmittag und entschuldigte sich, daß er nicht früher kommen konnte.
„Die Nachricht, daß Sie mich sprechen möchten, wurde mit der gewöhnlichen Post zugestellt“, sagte er und nahm in einem Sessel neben Cletus’ Bett Platz. „Offensichtlich hielt es der gute Doktor nicht für eilig, mir Ihre Botschaft zukommen zu lassen.“
„Nein“, sagte Cletus. „Er kennt die Zusammenhänge nicht.“
„Er dachte wohl, ich würde Ihnen sagen, daß ich – oder besser wir Exoten – Ihnen sowieso nicht helfen können“, sagte Mondar langsam. „Ich fürchte, er dürfte recht haben. Nachdem ich Ihre Nachricht erhielt, habe ich einen Bekannten hier im Krankenhaus angerufen. Man sagte mir, daß Ihr Körper aus psychischen Gründen jedes fremde Organ abstößt.“
„Das stimmt“, bestätigte Cletus.
„Er sagte mir, Sie glauben, daß vielleicht ich – oder auch irgendein anderer Exote, der mit Ihnen arbeitet – in der Lage wäre, eine solche psychische Reaktion zu überwinden, bis die Transplantation eines Beines geglückt ist.“
„Ist so was nicht möglich?“ Während er dies sagte, beobachtete Cletus den Exoten aufmerksam.
Mondar schaute vor sich hin und glättete das blaue Gewand, das seine gekreuzten Knie bedeckte. Dann hob er den Blick und schaute Cletus an.
„Unmöglich ist es nicht“, sagte er. „Nicht bei jemandem wie mir, der ich von Kindesbeinen an in der geistigen und physischen Selbstbeherrschung geschult wurde. Ich kann den Schmerz ausschalten und selbst mein Herz stillstehen lassen, wenn ich will.
Ich könnte, wenn ich wollte, sogar meine Immunreaktionen unterdrücken – selbst bei jener Art psychologischer Abwehr, die bei Ihnen vorliegt … Cletus, Sie verfügen über eine ganze Menge natürlicher Begabung, doch Ihnen fehlen all die Jahre der unausgesetzten Übung. Selbst mit meiner Hilfe wären Sie nicht in der Lage, den Abwehrmechanismus Ihres Körpers zu steuern.“
„Sie sind nicht der einzige, der den Schmerz ignorieren kann“, meinte Cletus. „Ich kann es auch, und das wissen Sie genau.“
„Können Sie das wirklich?“ Mondar wirkte interessiert. „Natürlich können Sie das, wenn ich’s mir recht überlege. Damals beim Etter-Paß und auch diesmal bei Zweistrom, als Sie wieder einmal Ihr Knie verletzten, haben Sie ihr Bein über Gebühr strapaziert, wobei Sie eigentlich unerträgliche Schmerzen hätten haben müssen.“
Seine Augen wurden schmal, und ein nachdenklicher Ausdruck trat in sein Gesicht. „Sagen Sie – bekämpfen Sie eigentlich den Schmerz? Ich meine, wollen Sie einfach nicht zugeben, daß Sie Schmerzen haben? Oder ignorieren Sie den Schmerz – das heißt, daß Sie sich des Schmerzgefühls voll bewußt sind, aber nicht zulassen, daß der Schmerz Sie berührt?“
„Ich ignoriere ihn“, erwiderte Cletus. „Ich fange damit an, daß ich mich entspanne, bis ich das Gefühl habe zu schweben. Schon allein durch diese Entspannung läßt der Schmerz deutlich nach. Dann arbeite ich weiter an mir und versuche, den restlichen Schmerz zu vertreiben, bis nichts weiter mehr übrigbleibt als eine Art Druckgefühl. Ich weiß genau, wann es wieder zunimmt oder abnimmt oder ob es ganz verschwindet, aber es bereitet mir weiter keine Schwierigkeiten.“
Mondar nickte langsam. „Sehr gut. In der Tat fast ungewöhnlich gut für ein Selbsttraining“, sagte er. „Sagen Sie mal, können Sie Ihre Träume steuern?“
„Bis zu einem gewissen Maß“, erwiderte Cletus. „Ich kann mir vor dem Einschlafen eine geistige Aufgabe stellen und diese im Schlaf lösen – manchmal in Gestalt eines Traumes. Auf die gleiche Weise kann ich auch im Wachzustand irgendwelche Probleme lösen, während ich einen Teil meines Geistes gewissermaßen
Weitere Kostenlose Bücher