Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Ambitionen ist“, sagte Cletus.
„Und weil ich ihm zeigen will, wie er seine Ambitionen weiter verfolgen kann.“
„Ambitionen!“ sagte sie verächtlich. „Er ist bereits Minister und einer der fünf Hauptsekretäre des obersten Rates der Koalition. Es kann höchstens noch ein bis zwei Jahre dauern, bis er einen Sitz im Rat erringt. Was würde er sonst wollen? Nach alldem, was er schon erreicht hat!“
„Ehrgeiz läßt sich nicht allein dadurch schüren, daß man mehr Öl ins Feuer gießt“, sagte Cletus. „Für einen ehrgeizigen Mann gilt das, was er bereits besitzt, nichts. Was zählt ist einzig und allein das, was er noch nicht besitzt.“
„Aber was ist es denn, was er noch nicht hat?“ fragte sie ehrlich überrascht.
„Alles, was man sich nur denken kann“, gab Cletus zu bedenken. „Zum Beispiel eine vereinigte Erde unter seiner Herrschaft, die die Außenwelten, ebenfalls unter seiner Führung, kontrolliert.“
Sie starrte ihn ungläubig an. „Die Allianz und die Koalititon unter einem Dach?“ fragte sie. „Das ist unmöglich, und das weiß keiner besser als Dow.“
„Ich habe vor, ihm zu beweisen, daß dies durchaus möglich ist“, sagte Cletus.
Ein Anflug von Zornesröte färbte ihre Wangen. „Sie haben vor …“ Sie brach ab. „Sie glauben wohl, ich bin eine Närrin, um hier zu sitzen und mir das anzuhören!“
„Nein“, sagte er ein wenig traurig, „nicht mehr als jeder andere. Ich habe lediglich gehofft, daß Sie mir einmal vertrauen würden.“
„Ihnen vertrauen!“ Urplötzlich, zu ihrem eigenen Erstaunen, wurde sie von blinder Wut gepackt. „Ich habe recht gehabt, als ich Sie zum ersten Mal sah und Ihnen sagte, Sie seien genau wie mein Vater. Alle Welt glaubt, daß er aus nichts anderem als Leder und Waffen besteht, und daß ihn auch nichts anderes interessiert. In Wirklichkeit bedeuten ihm diese Dinge gar nichts. Fast jeder nimmt an, Sie seien kalt wie eine Hundeschnauze, berechnend, ein Mann ohne Nerven. Nun, ich will Ihnen etwas sagen – Sie können alle Welt zum Narren halten, aber nicht meinen Vater und auch Arvid nicht. Vor allem aber können Sie mich nicht an der Nase herumführen! Sie kümmern sich um die Menschen, so wie sich traditionsgemäß mein Vater um sie kümmert – um Ehre, Mut und Wahrheit und all die Dinge, die wir angeblich nicht mehr besitzen. Das war es, was man ihm auf der Erde genommen hat, und das ist es, was ich ihm wiedergeben will, sobald ich ihn wieder auf der Erde habe, und wenn ich ihn mit Gewalt dorthin schleppen müßte – weil er genauso ist wie Sie. Man muß ihn dazu bringen, sich etwas mehr um sich selbst zu kümmern und das zu erreichen, was er wirklich erreichen möchte.“
„Haben Sie noch nie daran gedacht“, sagte Cletus ruhig, nachdem sie geendet hatte, „daß er all diese traditionellen Dinge bei den Dorsai gefunden haben könnte?“
„Tradition? Bei den Dorsai?“ Es ist Verachtung, die ihrer Stimme eine ungewöhnliche Schärfe verlieh. „Eine Welt voller abgehalfterter Exmilitärs, die ihr Leben bei den Kleinkriegen anderer einsetzen, und das für einen Sold, der kaum an das Gehalt eines Programmierers heranreicht! Können Sie da irgendeine Tradition erkennen?“
„Eine zukünftige Tradition“, sagte Cletus. „Ich glaube, Eachan kann weiter in die Zukunft schauen als Sie, Melissa.“
„Was kümmert mich die Zukunft?“ Sie war aufgesprungen und schaute von oben auf ihn hinab. „Ich will, daß er glücklich wird. Er denkt an jeden, nur nicht an sich selbst. Also muß ich mich um ihn kümmern. Als ich ein kleines Mädchen war und meine Mutter im Sterben lag, hat sie mir – mir – ans Herz gelegt, stark zu sein und für ihn zu sorgen. Und das will ich auch tun.“
Sie wirbelte herum und ging auf die Tür zu. „Und er allein ist es, um
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