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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Fenna«, sagte Onida Raubiel nun und lächelte dabei spöttisch. »Ich fühle mich schon gleich viel sicherer, jetzt, wo ich weiß, dass Ihr auf mich aufpassen werdet.«
    »Na ja. Ihr werdet in keinerlei Hinsicht etwas zu befürchten haben«, gab Fenna zurück. »Das wird ein Spaziergang mit Planwagen, mehr nicht. Morgen bei Sonnenaufgang geht es los. Ruht Euch bis dahin in der Festung aus.«
    Als Fenna in sein Quartier zurückkehrte, war Gyffs noch immer mit dem vom Hauptmann ausgehändigten Kartenmaterial beschäftigt. »Ich habe schon mit unseren Männern gesprochen, Eremith«, sagte sie, ohne aufzublicken. »Garsid traut sich zu, den Weg anhand der Karte zu finden. Er sagt, er verfügt über genügend Grenzlanderfahrung, um sich orientieren zu können.«
    »Er kennt aber eher das westliche Grenzland, oder?«
    »Ja, die Galliko-Region. Aber landschaftlich soll das dort ziemlich ähnlich sein. Erst weiter nördlich beginnt die Fremdartigkeit.«
    »Jovid Jonis hat mir übrigens mal erzählt, dass er ganz gut zeichnen kann. Wir sind also in der Lage, eine eigene Karte anzufertigen und vor allem den Ort, an dem wir das Lager anlegen, zu skizzieren, auch wenn dieser Ort vom ursprünglichen Plan abweichen sollte.«
    »Das ist gut. Sehr gut sogar. Wir sollten ihn mit ausreichend Papier und Zeichenmaterial eindecken.«
    »Darum kann ich mich kümmern. Haben die Wegpunkte, an denen wir uns entlangbewegen sollen, irgendwelche Namen?«
    »Zuerst halten wir auf eine bestimmte Felsformation im Norden zu, die aussieht wie zwei Säulen. Dann folgen wir diesem Flusslauf, der im Hochsommer ausgetrocknet sein soll, zu dieser Jahreszeit aber giftiges Wasser führt. Dann queren wir ein Gasfeld, da wird es wohl unangenehm, da müssen wir mit Tüchern vorm Gesicht arbeiten, und auch darum sollten wir uns heute noch kümmern, damit alle entsprechend ausgerüstet sind. Zuletzt müssen wir nur noch zwischen diesen Hügeln hindurch – die Karte zeigt, welche Pfade wir nehmen müssen. An dem Ort, wo wir den Proviant verbuddeln, soll der Boden recht weich sein, und es liegen genügend Steine zum Abdecken herum.«
    Fenna betrachtete die zerknitterten Pergamente mit den kreuz und quer laufenden Linien. »Giftfluss. Gasfeld. Das klingt, als würde ich wieder zurückkehren nach Chlayst.«
    »Ja. Aber diesmal ist Chlayst nicht nur eine Stadt, sondern gleich ein ganzer Landstrich.«

3

    Die Sonne setzte den frühen Morgen des 6. Blättermonds in kühlen Brand. Der Himmel war mit dünnen Wolkenherden überzogen und sah aus wie ein rötlich leuchtendes Geröllfeld.
    Die gesamte Dritte Kompanie war angetreten, beinahe unsichtbar in den noch sehr langen Schatten der östlichen Klippe.
    Fenna nutzte die Gelegenheit, während Emjen und Onida Raubiel ihre Zugpferde in das Wagengeschirr spannten, um noch eine kurze Ansprache an seine Truppe zu halten.
    »Männer!«, rief er, nicht ganz so laut, wie er es zu einer späteren Tageszeit getan hätte. »In wenigen Augenblicken beginnt unser erster Einsatz im Feindesland. Es wird nicht der letzte sein, verlasst euch darauf. Bleibt dicht beieinander, achtet auf eure Vor-, Hinter- und Nebenmänner. Niemand unternimmt auch nur einen einzigen Schritt in einer nicht vorher genehmigten Richtung. Das Gelände ist an sich schon nicht ungefährlich, aber zusätzlich können überall noch unbekannte Bestien lauern. Der Händler Raubiel und seine Tochter, zwei beherzte Zivilisten, vertrauen sich unserem Schutz an. Enttäuschen wir sie also nicht. Leutnant Gyffs?«
    »Korporal Garsid übernimmt bei dieser Mission die Kartenführung, deshalb wird der Erste Zug wie gewohnt vor dem Zweiten marschieren. Leutnant Fenna und ich werden unsere Positionen innerhalb der Marschformation variieren, um alles im Auge haben zu können. Vergesst nicht, dass diese Mission immer noch zur Ausbildung zählt. Deshalb wird der Schreiber Lement auf dem Wagen mitfahren und sich Notizen machen. Leutnant Fenna und ich verlassen uns darauf, dass ihr euch bei dieser Mission ähnlich auszeichnen werdet wie bei dem Manöver.«
    Fenna nickte. »Agiert präzise, beobachtet und lernt, Männer! Das Land der Affenmenschen muss uns allen genauso vertraut werden wie die Schatten dieser Festung. Dann kann uns dort nichts überrumpeln und nichts schrecken. Soldat Jonis, du hast die Erlaubnis, während der Rastpausen Skizzen der Umgebung anzufertigen. Der Schreiber Lement wird diese Dokumente der Dritten Kompanie verantwortungsvoll verwalten.«
    Jovid Jonis

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