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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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benennen und von den Raubiels verlangen, dass sie dorthin liefern, aber ein eskortierter Transport drei Tage tief in der Felsenwüste ist durchaus vertragsgemäß. Die Armee spart dadurch Material und Pferde, falls etwas schieflaufen sollte. Was es aber nicht wird.«
    Der Oberst klatschte ungeduldig in die Hände. »Der langen Rede kurzer Sinn: Ihr habt gleichzeitig vier Aufgaben, Leutnants: Erstens Geleitsicherung der beiden Raubiels, zweitens Anlegen des verdeckten Proviantlagers an angegebenem Ort, drittens Vertrautmachen mit dem Gelände bei viertens sicherer Führung Eurer Kompanie, das heißt: Ihr bringt alle Eure Jungs hübsch wohlbehalten wieder zurück. Eine echte Rundummission mit allem Drum und Dran, würde ich sagen. Für eine frische Kompanie, die es noch zu etwas bringen möchte. Oder etwa nicht?«
    »Mir fällt auf«, wandte Hauptmann Gollberg sich nun an Fenna, »dass Ihr überhaupt keine Fragen zu haben scheint, Leutnant Fenna?«
    »Nein, Hauptmann. Überhaupt keine.«
    »Das wundert mich. Aber umso besser. Leutnant Gyffs noch etwas?«
    »Ja, Hauptmann. Mir ist die Abstufung der Prioritäten noch nicht ganz klar. Falls wir auf dem Hinweg angegriffen werden, soll die Ladung dann verloren gegeben werden, wenn die Raubiels nicht anders zu retten sind?«
    Der Oberst und der Hauptmann wechselten einen längeren, beinahe verzweifelten Blick. Dann antwortete der Oberst seufzend: »Priorität eins: das Leben der beiden Händler. Dem untergeordnet, weil es eine Eskortierungsmission ist, Priorität zwei: die Dritte Kompanie. Erst an dritter Stelle folgt das Anlegen des Lagers. Ausnahmsweise. Im Krieg ist das Durchführen einer Mission oft wichtiger als das Überleben, aber diese Mission zählt noch zur Ausbildung, da soll es keine Toten geben.«
    Fenna wünschte sich, Gyffs würde endlich den Schnabel halten, aber der junge weibliche Akedemieleutnant war nicht zu stoppen: »Sollte es aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein, das Lager genau an dem angewiesenen Ort anzulegen, haben wir dann in einem tolerierbaren Rahmen freie Hand?«
    »In einem tolerierbaren Rahmen immer«, antwortete Oberst Jenko nickend.
    »Und falls unterwegs der Wagen kaputtgeht oder die Pferde verunglücken – ab welchem Status soll die Mission abgebrochen werden?«
    Diesmal blies der Oberst sogar die Backen auf. »Nur, wenn es gar nicht mehr weitergeht, Leutnant Gyffs. Die Dritte Kompanie kann Kisten zur Not schultern – ich will nicht, dass die Ladung aufgegeben wird, solange noch andere Möglichkeiten bestehen.«
    »Wird uns ein Schreiber begleiten, um über die Mission unabhängig Buch zu führen?«
    »Wünscht Ihr das?«
    »Ich würde es durchaus begrüßen, ja, Oberst.«
    »Dann soll Lement auf dem Wagen mitfahren. Da kann er sich eine hübsche kleine Prämie verdienen. So, nun reicht es aber, Kinder. Diese Besprechung wird ja noch länger als die gesamte Mission. Übermorgen bei Sonnenaufgang geht es los. Die beiden Raubiels werden morgen mit dem beladenen Wagen in der Festung eintreffen. Hier ist das Kartenmaterial, zu Euren Händen, Leutnant Gyffs. Alles Gute von uns aus. Und weggetreten!«
    Gyffs und Fenna salutierten zackig, machten kehrt und stampften aus dem Büro.
    Unten auf dem Hof platzte es aus Gyffs heraus: »Ich verstehe dich nicht! Tagelang schimpfst du auf alles und jeden, zeterst bei jeder Kleinigkeit über Gollberg und Konsorten – und jetzt, wo man uns mitten hineinschickt in die Hölle: nicht einen einzigen Mucks?«
    »Die beiden haben recht, Loa: Es ist eine großartige Mission für uns. Wir kommen ins Feindesland. In einem bewältigbaren Rahmen.«
    »Langsam solltest du dich mal festlegen: Findest du Gollbergs Entscheidungen richtig oder nicht?«
    »Ich fand es falsch von ihm, uns Resea wegzunehmen. Ich finde es richtig von ihm und dem Oberst, uns diese Mission zu geben. Es ist mal so und mal so.«
    Diese Diskussion führten die beiden auch nachts noch in ihren Betten fort.
    »Überleg doch mal, Loa«, forderte Fenna. »Wir gehen ins Affenmenschenland. Da waren Hobock & Sells noch nicht ein einziges Mal. Unsere Kompanie entwickelt sich zur zweitwichtigsten in dieser Festung.«
    »Und das gefällt dir?«
    »Es ist besser, als immer nur auszubilden.«
    »Ohne gründliche Ausbildung steht aber alles auf tönernen Füßen.«
    »Du findest, dass es zu früh ist?«
    »Viel zu früh. Und was hast du plötzlich gegen Ausbildung? Das verstehe ich überhaupt nicht! Früher in Chlayst hast du doch auch nichts

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