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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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eigentlich ging.
    Der Wagen kam. Zögerlich, obwohl von Nelat angetrieben. Die Raubiels näherten sich dem Kampfschauplatz wie zwei Menschen, die kein Blut sehen können.
    Garsids zerstörter Leichnam wurde in eine Ersatzplane gewickelt und auf die Ladefläche verbracht. Jovid Jonis wurde auf eine weitere Plane gebettet und so ebenfalls hinaufgewuchtet. Ellister Gilker Kindem konnte auf eigenen Beinen gehen, wenngleich stockend und erschreckend blass. Er hatte keinerlei Kräuter erhalten gegen den Schmerz, niemand hatte etwas Entsprechendes bei sich. Es war erstaunlich, dass er nicht umkippte.
    Sensa MerDilli wehrte sich dagegen, auf den Wagen zu kommen. »Es geht schon wieder, Leutnants. Ich hatte vorübergehend Atemaussetzer, aber das ist jetzt vorbei. Ich kann laufen. Ich will laufen.« Stattdessen musste Breff Adirony Teppel genau wie Jonis auf einer Plane auf die Ladefläche gehievt werden. »Simulant!«, zischte einer der Männer dabei; Fenna glaubte, die Stimme von Kertz erkannt zu haben.
    Während Emjen Raubiel den Wagen steuerte, erbot sich seine Tochter Onida, sich um Kindem, Teppel und Jonis zu kümmern. Jonis lächelte tapfer, hustete aber manchmal, als wäre mit seinen Rippen nicht alles in Ordnung.
    »Fahrt zügig, Meister Raubiel«, wies Gyffs den Händler an. »Nehmt keine Rücksicht auf uns. Wir müssen mithalten, das wird schon klappen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass wir Kindem so schnell wie möglich zur Festung schaffen.«
    »Ich verstehe, Leutnant. Wenn die Festung nur noch eine Stunde oder so entfernt ist, können wir mit dem Wagen vorausfahren. Von da ab brauchen wir wirklich keine Eskorte mehr.«
    »Ich würde dem gerne zustimmen. Affenmenschen sind so nahe am Gebirge gewiss keine anzutreffen, aber was ist mit weiteren Panzerlöwen? Wir können kein Risiko mehr eingehen. Schauen wir erst mal, was der Tag bringt. Wir haben durch den Kampf viel Zeit verloren. Ich hoffe, wir erreichen die Festung heute überhaupt.«
    »Das schaffen wir locker, vorausgesetzt, ihr Fußgänger kommt mit unserer Geschwindigkeit klar.«
    Die nun folgenden sechs Stunden bis zur Abenddämmerung wurden zur Tortur. Die zu Fuß Gehenden mühten sich, mit dem leicht dahinrollenden Wagen Schritt zu halten, aber es war kaum zu schaffen. Fennas Bein fühlte sich an, als würde es mit jedem Schritt mehr auseinanderfransen. Behnk und von den Holtzenauen waren für solche Gewaltmärsche überhaupt nicht geschaffen. Die beiden japsten mit rasselnden Lungen dahin, bis Gyffs ihnen erlaubte, sich für jeweils eine halbe Stunde auf dem Wagen auszuruhen. Das war natürlich ungerecht gegenüber denen, die durchhielten: sie selbst, Fenna, Emara, der immer noch ab und zu aufschluchzte, Kertz, der sich zum Antreiber der Fußgängertruppe entwickelte, MerDilli, der seine Prellungen einfach ignorierte, Deleven, Ekhanner, Nelat und Stodaert, die die Zähne zusammenbissen und keinen Laut der Klage hören ließen.
    Erneut tauchten Echsengeier auf und ließen sich dort nieder, wo das Blut versickert war und das frische Aas einer Panzerlöwin lag.
    Nach zwei Stunden kam Teppel wieder zu sich. Er war nicht ganz im Bilde darüber, wo oder weshalb er sich auf dem Wagen befand, aber nachdem Onida Raubiel ihm alles erklärt hatte, bestand er darauf, zu den Fußgängern abzusteigen. Der Wagen wurde dadurch leichter, und Teppel wurde in den schnaufenden Kreis seiner Kompanie integriert, ohne dass jemand ihm Vorwürfe machte.
    Lement schrieb ohnehin alles mit, was sich ereignete.
    Kindem verlor irgendwann das Bewusstsein. »Jemandem den Arm abzubinden, geht nicht lange gut. Der gesamte Blutkreislauf gerät dabei durcheinander«, erläuterte von den Holtzenauen.
    »Schädigt das das Herz?«, fragte Nelat naiv.
    »Natürlich schädigt das das Herz, wenn man einen Arm verliert. Das schädigt den gesamten Körper, würde ich sagen!« Von den Holtzenauen war nicht nur körperlich, sondern auch nervlich am Ende. Er fühlte sich als unzulänglicher Bestandteil eines überflüssigen Zuges – als jemand, der auch in medizinischer Hinsicht niemandem von Nutzen sein konnte.
    Die Sonne sank, als bestünde sie aus glühendem Blei. Das Gebirge wucherte zwar immer höher, aber noch nicht einmal der Reitweg zur Festung war auszumachen.
    »Wir sind noch Stunden entfernt«, ächzte Gyffs.
    »Wie viele Stunden?«, fragte Fenna den Händler.
    Der spie zur anderen Wagenseite hin aus. »Vier oder fünf zu Fuß, würde ich schätzen, wobei im Dunkeln zu marschieren

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