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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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natürlich noch langsamer geht.«
    »Wir können jetzt Fackeln anmachen. Der geheime Teil unserer Mission ist vorüber.«
    »Dann trotzdem vier bis fünf Stunden. Ich biete Euch noch einmal an, Leutnant: Wenn ich die Pferdchen jetzt antreibe, kann ich mit dem Wagen in einer Stunde da sein.«
    »So machen wir es, Eremith«, schlug Leutnant Gyffs vor. »Du fährst mit, du kannst doch kaum noch einen Schritt tun. Wir anderen kommen nach.«
    »Auf keinen Fall lasse ich euch hier fünf Stunden von der Festung entfernt bei einbrechender Dunkelheit im Stich!«
    »Aber bei uns befindet sich kein dringlicher Fall mehr. Wir können, wenn es gar nicht mehr weitergeht, sogar ein Nachtlager aufschlagen und erst am Morgen weitergehen. Bis dahin ist Kindem schon längst versorgt. Oder du kannst uns von der Festung aus eine Eskorte entgegenschicken. Hobock & Sells. Oder ein paar Reiter von Hauptmann Gollberg, die uns Pferde mitbringen. Wir haben doch alle reiten gelernt.«
    Fenna wurde schwindelig, so viele Argumente drehten sich in seinem Kopf. Gyffs’ Worte klangen schlüssig. Aber diese Worte bedeuteten, dass Fenna ohne seine Kompanie zurückkehren würde zur Festung, ein Offizier ohne sein Kommando, mit einem Leichnam, einem Schwer- und einem Leichtverwundeten als vorzeigbarem Resultat. Und die junge Gyffs mit nur zehn zu Tode erschöpften Mann mitten in der Nacht, wo das Land doch schon am helllichten Tag drei Panzerlöwen ausgespien hatte.
    »Das ist nicht akzeptabel, Loa. Selbst wenn ich nach einer Stunde wieder hier ankomme, könnt ihr in den zwei Stunden inzwischen schon aufgerieben worden sein.«
    Gyffs machte ein unerwartet geringschätziges Gesicht. »Und du denkst, wenn du und der Wagen bei uns seid, sind wir sicherer? Als es heute Nachmittag Ernst wurde, warst du auch nicht da, der Wagen nicht und der gesamte Fernwaffenzug nicht. Und wir haben dennoch irgendwie durchgehalten.«
    Das stimmte. Dieser Riss, dieser Unterschied zwischen ihnen würde sich nie wieder kitten lassen. Fenna war nicht da gewesen. Gyffs schon.
    »Mit Verlaub, liebe Leutnants, ich habe noch eine andere Idee«, ließ sich nun Emjen Raubiel vernehmen. »Ihr bleibt alle zusammen, ich mache Tempo zur Festung, lade die Verletzten und meine Tochter dort ab, wechsele die Pferde und presche mit leerem Wagen, frischen Pferden und ausreichend Laternen wieder zurück. Dann kann ich euch alle aufladen, und wir können ganz gemütlich mitten in der Nacht mit dem Wagen zur Festung zuckeln.«
    »Das geht auch nicht«, sperrte sich Fenna. »Unser Auftrag lautet, Euch und den Wagen zu eskortieren, und nicht, Euch alleine loszuschicken, damit ihr uns später abholen könnt.«
    Loa Gyffs verlor jetzt die Geduld. »Eremith, verflucht nochmal, wir müssen jetzt eine Entscheidung treffen! Es gibt kein Vorgehen, das sowohl unseren Auftrag erfüllt als auch unser Überleben garantiert! Wir müssen flexibel sein. Das ist das, was jedes militärische Handbuch in einer solchen Situation von uns verlangt!«
    »Also gut. Wir haben den Proviant vergraben. Wenn wir jetzt noch bis zuletzt den Wagen eskortieren, kann uns niemand vorwerfen, dass wir unterwegs Männer verloren haben. Wir haben dann wenigstens unseren Auftrag zu hundert Prozent erfüllt.«
    »Richtig. Aber wie wollen wir das anstellen?«
    »Wir marschieren weiter. Mit Fackeln und Laternen. In der Nähe des Gebirges kann man uns ruhig sehen, hier reiten ja auch Gollbergs Leute ständig herum. Aber wichtig ist, dass wir zusammen und beim Wagen bleiben. Kindem wird, so leid es mir tut, eben durchhalten müssen.«
    »Wenn er uns jetzt wegstirbt, übernimmst du die Verantwortung?«
    »Ich übernehme die volle Verantwortung. Für alles, was schiefgelaufen ist.«
    Fenna und Gyffs maßen sich einen Moment lang mit Blicken. Dann lenkte Gyffs ein. »Also gut. Es schmeckt mir nicht, aber ich werde jetzt keine Spaltung der Kompanie erzwingen. Lass uns zusammenbleiben. Los, Männer, macht eure Fackeln an, wir marschieren weiter.«
    Sie verwandelten sich in einen golden glosenden Fackelzug. Schon bald kamen Fenna wieder Zweifel. Wäre er auf dem Wagen mitgefahren, der Wagen schnell, die Festung unterrichtet, dann hätten Gollbergs Reiter schon nach zwei Stunden mit Pferden hier sein können. So jedoch mussten sie noch fünf Stunden durchhalten. Aber andererseits: Sie durften auf ihrer ersten Mission Gollbergs Hilfe nicht in Anspruch nehmen. Das würde sie zum Gespött der Festung machen.

5

    Vom Nordturm der Festung Carlyr aus

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