Die Soldaten
zweiten Runde: Jamu Scapedo gegen Fergran von den Holtzenauen. Erneut ging Scapedo mit unbarmherziger Härte vor. Er schlug und trat nach dem Adeligen, dass diesem nichts anderes übrig blieb, als zurückzuweichen. Schließlich gelang es dem Mann aus Galliko, den Adeligen zu stellen. Dieser wich geschickt zwei wilden Schwingern aus, wurde aber von Scapedos Ellenbogen an der Schläfe getroffen. Scapedo setzte nach und stieß von den Holtzenauen mit beiden Händen hart gegen die Brust. Der Adelige strauchelte rudernd nach hinten – da sprang Scapedo hinterher und trat ihm mit dem Fuß ins Gesicht. Von den Holtzenauen stürzte, blieb kurz liegen, mühte sich dann aber wieder hoch.
»Meine Güte, Scapedo, das sollen Übungskämpfe sein, keine Gemetzel!«, ermahnte Fenna den Gallikoner.
Der blieb uneinsichtig. »Ihr habt gesagt: Keine Regeln! , Leutnant. Ich mache nur das, was mir befohlen wurde.«
»Dann sollte ich vielleicht einschränkend hinzufügen: keine Regeln, aber auch keine schwerwiegenden Verletzungen. Alles in Ordnung mit dir, von den Holtzenauen?«
Der Adelige schüttelte sich. »Mein Gesicht muss hier noch irgendwo herumliegen. Aber sobald ich es gefunden habe, bin ich wieder einsatzbereit, danke der Nachfrage, Leutnant.«
»Also schön.« Fenna brachte wieder Ordnung in die durcheinandergeratene Reihe. »Die dritte Runde beginnt. Alman Behnk gegen Garsid.«
Der kleine, dicke Behnk war immer noch im Rennen. Jetzt stand ihm der in jeder Hinsicht überlegen scheinende Glatzkopf Garsid aus Galliko gegenüber. Die beiden musterten sich, Garsid finster, Behnk grinsend wie ein Honigkuchenpferd. Plötzlich stürmte Behnk los und schmiss sich mit voller Wucht gegen Garsid. Der wollte noch ausweichen, konnte dem massigen Leib aber nicht mehr entkommen. Beide purzelten übereinander zu Boden. Aber Behnk lag oben.
»Er hat den Boden zuerst berührt! Er hat den Boden zuerst berührt!«, plapperte Behnk aufgeregt. »Auch mit der einen Hand! Ich hab’s genau gesehen, ich war ja ganz nahe dran.«
»Aber deine Knie, Behnk …«, wandte Fenna ein, der sich, genau wie die meisten anderen, das Lachen nicht mehr verkneifen konnte.
»Neinneinnein, seine eine Hand, die linke, war mit dem Handrücken auf dem Boden, bevor meine Knie ebenfalls …«
»Er hat recht«, sagte Garsid. »Meine Linke war vor seinen Knien am Boden. Es ist zwar nicht zu fassen, aber er hat wohl gewonnen.« Selbst der sonst so grimmig wirkende Garsid zeigte beinahe so etwas wie Belustigung.
»Damit steht also der erste Finalist fest: Alman Behnk«, vermerkte Fenna. Selbst der Schreiber Lement – eifrig mit Notieren und Übertragen von Punkten beschäftigt – gluckste vor Vergnügen. »Fehlt noch einer: Gerris Resea gegen Jamu Scapedo.«
Jetzt hielten alle den Atem an. Würde Scapedo wieder übertrieben hart vorgehen? Anfangs sah es so aus. Wilde Fausthiebe verfolgten Resea, der tänzelnd auswich und leise zu lächeln schien. Dann schlug Resea plötzlich zurück. Beinahe ansatzlos. Scapedos Kopf wurde dreimal nach hinten getrümmert, aber er blieb auf den Beinen. Es folgte ein echter Faustkampf ohne Handumwicklungen. Bloße Finger gegen harte Schädel. Fenna hatte sich als junger Rekrut bei so etwas einmal die Hand gebrochen, und er wusste, wie gefährlich das war. Er wollte gerade dazwischengehen, als der Kampf plötzlich endete. Resea drehte sich unvermittelt in die Deckung des Gegners hinein, bis er Rücken an Bauch stand – und dann hebelte er Scapedo über sich hinweg. Scapedos Beine beschrieben einen weiten Bogen durch die Sonne. Alle Zuschauer blinzelten geblendet. Dann krachte Scapedo schmerzhaft auf den sandigen Hofboden.
»Ich hätte dir den Arm brechen oder auskugeln können«, sagte Resea freundlich. »Ich hätte dich auch auf dem Rückgrat landen lassen können oder es dir während des Überschlages mit dem Knie brechen. Aber ich wollte nur, dass du das weißt.«
Scapedo war viel zu verwirrt, um wütend zu werden. Er schien die Orientierung verloren zu haben und eierte etwas herum, bis Fenna ihn einfing und wieder ins Glied zurückstellte.
»Somit steht das Finale fest: Alman Behnk gegen Gerris Resea. Feuert sie ruhig an, Männer!«
Behnk hatte als klarer Außenseiter mehr Anfeuerer auf seiner Seite als der stutzerhafte Resea. Der kleine, dicke Mann aus Hessely schien diese Momente auszukosten wie selten zuvor etwas im Leben. Er stand im Finale eines Kampfturniers im Hof der Festung Carlyr unter lauter angehenden Soldaten
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